Senioren die feste Bindung zum Tier haben - gefährlich?
Meine Großmutter hat sich leider mit zwei ihrer Töchter zerstritten und die dritte wohnt außer Landes. So hat meine Großmutter natürlich nicht oft Besuch und ist häufig alleine. Sie hat zwar noch Freundinnen und andere Verwandte, die sie ab und an sieht, aber ansonsten tut sich nicht viel und ihr Mann ist vor Jahren verstorben. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie sich darum gekümmert einen neuen Partner zu finden, allerdings ist sie in dieser Hinsicht bereits mehrfach enttäuscht worden, so dass sie die Suche jetzt aufgegeben hat.
Seit kurzem gibt es nun einen Vogel um den sie sich kümmert. Eigentlich gehört dieser einer Nachbarin, die ihn vorbeigebracht hat, da sie verreist ist. Nach einigem hin und her hat es sich nach der Wiederkehr der Nachbarin aber ergeben, dass meine Oma den Vogel behalten darf, da die Nachbarin sehr oft verreist und immer jemanden braucht, der das Tier pflegt, so dass sie sich entschieden hat, den Vogel abzugeben.
Meine Oma hängt seitdem an dem Vogel und es ist gar nicht mehr denkbar, dass sie selbst verreist. Meine Eltern haben sie dazu überreden wollen uns dieses Jahr zu besuchen, aber meine Oma wollte einfach nicht. Sie meinte, dass sie das Tier auf keinen Fall alleine lassen könnte und es käme auch nicht in Frage, dass eine andere Nachbarin oder Freundin sich um das Tier kümmert. Das Problem ging über die artgerechte Pflege des Tieres hinaus, denn meine Oma behauptete, das Tier würde sie vermissen, wenn sie verreist und das wolle sie nicht.
Meine Eltern waren schon etwas genervt von diesem Benehmen, aber man kann nichts dagegen tun. Meine Oma hat offenbar ihre ganze Liebe und Fürsorge auf das Tier projiziert und lässt davon nun auch nicht ab. Das Tier wird vermenschlicht und steht nun sogar über der Familie, da meine Oma nicht bereit war, uns zu besuchen. Auf der einen Seite denke ich, dass es gut ist, dass meine Oma sich nun um etwas kümmern kann, aber auf der anderen Seite kommt mir diese Fürsorge krankhaft vor.
Kennt ihr auch Senioren, die ihre ganze Lebenskraft in die Fürsorge eines Tieres stecken, weil sie sich einsam fühlen? Findet ihr das in Ordnung oder geht das manchmal schon zu weit? Was kann man dagegen unternehmen und wie kann man meine Oma davon abbringen den Vogel über die Familie zu stellen?
Ich glaube auch nicht wirklich, dass der Vogel deine Großmutter vermissen wird oder dass er bei Nachbarn schlecht aufgehoben wäre. Aber es ist nun mal so, dass der Vogel immer bei ihr ist. Er ist für sie eine echte "Bezugsperson". Ein Besuch bei deinen Eltern wäre aber nur vorübergehend und bald wieder vorbei. Und danach säße sie wieder recht einsam in ihrer Wohnung, wenn es den Vogel nicht gäbe. Daher kann ich schon irgendwie verstehen, dass ihr der Vogel wichtiger ist.
Wahrscheinlich würde der Vogel deine Oma nicht wirklich vermissen, aber ich kann schon verstehen, dass sie das gerne glaubt. Sie ist ja alleine und wird da sicherlich auch manchmal einsam sein. Da wird ihr das Haustier sicherlich gut tun und auch helfen, damit sie sich eben gebraucht fühlt.
Ich denke, dass man das auch so akzeptieren sollte. Die Oma könnte doch den Vogel einfach mitnehmen, wenn sie euch besuchen kommt. Dann muss er für diese Zeit zwar in einem kleineren Käfig wohnen, aber das wird ja nicht für ewig sein. Ich würde ihr anbieten, dass sie ihren gefiederten Freund mitbringen kann oder einfach, dass ihr sie besuchen kommt.
Im Alter muss man sich eben an das binden, was man hat um nicht einsam zu sein. Ich kann mir also schon vorstellen, warum ein Tier, was jeden Tag bei einem ist schon ein bisschen wichtiger erscheint als die Familie, die man ab und zu mal besucht. Gefährlich finde ich ihr Verhalten nicht. Einsam würde das Tier ohne sie sicherlich auch ein bisschen sein, aber vermissen würde der Vogel deine Oma in der kurzen Zeit sicherlich auch nicht.
Ich würde an eurer Stelle versuchen mal zu ihr zu fahren, den Vogel kennenzulernen oder auch zu sehen und dann kann man sicherlich auch gut miteinander reden und die Zeit genießen und ihr würde es damit besser gehen.
Es gibt Menschen, die bauen nach vielen Verlusten und eben Enttäuschungen eine enge Bindung zu Tieren auf. Oftmals handelt es sich allerdings um Tiere, wo Mensch durchaus mehr mit anfangen kann. Eben mit Hunden oder Katzen. Andere von mir aus auch einen Affen oder was es sonst noch so als Haustiere gibt. Doch ein Vogel, wenn nicht gerade ein gesprächiger Papagei ist in meinen Augen sowas von langweilig, dass ich da gar keinen Bock drauf hätte.
Nun kann das schon gefährlich werden, wenn die Seniorin sich einredet, nicht mehr raus zu gehen oder kaum, weil der Vogel sie vermisst. Es ist wohl weniger so, dass der Vogel sie vermisst, sondern scheint sie ohne die kleine Labertasche namens Vogel und Piepmatz nicht leben kann, weil sie ihn vermisst. Das ist natürlich auch vollkommen in Ordnung, aber es muss auch irgendwie Grenzen haben.
Man muss daher schon aufpassen, dass sich die Omi nicht zu sehr einengt und dem Vogel mehr Aufmerksamkeit schenkt, als dem alltäglichen Leben. Sonst wird sie weiter vereinsamen und irgendwann sind dann Tiere die einzige Rettung aus ihrem Dilemma. Viele fangen beispielsweise an, sich immer neue Tiere zu holen.
Man muss solche Sachen immer mit einem ersten Auge betrachten, um im Ernstfall mal einschreiten zu können. Sonst ist die enge Bindung zu einem Tier auch nicht schlimm, sondern etwas schönes.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum manin diesem Fall nicht einfach die Oma mit dem Vogel besucht, wenn die Oma sich schon nicht räumlich von dem Vogel trennen möchte und einem Nachbarn die Fürsorge in ihrer Abwesenheit auferlegen möchte. Ich finde es falsch, wenn man alleine der Oma oder dem Vogel die Schuld an der Vereinsamung gibt und selbst nicht aktiv wird. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg eben zum Propheten.
Der Vogel ist für die Großmutter die Ersatzfamilie geworden und von daher ist es auch kein stellen über die eigene Familie, sondern es ist als gleichwertig zu sehen. Wundern muss man sich über das Verhalten auch nicht, der Mensch ist ein Rudeltier der soziale Kontakte braucht. Sind diese nicht mehr gegeben, dann sucht er sich etwas anderes und das kann ein Tier sein dem die ganze Aufmerksamkeit geschenkt wird oder auch ein Gegenstand der dann vermenschlicht wird und alles auf ihn übertragen wird.
Die Familie scheint es aber auch nicht zu begreifen, dass der Vogel für die Großmutter einen entsprechenden Stellenwert eingenommen hat und versucht einfach nur das ganze wieder zu zerstören. Von daher kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass die Großmutter keine Lust hat auf die Familie die das einfach nur lächerlich findet und eine eigene Meinung dazu hat. Also entweder die Familie bezieht den Vogel mit ein oder ich sehe einfach schwarz. Entweder man Besuch Großmutter Zuhause bei ihrem Vogel oder man bietet ihr an, dass der Vogel mit zu Besuch kann und sie sich nicht von ihm trennen muss.
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