Selbstmord in der Familie - könnt ihr damit leben und wie?

vom 18.02.2015, 23:32 Uhr

In meiner Familie gab es vor längerer Zeit einen Selbstmord. Dies war, wenn ich ehrlich bin, keine große Überraschung und dennoch war es natürlich ein ganz großer Einschnitt. Die Person hatte schon viele Jahre schlimme Depressionen und jeden Tag damit gekämpft und leider den Kampf verloren. Wir können eigentlich alle gut damit umgehen. Irgendwie bin ich auch stolz auf die Person, weil sie es so lange geschafft hat dem nicht nach zu gehen und dafür einen passenden Moment gesucht hat. Er war ein Kämpfer und das sollte eine Vorbildfunktion haben.

Meiner Meinung nach muss man es akzeptieren, dass die Person sich so entschieden hat, wobei es aber durchaus um einiges mehr weh tut, wenn es plötzlich kommt mit der Todesnachricht. Wir haben alle damit leben gelernt und können seine Entscheidung akzeptieren. Wie war das bei euch? Macht ihr euch Vorwürfe oder könnt ihr die Person auch verstehen?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Für jemanden, der Psychologie studieren will und Psychologin werden will, liest sich dein Beitrag aber doch ziemlich komisch. Gerade wenn diese Person krank war und an Depressionen litt ist sie nicht sie selbst gewesen und hat aus reiner Verzweiflung gehandelt und dass keiner ihr geholfen hat war ihr Schicksal. Dass sie so lange gekämpft hat und es die Angehörigen gewusst haben, dass sie kämpft ist traurig. Denn man hätte helfen können. Gerade bei Menschen mit Depressionen muss man eingreifen. Es kommt ja nicht von heute auf morgen, dass die Menschen depressiv sind und sich das Leben nehmen.

Stolz auf einen depressiven Menschen zu sein, der den Kampf verloren hat, weil ihm keiner geholfen hat ist schon ein komischer Gedanke. Du schreibst, dass er einen passenden Moment gesucht und gefunden hat sich umzubringen. Gibt es diesen passenden Moment überhaupt?

Ich habe in meiner Verwandtschaft auch einen Fall von Selbstmord. Es war eine weitläufige Cousine von mir, die angedroht hat, wenn der Mann sie verlässt, dass sie sich umbringt. Sie hat Tabletten genommen. Hat aber gleichzeitig auch mehrere Leute vorher angerufen. Leider ist sie dann im Tablettentaumel die Treppe hinuntergefallen, als man bei ihr geschellt hat und sie öffnen wollte. Eigentlich wollte sie gerettet werden und wollte nur ihren Mann damit an sich binden. Das ist auch krank und eine seelische Störung gewesen.

Ein wirklich gesunder Mensch wird sich bestimmt nicht umbringen und deswegen wäre ich eher ein Typ Mensch, der sich fragen würde, wie ich diesem Menschen hätte helfen können. Aber ich könnte nicht stolz auf die Tat sein. Die Aussage von einer angehenden Psychologin ist sehr befremdlich für mich.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Bei allem Respekt, aber ich finde, man merkt ganz deutlich, dass du keine Ahnung hast, wovon du redest. Wer sagt denn, dass depressive Menschen im vollkommenen Besitz ihrer eigenen Gedanken und Taten sind? Ich bin selbst depressiv gewesen, diese Krankheit ist gerade bei Blutsverwandten schon häufiger und ich kann nur sagen, dass ich keineswegs stolz darauf wäre, wenn sich einer aus der Familie umbringen würde.

Ich würde eher vor Scham im Boden versinken, aber nicht, weil sich jemand umgebracht hat, sondern weil alle anderen zu "faul" waren, dagegen etwas zu unternehmen. Meine jüngere Cousine ist sehr depressiv, verdrängt es aber immer und bevor sie irgendwann explodiert weil das Fass voll ist, habe ich mich so intensiv mit ihr darüber gesprochen, dass sie sich geöffnet hat und ihre Gefühle rausgelassen hat. Durch diese "Gesprächstherapie" ging es ihr schon nach einiger Zeit etwas besser. Es ist wichtig, dass man depressiven Menschen zuhört und sie nicht abstempelt als "stell dich nicht so an".

Willst du jetzt jedem Depressiven als Psychologin zum Selbstmord raten oder was? Das finde ich extrem befremdlich und unter diesem Aspekt würde ich dir eher davon abraten, Psychologin zu werden. Du hast offenbar keine Empathie und hast auch keine Ahnung wovon du redest. Wenn man depressiv ist, ist man zwangsgesteuert, man weiß nicht genau was man tut und ist wie gefangen in seinem eigenen Körper.

Wie oft hatte ich schon Isolationsphasen und deswegen auch Angst vor engen Freunden und Verwandten, auch wenn ich wusste, dass das rational total unbegründet ist. Aber man handelt dann nunmal aus Zwang, weil die Stoffwechselstörung im Gehirn das Denken und Handeln beeinflusst, auch wenn man sich dagegen wehren möchte.

Deswegen finde ich es umso heftiger, zu behaupten, dass ein Depressiver bei einem Suizid selbstständig entschieden hat, dass er nicht mehr leben wollte. So eine Denkweise ist einfach nur armselig und ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass du dir das nur einredest, damit du dir keine Vorwürfe machen musst, dass du nicht eingegriffen und ihn vor dem Suizid bewahrt hast. Es ist immer leichter zu sagen, dass andere Schuld sind, anstatt selbst einzugestehen, dass man etwas hätte unternehmen können.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Irgendwie bin ich auch stolz auf die Person, weil sie es so lange geschafft hat dem nicht nach zu gehen und dafür einen passenden Moment gesucht hat. Er war ein Kämpfer und das sollte eine Vorbildfunktion haben.

Ich bin ein wenig sprachlos, dass man schreibt, dass ein depressiver Mensch sich getötet hat und dass man stolz darauf ist, dass er so lange mit der Depression gelebt hat ohne sich umzubringen. Dann bin ich auch sprachlos, dass man von einem "passenden Moment" schreibt. Sorry, aber wann ist für einen depressiven Menschen der passende Moment und wann ist überhaupt der passende Moment und wenn doch alles gewusst haben, dass er depressiv ist, wo waren die Leute, die für ihn da waren?

Ramones hat geschrieben:Meiner Meinung nach muss man es akzeptieren, dass die Person sich so entschieden hat, wobei es aber durchaus um einiges mehr weh tut, wenn es plötzlich kommt mit der Todesnachricht. Wir haben alle damit leben gelernt und können seine Entscheidung akzeptieren. Wie war das bei euch? Macht ihr euch Vorwürfe oder könnt ihr die Person auch verstehen?

Wenn ein Mensch sich umbringt, ist das nie eine rationale Entscheidung. Denn ein gesunder Mensch würde niemals den Freitod wählen. Wie kann man akzeptieren, wenn sich jemand das Leben nimmt. Das könnte ich höchstens dann akzeptieren, wenn jemand körperlich sehr krank ist und einfach nicht mit dieser Krankheit weiter leben möchte weil sie unheilbar ist. Und das würde mir schon schwer fallen.

Ich würde mir wahrscheinlich die größten Vorwürfe machen, wenn sich in meiner Umgebung jemand umbringt und ich nicht für diesen Menschen da sein konnte. Besonders, wenn ich doch psychisch kranken Menschen mal helfen will, wie du es doch machen willst oder habe ich da in deinen anderen Beiträgen was falsches gelesen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Leider muss ich Dir sagen, dass ich glaube, dass man nie mit dem Tod eines Menschen endgültig abschließen kann. Schon gar nicht, wenn die betreffende Person sich selber dazu entschieden hat, seinem oder ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Denn auch wenn man die Beerdigung und alles hinter sich hat, so wird man sich früher oder später immer Mal wieder fragen, was man nicht erkannt haben könnte, um den Selbstmord verhindern zu können.

Selbstmord bedeutet im Klartext ja irgendwo auch, dass eine Person nicht mehr mit sich, dem Leben oder Umfeld zurecht kam. Finanzielle Probleme können ein Auslöser sein, die Trennung eines Menschen, der Verlust des geliebten Menschen oder eben psychische Ursachen. Auch wenn diese Faktoren alle vorhanden wären, fragt man sich immer, ob man es hätte merken können oder nicht.

Ich glaube man lernt einfach nur damit zu leben, dass die betreffende Person nicht mehr unter uns weilt, aber letzten Endes wird es weiterhin kaum möglich sein, dass Prozedere nachzuempfinden oder zu vergessen. Damit Leben lernen klingt daher wohl besser, weil es nichts anderes ist, als ein Lernprozess, weil man geliebte Menschen ohnehin nicht verlieren mag.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich hatte auch in weiter Ferne in der Verwandtschaft einen Cousin, der Selbstmord begangen hat. Es war so, dass er zuckerkrank war und sich in der Nacht auch immer den Wecker gestellt hat, um Insulin zu spritzen. Doch eines Nachts hat er einfach "vergessen" aufzustehen und sich zu spritzen. Deshalb gehen wir davon aus, dass er nicht mehr leben wollte.

Ich selber war eine Zeit lang noch in engem Kontakt, weil er zu meiner Clique gehörte, da er etwa im selben Alter war. Immer sehr still und alle Probleme in sich hinein fressend, aber dennoch auf andere bedacht, beehrte er uns mit seiner Anwesenheit. Umso mehr traf mich natürlich die Nachricht seines Todes.

Aber ich konnte es auch sehr gut nachvollziehen und es war so, dass ich ihm nicht böse war. Ich war aber traurig, dass ich ihn nicht aus der Reserve locken konnte, als ich noch Kontakt mit ihm hatte. Allerdings denke ich auch, dass es jeder selber entscheidet, wann sein Leben fertig ist und somit habe ich mich damit abgefunden.

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