Sexuelle Orientierung im Job relevant?
Wenn ich sowas lese, wird mir immer wieder bewusst, dass solche "christlichen Einrichtungen" völlig am Zahn der Zeit vorbeigerutscht sind. Man kann doch nicht wirklich, grade in der heutigen Zeit, eine Berufliche Karriere an dem festmachen, in welcher Art Beziehung man lebt.
Das bestätigt mir dann immer wieder, dass auch die katholische Kirche nichts anderes ist als eine Sekte. Ich habe in irgendeinem Bericht mal geschrieben, dass ich mal die Aussage gehört habe "Der Unterschied zwischen Religion und Sekte liegt in der Anzahl der Mitglieder" und es wird leider immer wieder bestätigt. Und für so einen Verein bezahle ich immer noch Steuern. Wird echt Zeit, dass ich aus dem Irrenhaus austrete.
Aber um nicht zu weit abzuschweifen. Mein Privatleben, ist mein Leben und eben privat und geht daher meinen Chef in keinster Weise etwas an. Natürlich gibt es mit Sicherheit auch Berufszweige, in denen das Tatsächlich einen Rolle spielt. Ich kann schließlich nicht als Familienminister kandidieren und dann jedes Wochenende von Swingerclub zu Swingerclub hoppeln. Das sind dann aber Personen die sehr stark in der Öffentlichkeit stehen. Da ist es schon wichtig, dass das Privatleben in Ordnung ist. Aber auch diese Menschen sind nicht davor gefeit, dass es eben nicht immer alles glatt läuft.
Kodi hat geschrieben:
Aber um nicht zu weit abzuschweifen. Mein Privatleben, ist mein Leben und eben privat und geht daher meinen Chef in keinster Weise etwas an.
Das heißt, bei deinem Arbeitgeber weiß niemand Bescheid über deinen Familienstand? Du erzählst niemals, mit wem Du in Urlaub fährst und die Wochenenden verbringst? Machen das Deine Kollegen auch nicht und alle schweigen über ihre familiären Verhältnisse? Ich finde das ehrlich gesagt ungewöhnlich. Bei uns erzählen sich die Kollegen relativ viel über ihre privaten Aktivitäten.
Es ist ja nicht nur die Kirche. Übrigens ist die evangelische Kirche zwar aufgeschlossener, als es gab es z.B. in der sächsischen Landeskirche über 100 Gemeinden, die sich dagegen ausgesprochen haben, dass gleichgeschlechtliche Partner mit im Pfarrhaus leben. In der Privatwirtschaft gibt es genug erzkonservative Branchen.
Für meinen Gatten ist es beispielsweise zwingend notwendig, verheiratet zu sein. Und seine Frau soll bitte voll hinter ihm stehen und eigentlich Hausfrau sein. Wir hatten das Glück, dass es bei uns passt. Und seit ich Kinder habe, sind einfach alle davon ausgegangen, dass die Hausfrau bin. Danach hatte ich keinen Jobwechsel mehr, der die Rechtsabteilungen der Firmen aktiviert hätte, und die Selbstständigkeit erwähnen wir einfach nicht. Auf Veranstaltungen gebe ich halt die brave Gattin.
Oder ein anderes Beispiel: ich wurde tatsächlich noch nach der Jahrtausendwende gefragt, ob der Herr Gemahl denn mit so einer Berufstätigkeit seiner Frau einverstanden wäre. Schließlich fielen Überstunden an und man müsse reisen. Das hat meinen Mann, der in der gleichen Branche ist, hat noch nie jemand gefragt. Ich habe nur geantwortet, dass ich dachte das sei ein Vorstellungsgespräch und keine Eheberatung. Aber die Reaktion, wenn ich gesagt hätte, dass meine Frau nichts dagegen hat, kann man sich lebhaft vorstellen. Einen Job hätte das wohl nicht gegeben.
cooper75 hat geschrieben:
Für meinen Gatten ist es beispielsweise zwingend notwendig, verheiratet zu sein. Und seine Frau soll bitte voll hinter ihm stehen und eigentlich Hausfrau sein.
Ich wusste gar nicht, dass es tatsächlich immer noch Arbeitgeber gibt, die solche Dinge voraussetzen. Von einer Ehe (mit einem heterosexuellen Partner, nehme ich an?) als Voraussetzung für einen Job habe ich seit langem nichts mehr gehört und hätte das zeitlich eher in den Sechzigerjahren verortet. Unter solchen Umständen würden zwei Drittel meiner Arbeitskollegen keinen Job bekommen.
Oh, den Job bekommst du auch unverheiratet, wenn du jung genug bist. Ältere bekommen selbstverständlich auch einen Posten bis zur maximal mittleren Führungskraft. Aber da sitzt man dann eben fest. Und beschweren kann man sich ja wohl kaum, denn wie möchte man nachweisen, dass der beförderte Kollege gleich oder schlechter qualifiziert ist, aber verheiratet?
Die Gesellschaft ist leider nicht so tolerant. Der Arbeitgeber muss solche Dinge aber auch nicht wissen. Deshalb haben private Dinge auf dem Arbeitsplatz nichts zu suchen. Auch wenn man nicht homosexuell ist, sollte man privates bei privatem lassen. Man weiß ja nie wer wo wie etwas dem anderen Arbeitskollegen erzählt und auf einmal weiß es die ganze Firma. Deshalb bei solchen Dingen sollte man vorsichtig sein.
Ich wundere mich doch sehr, dass in vielen Posts herauszuhören ist, dass Homosexualität nicht normal sei. Früher war das vielleicht so, aber das hat sich doch hoffentlich geändert. Man muss sich doch im Berufsleben nicht verstellen und statt des Fotos seines gleichgeschlechtlichen Partners ein Alibifoto aufstellen.
Ich kenne niemanden, der wegen seiner sexuellen Orientierung berufliche Nachteile hat, zumindest nicht in der heutigen Zeit in einer städtischen Umgebung. Auch auf dem Land sollten die Menschen durch die Medien mitbekommen haben, dass Homosexualität normal ist. Ein naher Verwandter von mir ist schwul und auf der Karriereleiter ziemlich weit oben.
Die einzige Reaktion, die er manchmal bekommt, ist die, dass Leute sich darüber wundern, wenn er zum Beispiel beiläufig erzählt, dass er mit seinem Freund da und da in Urlaub war. Denn viele haben noch das Klischee im Kopf, dass man es Männern ansehen würde, ob sie schwul sind oder nicht, was natürlich völliger Unsinn ist.
escopablo hat geschrieben:Auch wenn man nicht homosexuell ist, sollte man privates bei privatem lassen.
Würdest du sagen, dass jegliche Information über den Familienstand zu privat ist, um in der Arbeit darüber zu reden? Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber ich habe es noch nie erlebt, dass man so ein Stillschweigen dauerhaft hätte durchhalten können. Und wenn man so rein gar nichts von seinem Privat- oder Familienleben erzählt, dann kommt das wahrscheinlich auch eher seltsam rüber.
Ich finde es auch befremdlich, dass Homosexualität einerseits zwar als "nichts Schlimmes" gilt, aber andererseits doch mit "Swingerclubs" und einem "intakten Privatleben" verglichen und argumentiert wird, welches es zumindest nach außen hin zu bewahren gilt. Nicht jeder homosexuelle Mensch treibt es vogelwild quer durchs Gemüsebeet und an und für sich müsste es doch auch als "normales" Privatleben gelten, wenn zwei Männer abends auf dem Sofa sitzen und Tatort schauen, oder nicht?
Ich finde, man sieht hier sehr schön, wie die Vorurteile doch immer wieder ihr hässliches Haupt erheben, auch wenn man noch so sehr betont, man habe nichts gegen Schwule/Lesben. Aber als "normal" betrachtet man sie dann doch nicht. Deswegen kann man als Frau ja auch erzählen, dass man mit Hannes und den Kinderchen im Zoo war, aber wenn man mit "Sabine" im Zoo war (oder schlimmer noch, Hannes mit Markus), heißt es schnell: Iiiihh, können die Leute ihr Privatleben nicht für sich behalten, das hat doch im Job nichts verloren, was müssen die auch ihr Sexleben allen Leuten aufs Auge drücken, das gehört sich doch nicht, igitt.
Wenn es um Hannes' und Sabines Kinderchen dagegen geht, ist das ein völlig akzeptables Thema, auch wenn diese auch aus Sex entstanden sind. Und mir kann nach wie vor niemand erzählen, dass er/sie Berufsleben und Privates derart streng trennt, dass nie auch nur eine Silbe darüber ans Tageslicht dringt. Da schneidet man sich im Job doch genauso ins eigene Fleisch, weil man schnell als arrogant oder merkwürdig abgestempelt wird.
Gerbera hat geschrieben:Ich finde es auch befremdlich, dass Homosexualität einerseits zwar als "nichts Schlimmes" gilt, aber andererseits doch mit "Swingerclubs" und einem "intakten Privatleben" verglichen und argumentiert wird, welches es zumindest nach außen hin zu bewahren gilt.
Ja genau, das ist es, was ich sagen will. Das Privatleben eines Homosexuellen unterscheidet sich in der Regel vom Privatleben eines Heterosexuellen nur darin, welches Geschlecht der Lebens- oder Ehepartner hat. Wenn man diese private Information aber im Beruf nicht erzählen und lieber zurückhalten soll, dann darf man natürlich fast gar nichts erzählen und muss mehr oder weniger alles abblocken, was mit dem Privatleben zu tun hat. Allenfalls über die Eltern oder Geschwister kann man etwas erzählen, alles andere ist tabu. Also, wenn das nicht ebenso komisch rüberkommt, dann weiß ich auch nicht....
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