Selbstständige die ihre Arbeit unter Wert anbieten
Hier Umsatzsteuerpflicht auf jeden Fall vermeiden wollen schreibt ein User, dass er für das Lektorat oder Schreiben einer Seite einen Arbeitslohn von 45 Euro verlangt. Eine andere Userin meinte, sie würde sich, falls sie die Leistungen benötigen würde, jemand suchen, der die Leistung günstiger anbietet. Ich gehe mal stark davon aus, dass man sicherlich jemand finden kann, der die Leistung günstiger anbietet. Nur sagt der User, der 45 Euro verlangt, auch klar, dass er von dem Job auch leben muss. Die Unkosten gedeckt sein müssen und so weiter. Sicherlich fallen nicht wirklich viele Unkosten an.
Allerdings muss man seine Arbeit ja auch nicht für Dumpinglöhne anbieten. Wobei es eben sicherlich Leute gibt, die die selbe Arbeit für 10 oder 20 Euro anbieten. Ob das angemessen ist, ist sicherlich Ansichtssache. Ob die Leistung gleichwertig ist, ist sicherlich auch noch ein Punkt.
In der Handarbeitsszene erlebe ich allerdings ähnliches. Ich habe schon Leute gesehen, die einen Topflappen für eine Euro anbieten. Selbst gehäkelt natürlich. Die Wolle mag vielleicht einen Wareneinsatz von 50 Cent betragen. Somit hat man ja 50 Cent Gewinn gemacht. Was aber nicht bedacht wird, dass die Arbeitszeit zumindest Ansatzweise vergütet werden sollte. Man Strom braucht, um Licht in dem Raum zu haben, in dem man häkelt. Die Wolle ja auch irgendwie ins Haus gekommen sein muss. Und die Häkelnadel ja auch mal Geld gekostet hat und irgendwann mal ersetzt werden muss. Das mögen nun nur Centbeträge sein, die sich aber bei 100 Topflappen ziemlich hoch rechnen.
Ich habe irgendwann mal einen Bericht einer Bloggerin gelesen, die oft gefragt wird, ob man nicht ein Kleid oder ein Shirt für das Kind nähen kann. Die Bloggerin schrieb klar, dass sie alle Kosten mit ansetzt. Also die Zeit der Stoffauswahl, das Papier für den Schnitt, Stoffe, Garn, Maschinennutzung und so weiter. Die meisten Leute würden dann kein Kleid oder Shirt mehr wollen. Wobei sie die Arbeitszeit nur teilweise ansetzt. Sie sagt aber klar, sie will sich nicht unter Wert verkaufen und sie hat auch sonst genügend Aufträge.
Sie schreibt auch, dass sie es nicht verstehen kann, wenn selbst gemachte Kleidung zu günstig verkauft werden oder eben nur der Materialpreis plus einen kleinen Zuschlag berechnet werden. Ist die Arbeitszeit der Herstellerin denn nichts wert?
Ich bekomme relativ häufig mit, dass Selbstständige ihre Arbeit unter Wert verkaufen. Ich kannte mal eine Frau die einen Büroservice angeboten hat und einen Stundenlohn von 7 Euro genommen hat. Ich selbst habe zu der Zeit schon weit über 10 Euro in einem Angestelltenverhältnis verdient. Und als Selbstständige muss man ja auch noch Steuern und Versicherungen bezahlen.
Warum verkaufen so viele Selbstständige ihre Arbeit unter Wert? Das bringt doch im Endeffekt nur weniger Einnahmen, mit denen man seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann oder eben einfach mehr Aufträge annehmen muss, was auch wesentlich mehr Arbeitszeit bedeutet.
Ich denke mal, dass sie eben nur die Einnahmen sehen und sich scheuen viel dafür zu verlangen um mehr Kundschaft zu haben. Wer günstig anbietet bekommt vielleicht auch mehr Kunden. So kann man zwar nur wenig Gewinn machen, aber man hat eben Kunden, was als Neuling in der Branche nicht immer leicht ist.
So etwas kann in der Tat aber wirklich nach hinten losgehen. Man muss ja auch Steuern zahlen, die ganzen Versicherungen und das ist ja nicht gerade wenig, wenn man selbstständig ist. Deswegen muss man wirklich gut rechnen um am Ende nicht pleite zu gehen, was diese Menschen, die sich unter Wert verkaufen sicherlich schnell sind.
Allerdings muss man seine Arbeit ja auch nicht für Dumpinglöhne anbieten. Wobei es eben sicherlich Leute gibt, die die selbe Arbeit für 10 oder 20 Euro anbieten. Ob das angemessen ist, ist sicherlich Ansichtssache. Ob die Leistung gleichwertig ist, ist sicherlich auch noch ein Punkt.
Ja, das muss man nicht, da hast du recht. Aber ich bin eben bestrebt, immer etwas auch möglichst günstig zu bekommen und wenn der eine für etwas 45 EUR will und der andere macht es für die Hälfte, dann nehme ich das günstigere Angebot. Man schaut vielleicht auch nochmal online in irgendwelche Bewertungsportale, damit man nicht bei einem Pfuscher landet, aber grundsätzlich will man doch möglichst wenig ausgeben oder? Wenn jemand dennoch genügend Aufträge hat, dann ist es doch ok.
Warum verkaufen so viele Selbstständige ihre Arbeit unter Wert? Das bringt doch im Endeffekt nur weniger Einnahmen, mit denen man seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann oder eben einfach mehr Aufträge annehmen muss, was auch wesentlich mehr Arbeitszeit bedeutet.
Ich denke, dass es manchmal Sinn macht, weniger zu nehmen als andre. Wenn man beispielsweise etwas relativ schnell machen kann, wenig Aufwand hat und sich mit der Qualität nicht so Mühe gibt, das für einen geringen Preis aber dennoch angenommen wird, dann kann es sich dennoch mehr lohnen, als für einen hohen Preis richtig viel Zeit investieren zu müssen. Wenn etwas viel kostet, dann haben Leute ja auch hohe Ansprüche an dieser Sache. Den besten Weg sehe ich daher darin, dass man differenziert - es lohnt sich manchmal, viel zu investieren und sich Zeit zu nehmen, wenn man dafür viel bekommt, aber bei anderen Sachen reicht es auch aus, auf billig zu setzen und weniger Qualität zu liefern, wenn das dennoch akzeptiert wird.
Und nicht jeder bekommt so viel Geld für das, was er anbietet, wie er dafür haben will oder wie man als „angemessen“ sehen würde. Es sind auch schon Leute daran gescheitert, dass das angebotene Produkt fast keiner zu dem damit verbundenen Preis haben wollte. Man muss immer schauen, ob man auch tatsächlich etwas verkaufen kann.
Das hat man auch im Handwerk. Ich gehe etwa normalerweise zu einer günstige freien Werkstatt, die in einem nicht so schicken Gebäude von dem Meister und seinem Sohn betrieben wird. Die sind beide immer etwas ölverschmiert, wenn sie einem entgegenkommen, die haben auch keine Sekretärin und die bieten einem auch keinen Kaffee an, die haben noch nicht mal Sitzmöglichkeiten in der Werkstatt, denn dafür ist die zu klein. Aber ich bezahle dort auch wenig und manchmal auch nur Minibeträge für die Kaffeekasse.
Bei einem anderen Wagen muss ich aber in die Markenwerkstatt - wegen der Garantie. Dort arbeiten viele, die haben mehrere Sekretärinnen, haben Sitzmöglichkeiten, alle sind sauber gekleidet, man bekommt einen Kaffee, wenn man warten muss, alles sieht toll aus und es ist auch entsprechend teurer. Wäre das mit der Garantie nicht, würde ich nur zu der günstigen Werkstatt gehen. Die bieten weniger, aber mir ist der Service nicht wichtig, ich möchte lieber sparen. Und das gilt doch generell, man hat immer die Wahl zwischen viel Angebot und hohen Preisen oder wenig Angebot und geringen Preisen.
Das Internet macht es möglich, dass plötzlich viele Menschen "selbstständig" etwas dazu verdienen. Und das ist eben genau der Punkt, sie verdienen nur etwas dazu.
Ich bleibe mal beim Texten und nehme als Beispiel Textbroker. Das Unternehmen ist seriös und zahlt zuverlässig an die Schreiber aus. Es kümmert sich um alle Belange und erlaubt ohne großen Aufwand einen netten Nebenverdienst. Da schreiben ganz viele Menschen, die entweder eine "normale" Arbeit haben, studieren oder beispielsweise ALG 2 erhalten.
In alle diesen Situationen kann leicht und bei freier Zeiteinteilung etwas dazuverdient werden. Sozialabgaben fallen nicht an, zumindest so lange keine Grenzen überschritten werden. Das ist für viele Leute attraktiv und lohnt sich durchaus. Das sieht erst anders aus, wenn man tatsächlich davon leben möchte.
Meist wird dann auch nur die Seite betrachtet, die sie dort als Autor kennen lernen. Das sind 1,3 Cent pro Wort für flüssig lesbare Texte und 4 Cent pro Wort für professionelle Texte. Das Unternehmen nimmt aber von Kunden 2,2 bzw. 6,5 Cent pro Wort zuzüglich Umsatzsteuer und einer Auftragspauschale von 35 Cent pro Auftrag. Das ist durchaus fair, schließlich nimmt das Unternehmen den Autoren viel Arbeit ab.
Der Fehler passiert meist dann, wenn jemand, der bisher so gearbeitet hat, komplett davon leben möchte. Um wirklich leben zu können, sollten die Arbeiten schon eine professionelle Qualität aufweisen und mehr Wissen vorhanden sein, als für die Aufträge dort nötig ist. Dafür zahlen die Kunden aber schon in diesem einfachen Auftragsportal 6.5 Cent plus Umsatzsteuer. Also braucht niemand große Scheu davor zu haben, das auch zu verlangen. Er muss sich Kunden suchen, er muss Zahlungsausfälle einkalkulieren und Abgaben leisten. Nur wird das eben gerne übersehen oder als zuviel empfunden.
Diese niedrigen Werte entstehen durch nebenerwerbliche Tätigkeiten. Wer sich als Hauptberufler davon unter Druck setzen lässt, der kommt unweigerlich unter die Räder.
Selbst vor Jahren, als reine Textarbeiten noch wesentlich besser bezahlt worden, hat man für eine DIN A4 Seite nur um die 15 bis 20 Euro bekommen. Von daher sind 45 Euro total überzogen und man sich nicht wundern, wenn man dann keine Aufträge bekommt. Ich habe jetzt mal grob im Internet geschaut, aber da liegen aktuell die Preise zwischen 10 und 12 Euro, wenn man keine Recherche machen muss.
Auch beim Thema Handarbeiten habe ich meine Erfahrungen. Und da kosten Auftragsarbeiten auch ihr Geld. Wenn ich allerdings nur Reste verwerte, dann biete ich die auch recht günstig an. Da geht es mir einfach nur darum, dass ich die Reste los bin und verarbeitet bekommt man bei der Menge mehr, als wenn sie unverarbeitet verkaufen würde.
Ich biete nur zu einem kleinen Teil reine Textarbeiten an. Eine ordentliche Optimierung von Online-Texten ist ohne Fachwissen nicht möglich. Dazu kommt dann noch das Fachwissen, was sich bei mir besonders auf Bauen, Sanieren, Versicherung und Finanzen bezieht, da finden sich eher weniger andere Anbieter. Dazu kommen noch sichere Kenntnisse im Bereich Österreich und der Schweiz. Wobei das ein Witz ist.
Texter aus diesen Ländern "schulen" auf unser Deutsch um und deutsche Texter eignen sich die regionalen Besonderheiten an. Meine Kunden sind meist größere Unternehmen oder Agenturen, die Großaufträge abwickeln. Die Preise waren vor zwei drei Jahren ein wenig im Keller, aber mittlerweile wird verdammt gut gezahlt.
Wo liegt das Problem an Preisen ab 45 Euro pro Normseite? Das ist der Text in der Regel mehr als Wert. Wenn man sich nur so eine einfache Seite zum Versicherungsvergleich anschaut, dann ist der Preis spottbillig. Man muss bedenken, was für nur einen einzigen über diese Seite abgeschlossenen Vertrag gezahlt wird. Ich schreibe auch garantiert keine Aktienbewertung, unter die jemand anderes seinen Namen setzt, für 20 Euro. Es geht um so viel mehr als nur den reinen Text.
Das fängt bei der Analyse der Suchmaschinenanfragen an und endet bei der Umsetzung und der stetigen Anpassung an die sich verändernden Rankings. Das ist für die Unternehmen immer noch ein sehr gutes Geschäft. Denn einen angestellten Texter müssten sie auch dann bezahlen, wenn er eine kreative Denkpause macht und Kaffee schlürft oder im Park spazieren geht. Ich plane diese Zeiten zwar in mein Angebot ein, aber wenn es schlecht läuft, dann liegt das Risiko allein bei mir.
Vergleichst du hier nicht Äpfel mit Birnen? Denn Aufträge, wo man auch entsprechende Analysen machen muss, sind was anderes, wie nur der reine Text zu einem Thema, wo man vielleicht auf ein oder zwei Seiten die Fakten zusammen tragen muss. Kleines Beispiel als Gegenstück zu deiner Arbeit, wo man keine großartigen Recherchen und Analysen machen muss.
Ich hatte vor Jahren einen großen Auftrag mit jeweils einer Seite zu verschiedenen Themen im Bereich Hochzeit. Der Aufwand für die Recherche hielt sich in Grenzen, so dass man mehr oder weniger sofort schreiben konnte. Und da sind 15 bis 20 Euro pro DIN A4 Seite ein reeller Preis.
Wieso vergleiche ich Äpfel mit Birnen? Ohne diese zusätzlichen Arbeiten ist ein Text fürs Web nicht sinnvoll. Er mag den Leser toll informieren, nur leider findet er diesen Text nicht bei einer einfachen Suche.
Den Wert eines Textes bestimmt zu einem großen Teil der Inhalt. Mode, Freizeit und Technik sind eher schlecht vergütet, außer es wird sehr speziell. Steuern, Finanzen und ähnliche Themen bringen deutlich mehr ein. Die anderen Punkte, die bei der Preisgestaltung viel ausmachen, sind ein vorgegebener Lesbarkeitsindex, eine einfache oder eine besonders hochwertige WDF*IDF-Optimierung. Ob diese Optimierung nur den erstellten Text betrifft oder die Webseite, in die der Text eingebettet wird, berücksichtigt werden soll.
Ob eine HTML-Formatierung gewünscht wird und wie anspruchsvoll die sein soll. Muss ein vom Auftraggeber vorgegebenes Wording beachtet werden oder nicht? Welche Recherche ist nötig oder sind diese Vorarbeiten bereits erledigt? Geht es um einen Text oder muss ein ganzer Redaktionsplan für viele Wochen oder Monate erstellt werden? Einfach einen Text schreiben reicht in den wenigsten Fällen aus.
Wie soll man eigentlich eine Seite DIN A4 abrechnen? Da weiß der Kunde vorher doch gar nicht, was er bekommt. Ich empfinde schon das Abrechnen nach geschriebenen Worten als nicht ganz glücklich. Aber mancher Kunde kann sich darunter einfach besser vorstellen, welche Leistung er erhält. Aber eine Seite?
Wenn nach Seiten abgerechnet wird, dann ist die Schriftgröße und damit eigentlich auch die Wort- oder Zeichenzahl vorgegeben. Denn man kann ja nicht mehr schreiben, wie auf die Seite passt. Aber es ist eben ein Unterschied, ob man nur das Thema und eine eventuelle Keyworddichte vorgegeben bekommt oder noch entsprechend optimieren muss. Das fällt dann eben nicht mehr unter den Aspekt der Texterstellung und daher kann man da auch die Preise nicht mehr direkt vergleichen.
Für mich fällt das alles ganz selbstverständlich in den Bereich des Texters. Wenn es nur darum ginge, einen schönen und gut lesbaren Text zu schreiben, dann braucht man keinen Texter. Wie hoch die Ansprüche mittlerweile geworden sind, zeigt sich gut bei Textbroker. Die hatten vor zwei Jahren massig Aufträge, weil mögliche Kunden dachten, dass es so auch günstiger geht. Und heute? Auftragsflaute in offenen Aufträgen und massig Arbeitsrückstände bei den betreuten Accounts. Aber dafür zahlen die Kunden dann auch ab 1.500 Euro aufwärts. Für weniger Budget bieten die diesen Service gar nicht an. Für den Texter da bleibt alles gleich, aber die Firma übernimmt die ganzen Arbeiten drumherum und die End-Optimierung. Es sind doch gerade diese "Kleinigkeiten", die diese Arbeit relativ selten und eben auch teuer machen.
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