Senioren nicht besuchen, da es letzter Abschied sein könnte?
Ein Paar fuhr sonst schon mal einmal im Jahr Verwandtschaft besuchen, die ca. 600 km entfernen wohnen. Besonders eine Tante besuchen sie dort gerne, die mittlerweile in einer Art betreutem Wohnen lebt und wo die Bekannten dann auch eine kleine Wohnung während der Zeit mieten konnten. Mittlerweile ist die Tante schon 94 Jahre alt.
Nun möchte der Mann dieses Jahr gerne wieder diese Tante besuchen fahren. Aber seine Frau möchte eigentlich nicht so gerne. Sie meint, dass der Abschied jedes mal so schlimm wäre, weil man eben nicht wüsste, ob man sich nochmal wieder sieht. Daher wäre es dann immer sehr traurig und emotional. Im letzten Jahr ging es der Tante nicht gut und sie musste den Besuch leider absagen.
Sollte man dann nicht gerade einen geliebten Menschen noch so oft wie möglich besuchen? Sollte man den traurigen Abschied da nicht lieber in Kauf nehmen, so lange man die Person dann eben nochmal wieder gesehen hat? Würdet ihr wegen des traurigen Abschiedes lieber auf den Besuch verzichten? Könnt ihr das durchaus nachvollziehen?
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man so auf den Abschied fixiert ist. Warum macht man da nicht das beste aus der Situation? Wenn ich an das letzte Treffen mit meinem Großvater denke, dann denke ich nicht an den Abschied, sondern an die schönen Momente des Treffens. Dasselbe gilt für meine Oma als ich sie das letzte Mal lebend gesehen habe. Daher verstehe ich nicht, wie man mit so viel Angst durchs Leben gehen kann. Das ist in meinen Augen nicht mehr normal und ein Fall für den Therapeuten.
Für mich wäre ein Abschied kein Hindernis, meinen Großvater zu besuchen. Das einzige, was mich an Besuchen hindern kann sind eben private Verpflichtungen wie eben die Arbeit. Früher hatte ich eine Mehrfachbelastung, weil ich neben dem Studium zwei Jobs hatte, um mich über Wasser zu halten und dann wohn(t)e ich noch so weit weg, dass man nicht mal eben vorbeifahren kann nach der Arbeit. Trotzdem besuche ich ihn so oft es geht und meine Zeit es ermöglicht.
Aber wenn man schon die Zeit und Gelegenheit hätte, aber nicht hinfährt, weil man Angst hat, ist das in meinen Augen ziemlich erbärmlich und charakterschwach. Ich freue mich jedes Mal meinen Großvater zu sehen, weil er dann so ein Strahlen in den Augen bekommt und glücklich ist. Diese Augenblicke werde ich trotz Abschied nie vergessen, selbst wenn man sich nie wieder sehen sollte. Ich schaue auf das Positive und nicht auf das Negative. Wenn man immer nur das schlechte sieht, warum lebt man dann überhaupt? So ein Leben ist für mich nicht lebenswert.
Natürlich ist es in dem Alter unangenehm, wenn man weiß, dass die Person bald sterben könnte, aber deswegen sollte man sie dennoch besuchen. Man kann doch nicht sagen: "Wir können dich nicht besuchen, weil der Abschied so emotional ist und du bald sterben kannst." Das ist nicht nett und so würde das ja auch keiner sagen.
Wenn man es wirklich nicht hinbekommt, weil man es aus irgendwelchen Gründen nicht ertragen kann und es mehr Belastung als Freude ist, sollte man fern bleiben. Bei einer Person, die das aber geistig noch mitbekommt finde ich das nicht schön. Ich gehe beispielsweise den Opa meines Mannes nicht regelmäßig besuchen, sondern nur wenn ich das auch wirklich psychisch hinbekomme. Er ist dement, sitzt im Rollstuhl und ihm geht es teilweise verdammt schlecht. Seine eigenen Kinder erkennt er meistens nicht mehr.
So etwas fällt schwer, aber ich kann das einfach nicht immer, weil ich auch nicht heulend vor ihm stehen möchte oder mich an manchen Tagen einfach nicht belasten kann damit. Letztendlich kennt er mich vielleicht noch, mochte mich immer, aber er erkennt mich nicht mehr und wenn es mir zu sehr wehtut schaffe ich das einfach nicht. Wobei das auch eher selten ist das ich gar nicht gehe, aber man muss auch auf die innere Stimme hören.
Letztendlich muss das jeder selber entscheiden, aber man kann doch einen tollen Tag haben und der Abschied sollte dabei keine große Rolle spielen. Natürlich vermisst man sich und vielleicht fließen auch ein paar Tränen aber das ist doch nichts gegen den schönen Tag den man zusammen hatte.
Mir ging es da mit meinem Opa ganz genauso. Ich habe auch geschaut, dass ich ihn so oft wie möglich besuchen konnte. Obwohl auch eine weitere Fahrtstrecke zwischen uns lag und das für mich nicht immer so leicht war. Am Ende hat er mich sogar teilweise gar nicht erkannt, dass war schon schlimm. Aber ich bin trotzdem hingefahren und hab wenigstens seine Hand gehalten. Als ich dann irgendwann die Nachricht bekommen habe, dass er verstorben ist, war ich doch froh, dass ich ihn zuvor einige Male gesehen habe. Das war für mich dann sogar eine Art kleiner Trost.
Ich würde auch eher das positive sehen und eben die gemeinsame Zeit nutzen. Ich könnte mir vorstellen, dass man sonst vielleicht sogar irgendwann bereut, dass man den Menschen nicht öfter oder nochmal besucht hat. Das stelle ich mir dann schon schlimm vor.
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