Setzt man mit Windbürgergeld falsches Zeichen?

vom 02.01.2020, 21:05 Uhr

Windräder gelten als Energiequelle der Zukunft. Alle wollen sie haben und irgendwie doch keiner - zumindest nicht vor der eigenen Haustür. Wenn in Deutschland ein Windpark geplant ist, dann dauert es nicht lange bis eine Bürgerinitiative aus der Umgebung dagegen wettert 160 Windräder sind im letzten Jahr in Betrieb gegangen, eigentlich sollten es laut Umweltamt viermal so viele sein.

Die betroffenen Anwohner sollen laut einer Idee der SPD zukünftig direkt dafür eine Abfindung erhalten, dass sie das Windrad in der Nachbarschaft dulden - mit dem sogenannten Windbürgergeld. Denn normalerweise könnte sich jeder wehren, dem die Windräder einen vorherigen freien Blick verbauen.

Normalerweise sollte man die Menschen dafür sensibilisieren eine klimafreundliche Energiegewinnung zu unterstützen und nicht mit diesem Geld betroffene Bürger zu einer Duldung "zwingen". Wie seht ihr das? Setzt man mit solchen Geldern ein falsches Zeichen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es völlig falsch solche Leute auch noch finanziell zu belohnen. Ich meine, die haben ja nicht nur was gegen Windräder. Die hätte auch was gegen das Kohlekraftwerk oder das Gaskraftwerk vor der Haustür und gegen Solaranlagen wird auch geklagt weil die Spiegelung ja stört. Bei der Biogasanlage wird Geruchsbelästigung befürchtet und der Verkehr könnte durch die Anlieferung der Bioabfälle zunehmen.

Aber Strom wollen sie trotzdem alle haben und wenn der Strom mal wieder teurer wird dann wird gejammert und das Atomkraftwerk auf der anderen Rheinseite ist auch böse.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Leute den Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit von Kraftwerken und dem Stromverbrauch unserer modernen Gesellschaft nicht sehen. Anders kann ich mir kaum erklären, warum sie auf Teufel komm raus gegen Kraftwerke demonstrieren, egal um welche Technologie es sich handelt.

Wobei auch die NIMBY-Denke eine Rolle spielt (Not in my backyard), also nach dem Motto "Kraftwerke sind nötig, aber bitte nicht in meiner Nähe". In einem anderen Forum kenne ich so eine Umweltschützerin, die sich damit brüstet, die Behörden mit ihren Petitionen gegen Windräder auf Trab zu halten. Aber woher der Strom sonst kommen soll, der verbraucht wird, kann sie auch nicht zufriedenstellend erklären.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich vergaß noch die ganzen Proteste gegen Kabeltrassen zu erwähnen, mit denen der Strom transportiert werden soll, der mit Windkraft an den Küsten produziert wird. Also selbst wenn nicht im eigenen Vorgarten ("backyard" übersetzt sich so schlecht) Strom produziert wird gibt es genug Gründe für Proteste.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



EngelmitHerz hat geschrieben:Denn normalerweise könnte sich jeder wehren, dem die Windräder einen vorherigen freien Blick verbauen.

Es geht nicht nur darum, dass der freie Blick verbaut wird. Wenn ich die bislang hier geäußerten Meinungen so verfolge, dann gewinne ich den Eindruck, dass es sich keineswegs um die Leute handelt, die sich einmal in der Nähe einer GOWIANlage aufgehalten haben. Der Schattenwurf macht einen regelrecht lalla. Dann, und das ist das Ärgerlichste, die dB-Messungen fallen aus dem Lärmimmisions-Bewertungsverfahren heraus, weil die Grenzfrequenzen im Infraschallbereich überhaupt nicht erfasst werden.

Einer Lacke- und Farbenfabrik wurde die Inbetriebnahme von Rührwerken mit in etwa vergleichbarer Schallemission über das Wochenende untersagt, die Windräder hingegen laufen Tag und Nacht und werden am Wochenende nicht per ordere de muffti einfach so 'mal abgestellt.

Ein Abstandsgebot halte ich nicht nur für richtig und auch durchsetzbar, sondern eine Zentralisierung und Konzentration in Form von Offshore Windparks für eine bessere Lösung. Das Leitungsproblem ist akzeptabel, bringt zwar auch Beeinträchtigungen, aber bei weitem nicht derartige Belästigungen, wie sie von diesen Riesenflügelrädern ausgehen. Die Tendenz geht ja dahin, GROWIANs zu bauen, die höher als der Kölner Dom sind. Und das in der Nachbarschaft?

Was sagen die Segelflugzeugfans überhaupt dazu. Abgesehen von der Verschandolierung von Wald- und Erholungsgebieten. Kurzum, es gibt bestimmt gute und noch mehr Gegenargumente. Und die Leute werden ihr Erstgeburtsrecht nicht gegen ein Linsengericht verkaufen. Wenn diese Abfindungsmentalität erst eingerissen ist, dann bauen sie Dir hier womöglich noch die ICE-Trasse vor den Balkon.

» Gorgen_ » Beiträge: 1155 » Talkpoints: 412,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gorgen_ hat geschrieben:Das Leitungsproblem ist akzeptabel, bringt zwar auch Beeinträchtigungen, aber bei weitem nicht derartige Belästigungen, wie sie von diesen Riesenflügelrädern ausgehen. Die Tendenz geht ja dahin, GROWIANs zu bauen, die höher als der Kölner Dom sind. Und das in der Nachbarschaft?

Mag ja alles richtig sein und durchaus auch verständlich. Aber irgendwo müssen wir ja unseren Strom herbekommen, wenn wir den nicht für jeden Bürger begrenzen wollen. Und dann muss man eben schon überlegen, was wir wollen. Gegen Atomkraft und auch gegen Kohle scheinen sich ja mehr und mehr Menschen zu verweigern, sofern sie nicht ihr Geld damit verdienen. Von daher muss man dann eben Kraftwerke, die auf erneuerbare Energien setzen irgendwo hinbauen.

Und das macht natürlich da am meisten Sinn, wo sie entweder am meisten Strom produzieren oder den kürzesten Weg zum Verbraucher haben. Denn große Kabel durch das Land will ja irgendwie auch wieder keiner haben, der an der Trasse wohnt. Stellt sich also die Frage, wie man das Problem konkret lösen will.

Irgendwer muss am Ende des Tages leiden und Abstriche machen. Da dürfte kein Weg daran vorbeiführen, sofern wir nicht irgendeine andere Energiequelle entdecken und wirtschaftlich nutzbar machen. Und dann muss man eben überlegen, wie man das löst. Und da macht es denke ich dann schon durchaus Sinn, darüber nachzudenken auch Nachteile für einzelne Betroffene in Kauf zu nehmen, wenn es keine bessere Alternative gibt.

Da du aber eben auch sachlich nachvollziehbare Argumente gegen solche Anlagen bringst, halte ich hier einen Ausgleich für Betroffene genauso für gerechtfertigt. Denn zum einen dürften solche Anlagen in der Nähe mit ihrer Lärmbelästigung schon eine gewisse Zumutung sein, was dann eben auch heißt, dass dort nur jemand hinzieht, der zum Beispiel weniger Miete zahlt als woanders oder dass dort schon Wohnende ihre Häuser für weniger Geld als anderswo verkaufen können. Da macht dann ein Ausgleich im Sinne eines Windbürgergeldes oder wie auch immer man es nennt schon Sinn. Denn die Gesellschaft profitiert ja auch von dem Strom und dann eben auch davon, dass das Ding nicht bei einem selber vor der Nase steht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Hier beschweren sich anscheinend diejenigen, die selber kein Haus haben. Es bedeutet eben doch eine Einschränkung und der Lärm ist bei gutem Wetter kilometerweit zu hören. Gerade die Grünen haben dies mit ihrer Klageflut möglich gemacht.

Wenn etwas gebaut werden soll, tauchen auf einmal seltene Pflanzen und Tiere auf und ein Baubiologe darf entscheiden. Vorher hat sich niemand um diese Tiere oder Pflanzen gekümmert. Nun soll es Geld gegen Zustimmung geben. Meiner Ansicht nach wird hier ein Tausch von Geld gegen Grundrechte propagiert, der sich nochmals bitter rächen könnte.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dann mach doch einen Vorschlag wie man es besser lösen kann? Weiter Kohlekraftwerke betreiben, die ordentlich CO2 in die Luft schleudern? Oder doch besser Atomenergie nutzen, obwohl wir noch immer so überhaupt keinen Plan haben, was wir mit den Abfällen machen sollen? Oder vielleicht doch eine Strombergrenze pro Person einführen, damit wir keinen zusätzlichen Strom produzieren müssen?

Wie schon oben geschrieben, kann ich ja durchaus nachvollziehen, dass direkt Betroffene ja wirklich Nachteile durch solche Windkraftanlagen haben. Und wenn man sich jetzt vor Augen hält, dass selbst Regierungspolitiker beziehungsweise -parteien überlegen, den Betroffenen schon Geld dafür zu zahlen, wenn sie solchen Anlagen zustimmen, dann haben das ja auch die Politiker verstanden. Man muss da also eigentlich kaum einem noch von Nachteilen solcher Anlagen in der Nachbarschaft erzählen.

Die Frage ist doch aber, wenn wir das jetzt auch ablehnen, welchen Alternativvorschlag die Gegner solcher Projekte bringen und in wie weit diese dann mit weniger Nachteilen verbunden sind. Natürlich kann man auch die Nordsee mit solchen Anlagen weiter zu pflastern. Wenn sich dann aber weiter in der Mitte Deutschlands alle gegen große Leitungen in den Süden verweigern, dann bringt das ja nur auch nichts, weil der Strom nicht dahin kommt, wo er gebraucht wird.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Natürlich kann man auch die Nordsee mit solchen Anlagen weiter zu pflastern. Wenn sich dann aber weiter in der Mitte Deutschlands alle gegen große Leitungen in den Süden verweigern, dann bringt das ja nur auch nichts, weil der Strom nicht dahin kommt, wo er gebraucht wird.

Genau, der NIMBY-Gedanke zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Die Hausbesitzer in der Nähe von Windkraftanlagen wollen keine Windräder in der Nähe haben. Werden die Anlagen in die Nordsee gebaut, regen sich diejenigen auf, die durch die zur Verteilung nötigen Stromleitungen beeinträchtigt werden. Aber auch der Bau von Atom- oder Kohlekraftwerken dürfte hauptsächlich denjenigen gefallen, die diese Anlagen nicht in unmittelbarer Nähe haben.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Natürlich ist es wichtig, dass wir schauen unsere Energie sauberer und emissionsfrei oder freier produzieren. Dass das nicht von heute auf morgen geht ist auch klar. Man kann das aber auch nicht zu Lasten der Bevölkerung machen. Dann kann man auch wieder Kraftwerke fördern. Ansetze für saubere Energiegewinnung, die auch zum Teil schon umgesetzt wird, gibt es mehr als genug. Die Brennstoffzelle ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit. Sie wird dezentral betrieben, kann in ganzen Clustern betrieben werden und liefert zu dem noch sauberer Energie, da bei der Umsetzung von Gas zu Energie und Wärme am Ende zum großen Teil nur Wasser übrig bleibt.

In den ländlichen Gebieten werden die Flächen ja sowieso schon mit Windrädern zu gepflastert, dann muss man das doch nicht noch in der näher von Wohngebieten oder vereinzelten Häusern machen. Städte kann man nicht Solarzellen zu Pflastern. Da gibt es genug Dächer und die Sonne kann ebenso auch von anderen Flächen her blenden. Es gab vor kurzem noch einen Artikel in dem darüber berichtet wurde, wie erneuerbare Energien genutzt werden.

In NRW sind es grade mal 3% der möglichen Flächen gewesen, die man für Solarzellen nutzen kann. Dächer von Industriegebäuden können mit Solarzellen bebaut werden und auch in Industrie Parks kann man Windräder aufstellen, ohne das Jemand dadurch belästigt wird. Fakt ist aber auch, dass von diesen Windrädern eine Gewisse Belästigung ausgeht, wo noch keiner irgendwelche Langzeitstudien dazu hat, wie sich das auf den Menschen auswirkt. Es gibt aber schon genug Berichte darüber, dass Mensche, die in der Nähe einer Windkraftanlage wohnen, über Kopfschmerzen oder Übelkeit klagen.

Da kann man dann auch die Naturschützer verstehen, denn was für den Menschen schon nicht gut ist, wird für die Tierwelt mit Sicherheit nicht besser sein. Natürlich muss was passieren wenn man nur noch saubere Energie haben will, aber das sollte alles wohl überlegt sein. Ich kann da auch keinen Vorschlag machen, wie man das am besten umsetzen kann, aber ich wage mal zu behaupten, dass das hier keiner wirklich kann, es sei denn, unter uns befinden sich ein Energieingenieur der sich ständig mit genau diesem Thema auseinandersetzt.

Auch die angesprochene Kabeltrasse ist so eine Sache, die ich durchaus nachempfinden kann. Man redet schon seit Jahren davon, dass der ganze Elektrosmog nicht gut für den Menschen ist, da wird es die Bevölkerung bestimmt nicht dazu ermutigen so eine Kabeltrasse durch den Garten bauen zu lassen. Und Strom der durch eine Leitung fließt erzeugt immer eine elektromagnetisches Feld.

Aber ich halte es tatsächlich für eine falsches Zeichen was man mit dem Windbürgergeld versucht zu setzen. Das diese Menschen eine Entschädigung verdienen, steht außer Frage. Das gekaufte Haus ist dann weniger Wert und die Belastung durch Lärm bzw. Infraschall aber auch ein möglicher beweglicher Schatten der übers Haus wandert steigt. Andererseits erkauft man sich eine Freibrief für den Bau dieser Anlagen auf kosten der Gesundheit der Bevölkerung, ohne zu wissen, wie sich diese Belastung auf den Menschen auswirkt.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^