Sich als Deutsche auf türkische Hochzeit einlassen?
Eine Freundin von mir ist schon seit Längerem mit einem Deutschtürken zusammen und ich würde mich auch nicht wundern, wenn bald der Heiratsantrag kommt. Nun haben die beiden aber bereits jetzt ein Streitthema, nämlich die Hochzeit.
Obwohl in Deutschland geboren, ist der Freund doch eher traditionell und möchte eine typische Hochzeit mit rund 1.000 Gästen. Meine Freundin war bereits als Begleitung bei mehreren solcher Hochzeiten dabei und empfand es als Horror. Es sind wohl auch Leute dabei, die die Braut bzw. der Mann nicht mal wirklich kennt. Außerdem ist aufgrund der schieren Masse wohl immer zu wenig Essen da und die ganze Veranstaltung chaotisch und schlecht organisiert.
Außerdem würden von den 1000 Leuten wohl nur 50 Deutsche sein und die 950 anderen Türken, die sich ja teilweise nicht mal auf Deutsch mit der anderen Familie verständigen können. Für meine Freundin ein absolutes Worst Case Szenario. Ihr Partner dagegen findet deutsche Hochzeiten lahm und würde sich auf sowas nicht einlassen. Würdet ihr euch als Deutsche auf eine türkische Hochzeit einlassen? Oder würdet ihr da lieber gar nicht heiraten?
Ich denke, dass man immer einen Kompromiss finden muss. So kann man sicherlich mit weniger Gästen und einer entsprechenden Absprache wen man unbedingt dabei haben möchte einen guten Kompromiss finden, wenn die Braut absolut nicht so heiraten möchte. Generell würde ich nicht so heiraten wollen wie es mein Partner möchte, aber ich mich unwohl fühle. Wenn das ihre schlimmste Vorstellung ist und es nur daran scheitern würde ist das doch Quatsch.
Mir persönlich hätte das nichts ausgemacht, wenn man das irgendwie bezahlt bekommt und ich vorher ungefähr wüsste wer kommt. Wobei ich generell keine Probleme damit habe auch mal Dinge anders zu machen als ich sie so aus meinem Umfeld kenne. Wenn man einen Mann mit türkischen Wurzeln heiratet und einige Hochzeiten besucht hat weiß man ja dann auch wie es abläuft, weswegen man dann ja auch sieht ob es einem gefällt oder nicht und wenn sie es nicht mag, muss man eben andere Lösungen finden.
Also wenn es schon so weit kommt, dass beide deswegen regelrecht streiten dann frage ich mich, welchen Sinn eine Beziehung überhaupt hat, wenn man sich wegen derartiger Bagatellen derartig in die Wolle bekommt. Wenn beide nicht zu einem Kompromiss fähig oder willig sind, hat doch die ganze Beziehung keinen Sinn. Für mich sieht es jedenfalls so aus, als wollte keiner von beiden von seinen Vorstellungen abrücken und das finde ich weder richtig noch nachvollziehbar.
Irgendwie versteht hier keiner von euch die Bedeutung der Hochzeit für türkische Familien. Aber das sollte jeder tun, der sich auf eine Beziehung mit einem Partner aus einer anderen Kultur einlässt. Selbst wenn die Brautleute das nicht wollen, die Familie wird tief verletzt sein, wenn die Kinder sich nicht fügen. Weinende und klagende Mütter, die mit Herzproblemen ins Krankenhaus kommen, sind da nur die Spitze des Eisbergs.
Man kann nicht weniger einladen, weil entfernte Verwandte um 28 Ecken und Nachbarn zutiefst beleidigt wären. Während bei uns Hochzeiten eine eher intime Veranstaltung in geschlossener Gesellschaft sind, ist die türkische Hochzeit ein gesellschaftliches Ereignis. Deshalb weiß man auch nie, wie viele Gäste kommen. Jede Familie erhält nur eine Einladung. Gemeint sind dann alle, die irgendwie ansatzweise zu dieser Familie gehören, auch die Enkel der angeheirateten Cousine 3. Grades.
Das Essen ist bei einer türkischen Hochzeit Nebensache, ein halbes Hähnchen mit Pommes oder Salat reicht. Hardcore-Puristen stellen den Hähnchenwagen vor den Festsaal. Es geht um das Zusammensein und das Tanzen. Das kann man nicht einfach ummodeln, wenn man nicht zig Leute beleidigen möchte.
Außerdem ist es auch eine Frage der Kosten. Da die Eltern des Bräutigams die Feier, das Brautkleid und natürlich Friseur, Kosmetikerin und so weiter für Braut, Mutter und Schwestern zahlen, darf es nicht zu teuer werden. Mithelfen geht nicht, das Geld zu haben ist ein Lebensziel. Die Eltern auf ganzer Linie versagt. Und eine türkische Hochzeit ist mit 1.000 Gästen ein Schnäppchen, dazu kommt erheblich mehr Geld rein, als ausgegeben wird.
Wo das Problem mit den deutschen Angehörigen liegen soll, verstehe ich nicht. Wenn von der Masse an Gästen einige nur türkisch sprechen, dann unterhält man sich eben mit anderen. Bei der Masse spricht man sowieso nur mit einem Bruchteil. So etwas sollte man sich eben vorher überlegen, wenn man eine interkulturelle Beziehung anstrebt.
cooper75 hat geschrieben:Irgendwie versteht hier keiner von euch die Bedeutung der Hochzeit für türkische Familien. Aber das sollte jeder tun, der sich auf eine Beziehung mit einem Partner aus einer anderen Kultur einlässt. Selbst wenn die Brautleute das nicht wollen, die Familie wird tief verletzt sein, wenn die Kinder sich nicht fügen. Weinende und klagende Mütter, die mit Herzproblemen ins Krankenhaus kommen, sind da nur die Spitze des Eisbergs.
Da hast du Recht. Einerseits bin ich keine Türkin, andererseits gehöre ich zu den Menschen, die darauf pfeifen was andere über mich denken. Also mir wäre das so ziemlich egal, wer wegen einer "kleinen" bevorzugten Hochzeit alles eingeschnappt wäre. Schließlich habe ich genug eigene rebellische Aktionen durchgezogen und Überzeugungen durchgesetzt, die in der gesamten Familie und im Umfeld als Affront und Skandal gelten. Daher kann man mich hier wohl nicht wirklich als Maßstab nehmen. Ich tue das was ich für richtig halte und nicht das, was andere mir aufzwingen wollen warum auch immer. Ist schließlich mein Leben.
Täubchen, es ja schön, dass du auf alles pfeifst. Nur scheint der Bräutigam die traditionelle Variante zu bevorzugen. Und die Gefühle deines Partners werden dir hoffentlich nicht egal sein. Es ist auch keine gute Basis für eine Ehe, den Partner von seiner Familie zu entfremden und die Angehörigen komplett zu entzweien. So einfach, wie du es darstellen möchtest, ist es nicht. Es geht nämlich nicht nur um die Folgen für sie.
Wenn deine Freundin das nicht möchte, so zu heiraten, wie es für viele Türken traditionell üblich ist, dann wird wohl niemals geheiratet. Davon kann sie fast sicher ausgehen, weil er nicht in der Lage sein wird, eine deutsche Hochzeit zu feiern nach ihren Wünschen. Denn damit würde er der Familie unglaublich weh tun, sie würden wirklich ein Theater daraus machen, das ist kaum in Worte zu fassen. Da spielt Kränkung, Ehre, Familie und Tradition eine extreme Rolle. Im Übrigen nicht nur bei türkischen Hochzeiten, sondern auch bei muslimischen Hochzeiten im Allgemeinen oder Beerdigungen!
Wenn der Freund Cousin um zehn Ecken nicht dazuholt, dann kann das sogar zu Streitigkeiten in der Familie führen. Wobei sowieso keiner auf die Idee kommt, sowas zu tun und deswegen kommst du auch locker auf 1000 Familienmitglieder, je nach Familie. Das geht nicht so einfach ablehnen, wenn man wirklich heiraten möchte, wie man denkt. Die Familie würde es dem Bräutigam sowas von übel nehmen, das geht ganz gründlich in die Hose.
Und ehrlich gesagt? Würde ich mir das wirklich an der Freundin ihrer Stelle überlegen. Ich kenne türkische Hochzeiten immer mit ausreichend Essen. Natürlich kommen da auch mal Verwandte aus der Türkei und sprechen nicht deutsch. Trotzdem hatte ich als einfache Kumpeline auf den Hochzeiten immer das Gefühl, ich gehöre als Familie dazu und wurde auch genauso behandelt.
Bei 1000 Gästen kannst Du im Schnitt davon ausgehen, dass die Braut 50 Euro pro Person kriegt, was noch der geringste Beitrag ist. Unabhängig von der Bezahlung des Brautkleids, den Friseur und die Feierlichkeit an sich. Um die 50.000,- Euro an Geldgeschenke wird sie sicherlich einnehmen und damit bin ich großzügig.
Bei meiner ehemaligen Schulfreundin waren um die 300 Leute da und es klepten so viele 500€ Scheine an ihrem Kleid, das ich dachte, was geht denn hier ab? Das Essen war da schon wichtig, aber ich glaube, dass dies vielleicht von türkischer Familie zu Familie anders ist. Doch man bekam das Gefühl, dass alles frisch und selbst gemacht war. Ich kannte nämlich nichts von all den Speisen bis auf die Süßigkeiten.
Wer eine Familie entzweien möchte, der lehnt die türkische Hochzeit, obwohl der Bräutigam da genau diesen Wunsch hat, ab. Dann noch deutsch heiraten und nicht alle einladen, alles roger. Die Ehe läuft doch auf einer hervorragenden Basis. Und im ernst, ich mag auch nicht alles, was aus dem Orient kommt, Gepflogenheiten, Gebräuche und muslimische Dinge teilweise im Allgemeinen, aber wer sich einen Mann aus dieser Region aussucht, der sollte wissen, was es für Wertigkeiten mit Hochzeit und Familie hat.
Also im Ernst? Ich würde es niemals ablehnen. Einmal auch aufgrund dessen, dass ich im Wissen bin, dass ich bei 1000 Gästen genug reinkriege, sodass ich ohne Weiteres ein Jahr lang nicht arbeiten müsste oder sogar 2 bis 3 Jahre, weil im Schnitt wirklich jeder um die 50 Euro gibt, aber meist um die 100 bis 500 Euro pro Gast! Ich habe es ja live gesehen! Deswegen würde ich alleine frecherweise "Ja" sagen.
Und ansonsten? Dann gehört die deutsche Dame zur Familie und es tut auch ein wenig der Familie gut, wenn sie sieht, die deutsche Braut respektiert die türkischen Werte, die Bräuche und Familie. Das kommt auch ihr im Grunde zu gute, denn Familie ist hier das Wichtigste und das Zusammensein auf der Hochzeit ebenfalls.
Ich denke eher, dass hier viele das nicht verstehen oder auch kennen wie es dort abläuft. Wie cooper schon gesagt hat, geht es hier vor allem um das kränken von anderen und in der Kultur ist es üblich, dass man eben die komplette Sippschaft mit schleift, alle Nachbarn und Leute mit denen man einmal etwas zu tun hatte. 1000 Leute hast du da sehr schnell zusammen, da braucht es nicht einmal eine große Familie. Es reicht schon, wenn die Familie ein Geschäft hat und dann sind Kunden ebenfalls mit der Bestandteil einer solchen Feier.
50 Euro sind da noch wenig, denn die Geldgeschenke werden laut angekündigt von wem es welche Summe gab. Da lässt sich niemand Lumpen und es gehört zum guten Ton, dass man viel gibt auch weil es laut verkündet wird. Da musst du nicht rechnen, dass einer unter 50 Euro gibt und die 50 Euro geben sind eher diejenigen die weiter entfernt vom Familienstandpunkt sind wie Nachbarn oder Freunde. Familie selbst ist meistens mit 100-500 Euro pro Nase mit dabei, je mehr, desto besser wird man angesehen auch von den anderen. Arm will da niemand gelten und 5-6 stellige Einnahmen sind keine Seltenheit.
So die Dame will also eine Feier im kleinen Rahmen und damit ihren Partner vor den Kopf stoßen der sich das traditionell wünscht? Eine wirklich schlechte Ausgangslage für eine Ehe und eine gemeinsame Zukunft, denn im kleinen Rahmen geht da nichts und mischen auch nicht. Es geht hier nicht nur um den Stand der Familie und das Ansehen der Familie unter anderen für einen Tag, so etwas wird nicht vergessen und auch immer wieder aufgewärmt, auch Jahre später. Und wäre es so schlimm? Ich meine die Dame wird auch Wünsche haben, Eigenheim, nicht arbeiten und was weiß ich, dass muss finanziert werden und wenn es so einfach geht, warum dann den komplizierten Weg gehen und Jahrelang arbeiten damit man diese Summen dafür zusammen bekommt?
Noch nicht mal auf jeder deutschen Hochzeit spricht jeder mit jedem. Auf der Feier von meinem Bruder war über die Hälfte, die ich mit dem Hintern nicht angeschaut habe oder ein Wort gesprochen. Es haben sich diverse Gruppen gerottet, die haben miteinander gesprochen oder ein paar Nettigkeiten gewechselt. Ansonsten auch nichts großes und das waren wesentlich weniger Gäste als 1000, sondern eher die typische deutsche Durchschnittshochzeit mit 80-100 Gästen die geladen waren.
Wie so überall muss man hier auch mal über den Tellerrand hinaus schauen und nicht nur den eigentlichen Tag der Hochzeit sehen, sowie auch mal auf den Partner eingehen und nicht nur seinen Dickkopf durchsetzen. Aber leider meinen die Damen immer wenn sie Braut sind, dass alles nach ihrem Willen und Kopf gehen muss und jeder nach ihrer Pfeife zu tanzen hat. Das langfristige sehen die Damen dabei nicht durch ihre romantische Verblendung und Fantasien einer Traumhochzeit. Solche Damen würde ich aber auch gar nicht erst heiraten wollen die zu blöd sind, dass man das erkennen kann und auch mal über den Tellerrand schaut, sowie nicht auf Wünsche vom anderen eingehen. Wie soll da eine Beziehung oder gar Ehe klappen, wenn es schon daran heiratet und sich die ganzen Pflichten mit in Boot holt.
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