Sich als ehemaliger Raucher ausgeben, obwohl nie geraucht?

vom 14.02.2018, 21:18 Uhr

Ein neuer Arbeitskollege von mir gibt vor unseren Kollegen vor, dass er nun seit sechs Monaten nicht mehr geraucht hat. Das passiert besonders in Situationen, in denen ihm eine Zigarette in der Pause angeboten wird. Bei einem näheren Gespräch mit ihm verriet er mir jedoch, dass er in Wahrheit noch nie geraucht hätte und es nur sagt, weil er gemerkt hat, dass die Reaktion der anderen auf ihn dadurch viel positiver sei. So mache er den Anschein, er habe Durchhaltevermögen und sei diszipliniert.

Ich finde es falsch, sich vor neuen Kollegen so darzustellen wie er es tut, nur um deren Bewunderung zu bekommen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Ich finde es auch durchaus positiv, wenn jemand noch nie geraucht hat. Was haltet ihr von diesem Verhalten? Würdet ihr euch als ehemaligen Raucher ausgeben, obwohl ihr in Wahrheit noch nie geraucht habt? Habt ihr dies vielleicht schon getan? Was waren die Gründe dafür?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin auch Nichtraucherin und habe noch nie geraucht. Es kann schon sein, dass einen die Leute dann vielleicht bewundern, wie toll man doch durchhält, wenn man es so sagt, dass man vor kurzem aufgehört hat und deswegen nicht mehr anfangen möchte. Aber trotzdem finde ich das ziemlich komisch. Ich finde es immer falsch, wenn man lügt und so auch in diesem Fall.

Es ist doch nicht so eine tolle und besondere Sache, für die dein Kollege da die Bewunderung einkassiert und wenn das dann mal rauskommt, dass er die ganze Zeit gelogen hat, dann wird er sich vielleicht auch fragen, ob das sein musste, wenn die Kollegen ihm dann so schnell die Geschichten nicht mehr glauben, die er so erzählt.

Vielleicht glaubt er, dass er härter wirkt, weil er ja angeblich schon mal geraucht hat. Das könnte ich mir auch noch vorstellen, aber auch das würde ich nicht so sehen und ich finde es auch gut, wenn man sagt, dass man damit noch nie etwas anfangen konnte und deswegen eben auch noch nicht geraucht hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es auch falsch wie der Kollege das macht. Lügen ist meiner Meinung nach sehr unangebracht und das kann ja auch durchaus mal herauskommen und dann hat man ein komisches Bild von ihm. Als Nichtraucher hat man doch auch durchaus Durchhaltevermögen, weil man ja ständig etwas angeboten bekommt und bei seiner Meinung bleibt und ist diszipliniert, weil man es nicht annimmt. Ich würde in dem Punkt nicht lügen, ganz einfach weil ich es schlecht finde zu lügen und dann noch so sinnlos, das muss nicht sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Hat das möglicherweise was mit Selbstschutz zu tun? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Raucher total komisch reagieren, wenn man als überzeugter Nicht-Raucher eine Zigarette ablehnt und gar nicht rauchen möchte. Dann wird meist gesagt, dass man doch gar nicht wüsste, was man verpasst und dass man doch zumindest mal probiert haben müsste. Manche Raucher sind dann richtig aufdringlich und wollen einen dann umso mehr zum Rauchen animieren.

Natürlich sind nicht alle Raucher so, wobei sie einen dann aber komplett in Ruhe lassen, wenn man eben behauptet, dass man mit dem Rauchen aufgehört hat. Lügen würde ich in dieser Hinsicht nun nicht, aber ich habe schon feststellen können, dass mehr Verständnis und Toleranz entgegen gebracht wird, wenn man als ehemaliger Raucher eine Zigarette ablehnt als wenn ein Nicht-Raucher dasselbe Angebot ablehnt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde die Idee eigentlich sogar ganz kreativ, auch wenn Lügen, um sich besser darzustellen, natürlich moralisch verwerflich ist. Aber ich muss zugeben, dass ich mich auch manchmal ein klein bisschen ärgere, wenn Ex-Raucher oder -Trinker wegen ihrer Selbstdisziplin und Charakterstärke gelobt werden, während die langweilige Bagage, die noch nie geraucht oder exzessiv Alkohol getrunken hat, entweder links liegen gelassen wird, oder sich immer noch oft genug dafür rechtfertigen muss.

Schließlich wird keiner zum Rauchen gezwungen, und Leute, die sich eine derartige Sucht zulegen, sind weder besser noch schlechter als Nichtraucher. Zwar kostet es natürlich Selbstdisziplin und Anstrengung, das Rauchen wieder aufzuhören, aber andere Leute haben dafür vielleicht gar nicht erst angefangen. Wenn man schon am Loben und Bewundern ist - ist das vielleicht keine Leistung angesichts von Pubertät und Gruppenzwang? :wink:

Meine ungeliebte Ex-Kollegin hat sich in vergleichbarer Weise auch jedes Jahr in der Fastenzeit damit gebrüstet, keinen Alkohol zu trinken. Die gute Frau war Quartalssäuferin, also war es für sie durchaus eine Leistung. Ich als Nicht-Trinkerin konnte jedoch schlecht darauf hinweisen, dass ich nicht jeden Montag total verkatert in die Arbeit gekommen und auch nach der Mittagspause nie mit Fahne zurück ins Büro geschlurft bin, wie es bei der Dame an der Tagesordnung war. Wer hat nun mehr Recht auf Lob und Anerkennung?

Außerdem kommt noch hinzu, dass ich ein privater Mensch bin, der sich nur ungern in die Angelegenheiten seiner Mitmenschen mischt. Ich kommentiere das Rauch- und Trinkverhalten meiner Mitmenschen nicht und würde umgekehrt auch nicht wollen, dass man sich in mein Privatleben einmischt. Deswegen habe ich auch schon ein paar Mal eiskalt gelogen und behauptet, in der Fastenzeit nicht zu rauchen, als man mich neugierig gefragt hat, worauf ich denn "verzichte". Dass ich sonst auch nie rauche, steht ja auf einem völlig anderen Blatt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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