Seminaraufgaben stellen die nicht in Vorlesung drankommen?

vom 24.11.2015, 08:45 Uhr

Derzeit sind viele meiner Kommilitonen ein wenig sauer auf einen Professor an meiner Uni. Dieser gestaltet das Seminar zu seiner Vorlesung immer sehr schwer und das obwohl es sich für uns um ein Nebenfach handelt. Die Aufgaben aus dem Seminar haben meist gar nichts mit der Vorlesung zu tun.

Besucht man die Vorlesung, dann kann man mit den Seminaraufgaben eigentlich gar nichts anfangen. Man versteht gerade so, um was es geht. Lösen kann man sie aber nicht. Auch mit Hilfe eines Lehrbuches hat man Mühe die Aufgaben zu lösen, da die Vorlesung einen einfach nicht auf diesen Schwierigkeitsgrad vorbereitet.

Ist es bei euch auch so, dass Aufgaben in den Seminaren teilweise nichts mit der Vorlesung an sich zu tun haben? Findet ihr das dennoch in Ordnung, da das Seminar den Vorlesungsstoff vertiefen soll? Oder regt euch sowas auch auf, da man meist kaum genug Zeit hat um sich so tief in den Stoff einzuarbeiten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde sagen, das ist an der Uni mehr oder weniger normal geworden. Wenn man den Dozenten darauf anspricht, dann antwortet so einer meist, dass ihr jetzt nicht mehr an der Schule seid und dass ihr lernen sollt, euch selbstständig Wissen zu recherchieren. Das ist nämlich der Sinn und Zweck, den Studieren eigentlich hat: Dass man denken lernt und lernt sich Wissen in Eigenregie zu beschaffen.

Ja, heute ist es in vielen Veranstaltungen üblich geworden, dass man an der Uni mit Wissen überschüttet wird, das man halb erwärmt bei der nächsten Klausur unverdaut auskotzen muss. Manche nennen das mittlerweile verächtlich Klausur Bulimie. Das hat noch weniger mit Uni zu tun.

Ich verstehe deine Klage, dass man eigentlich zu wenig Zeit hat, um heute da so weit in der Tiefe zu arbeiten. Aber der Fehler ist für mich nicht die Anforderung, das zu tun, sondern eher der Zeitmangel, der dadurch begründet wird, dass man für die Klausur Bulimie so viel Zeit mit Auswendig lernen verschwenden muss.

Auch wenn die Leistungen durch das Auswendig lernen vergleichbarer werden oder besser gesagt, sich objektiver messen lassen, sinkt für mich unter dem Strich das Niveau an den Unis, wenn es hauptsächlich auf Büffeln und nicht mehr auf Denken heraus läuft.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke, dass es eigentlich normal ist, dass man im Studium auch selbst mitdenken und sich auch einiges selbst erarbeiten muss. Es ist eben nicht so wie in der Schule. In der Schule war es ja normal, dass einem die Lehrer gesagt haben, was man wissen muss. Man wusste dann auch, dass genau das in der Klausur drankommen wird. Im Studium ist es nicht so. Natürlich sollten die Vorlesungen und Seminare auf die Klausuren vorbereiten und auch Wissen vermitteln, aber es ist ja nicht damit getan, sich einfach nur in die Vorlesungen zu setzen und aufzupassen.

Bei mir im Studium war es auch normal, dass man sich immer viel selbst erarbeiten musste. Es wird einem eben nicht immer alles in der Vorlesung vorgekaut, sondern man muss auch selbst viel tun. Man muss sich dann auch einfach mal einen Nachmittag in die Bibliothek setzen und verschiedene Bücher zur Hand nehmen, um daraus zu lernen. So eine Vorlesung ist ja auch viel zu kurz, damit der Dozent nun alles Relevante erklären kann und auch noch so, dass es jeder versteht. Normalerweise muss man dann aber selbst nach tiefgründigen Informationen suchen und sich diese dann gegebenenfalls selbst beibringen.

Ich finde es also schon normal, dass einem Aufgaben gestellt werden, die so in der Art nicht im Seminar oder in der Vorlesung besprochen wurden. Normalerweise bekommt man ja zum Anfang des Semesters eine Literaturliste, auf der alle Bücher stehen, die für das Seminar von Bedeutung sein könnten und die der Professor so empfiehlt. Wenn man sich an diese Liste hält und immer wieder diese Bücher zur Hand nimmt, um mit ihnen zu arbeiten, dann sollten die Aufgaben normalerweise schon gut zu schaffen sein.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich sehe das ganze Thema zwiegespalten. Mich würde hier mal interessieren, wie hoch die Durchfallquote bei diesem Dozenten ist. Das wäre wichtig zu wissen, wenn man die Frage vernünftig beantworten möchte. Es ist schon wichtig, dass man als Student selbst auch mal die Initiative ergreift und sich Wissen selbst aneignet.

Die Schulzeit ist schließlich vorbei, man ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Allerdings gibt es auch Veranstaltungen mit einer sehr hohen Durchfallquote. So hatte ich mal einen Professor, bei dem betrug die Durchfallquote 95 Prozent und da kann mir dann keiner erzählen, dass die Studenten alle zu faul waren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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