Seriöse Wissenschaftler im Unterhaltungsfernsehen?

vom 28.08.2015, 12:43 Uhr

Heute habe ich mir eine interessante Reportage über Wissenschaftler und Medien angesehen, da diese zunehmen unglaubwürdig werden. Gefragt wurde dort auch, ob es seriös ist, wenn anerkannte Wissenschaftler zum Unterhaltungsfernsehen gehen, um dort ihre Bücher populärer zu machen und mehr Publikum zu bekommen. So beispielsweise auch der Mathematiker Günter Ziegler. Viele seiner Wissenschaftskollegen fanden seinen Auftritt im Fernsehen eher erschreckend, da Stefan Raab ihn auch nie hat ausreden lassen. Ziegler selbst konnte damit aber umgehen und meinte nur, dass die Sendung auch gar nicht dafür da sei, ihn ausreden zu lassen.

Denkt ihr, dass es gut ist, wenn seriöse Wissenschaftler sich auch mal im Unterhaltungsfernsehen blicken lassen oder machen sie auf euch deswegen direkt einen weniger glaubwürdigen Eindruck. Ich selbst finde das nicht schlimm, denke aber nicht, dass sie damit viel erreichen. Untere Bildungsschichten werden sich die Bücher solcher Wissenschaftler nicht kaufen, nur weil sie bei RTL aufgetreten sind. Wie seht ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich sehe kein Problem damit, wenn Wissenschaftler auch mal ihr Büro oder ihr Labor verlassen und ihre Projekte und Forschungsinteressen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Manche schreiben Bücher zu hoch speziellen Themen, die auch der Laie verstehen kann, andere Kollegen treten eben im Fernsehen auf. Wenn der- oder diejenige in Fachkreisen einen guten Ruf hat und auch unter ihresgleichen Anerkennung findet, sollten den Fachleuten daraus auch jobintern keine Nachteile erwachsen.

Beispielsweise habe ich schon festgestellt, dass etliche Historiker, die mir aus dem Studium als absolute Fachleute und Autoritäten bekannt waren, ihre Gesichter für diverse Historien-Dokus hingehalten haben, die ja auch nichts weiter sind als Unterhaltungsfernsehen. Das nimmt ihren Aussagen ja nicht den Wert.

Als weiteres Beispiel fällt mir Prof. Harald Lesch ein, der ja ständig in den Medien auftaucht und sogar eigene Sendungen moderiert, in denen er physikalische Probleme volksnah aufbereitet. Deswegen ist er nicht weniger ein hoch qualifizierter Physiker und Naturphilosoph mit Lehraufträgen an unterschiedlichen Hochschulen.

In meinen Augen ist Wissenschaft im weitesten Sinne sowieso kein Privileg einer Oberschicht, mit dem man die "unteren Bildungsschichten" nicht belästigen soll. Ich finde vielmehr, dass jeder das Recht hat, sich dafür zu interessieren, wie die Welt funktioniert und dass es erst einmal zweitrangig ist, ob man sich dafür an der Uni einschreibt oder den Fernseher anschaltet.

Deswegen tun auch "seriöse" Wissenschaftler der Gesellschaft in meinen Augen eher einen Gefallen, wenn sie der breiten Masse der Nicht-Physiker, -Historiker, oder -Astronomen von den spannenden Dingen erzählen, die sie herausgefunden haben.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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