Setzt gute Rechtschreibung Intelligenz voraus?

Normalerweise bemüht sich ja jeder um eine ordentliche und korrekte Rechtschreibung. Manchen gelingt das ganz gut und andere wiederum haben damit enorme Probleme. Nun frage ich mich bei dieser Problematik auch oftmals, ob denn eine gute Rechtschreibung auch ein Maß an Intelligenz voraussetzt. Was meint ihr denn dazu, sind intelligente Menschen die besseren „Rechtschreibler“ oder hat das Eine mit dem Anderen weniger zu tun?

Rechtschreibung ist im Grunde etwas, das man sich einprägen und im Gedächtnis behalten muss. Intelligenz hat damit weniger zu tun, was man auch schon daran sieht, dass es Menschen mit einer diagnostizierten Lese-Rechtschreib-Schwäche keinesfalls zwangsläufig an Intelligenz mangelt, auch wenn Betroffene von manchen Leuten immer noch gerne als dumm hingestellt werden.

Die korrekte Schreibweise eines Wortes durch Gehör oder wie auch immer herauszufinden, wenn man sie nicht kennt, ist bei vielen Wörtern gar nicht möglich, daher ist es im Prinzip eine Form von auswendig lernen, wobei Intelligenz einem nicht großartig weiterhilft. Menschen, die mit der Rechtschreibung Probleme haben, haben eben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwäche in einem bestimmten Hirnbereich, genauso, wie auch Menschen, die schlecht im Rechnen sind. Zwangsläufig dumm ist aber weder der eine, noch der andere.

Man ist nicht automatisch dumm, nur weil man keine Rechtschreibung versteht. Es gibt ja auch durchaus intelligente Menschen, die schlecht schreiben. Entweder man hat da ein Händchen dafür oder eben nicht. Wir sind ja auch nicht alle gleich, man kann auch nicht immer alles perfekt. Rechtschreibung ist außerdem auch etwas, was sich verändert, wo man dran bleiben muss um gut zu sein.

Und was ist mit Menschen, die an einer Lese- und Rechtschreibschwäche leiden? Auch Analphabeten sind nicht dumm, ich finde solche Behauptungen ziemlich gemein. Mathematik liegt mir leider überhaupt gar nicht und viele Leute kennen sich besser mit Technik aus als ich - vor allem meine Freunde. Die müssen mir immer helfen, wenn mein Computer spinnt. Bin ich deswegen nun auch weniger intelligent?

Ich war kurzzeitig auf dem Gymnasium gewesen und meine Sitznachbarin war ein sehr schlaues Mädchen gewesen, wobei sie eine Lese- und Rechtschreibschwäche hatte. Sie hat aber auch sehr viele Bücher und vor allem Fantasyromane verschlungen, weswegen auch die Lehrer meinten, dass man ihr ihre Schwäche gar nicht mehr anmerkt. Ich würde es so gemein finden, wenn jemand sagen würde, dass sie und viele andere Menschen weniger intelligent sind. Was ist übrigens mit Menschen, die ausgewandert sind? Wenn man eine Sprache erst im Erwachsenenalter erlernt, dann ist die Rechtschreibung meistens auch nicht perfekt.

Da spielen sicher viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Das Erkennen von Schrift als Schrift scheint eh ein sehr komplexer Vorgang zu sein. Wenn man jetzt eine Fremdsprache lernt, die eine andere Schrift verwendet, dauert es ja Jahre, bis das Gehirn die Schriftzeichen nicht mehr als Bilder wahrnimmt. Vorher wäre man kaum in der Lage handschriftliche Notizen oder stilisierte Schriftarten auf dem Computer zu lesen.

Intelligenz ist sicher auch einer der Faktoren, die zu einer guten Rechtschreibung führen und sei es nur deshalb, weil ein intelligenter Mensch wahrscheinlich mehr ließt, weil er die Texte einfacher verstehen kann als ein weniger intelligenter Mensch. Und wenn man ein Wort oft genug sieht prägt man sich die Rechtschreibung auch irgendwann ein.

Ich habe mal nachgeschaut, wie viele Menschen von der gern bemühten Legasthenie betroffen sind und Google sagt mir, dass das etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind. Das ist recht wenig im Vergleich zu den Leuten, die ihre schlechte Rechtschreibung und Grammatik auf Legasthenie schieben. Da bekommt man ja teilweise wirklich den Eindruck, dass davon fast jeder irgendwie betroffen sei.