Selbstkritik bei Karriereplanung eher hinderlich?
Meine Chefin ist leider so gar nicht fähig zur Selbstkritik und ist absolut beratungsresistent. Sie hat nur Effizienz im Kopf und wenig (echte) Menschlichkeit. Auch achtet sie sehr stark auf Prestige und in Selbstdarstellung ist sie einsame Spitze. Leider führt das dann dazu, dass reihenweise Mitarbeiter gehen, weil sie es hier nicht mehr aushalten. So ist schon knapp ein Drittel gegangen, ein weiteres Drittel denkt darüber nach und sucht schon nach anderen Jobs.
Ich sprach gestern mit einer Kollegin darüber und kann ehrlich gesagt so gar nicht verstehen, wie man so wenig Selbstreflektion haben kann und wie man nicht merken kann, dass man vielleicht auch selbst irgendwo "Schuld" daran ist, dass so viel qualifiziertes Personal die Flucht ergreift. Meine Kollegin meinte dazu nur, dass Selbstkritik bei so hohen Karrierezielen eher hinderlich wäre und man das nicht schaffen würde, so weit zu kommen, wenn man nicht übermäßig von sich überzeugt wäre und damit jede Form von Kritik abprallen lässt. Wie denkt ihr darüber? Meint ihr, dass da was wahres dran ist? Oder kommt es eher auf die Branche an?
Als Mitarbeiter kann einem nichts besseres passieren als ein Chef, der Mitgefühl und Menschlichkeit hat. Sicher würde in dieser Firma jeder gerne arbeiten und vielleicht auch etwas mehr leisten als bezahlt würde.
Anderseits ist es doch oft so, dass es gerade Menschen auf den Chefsessel schaffen, die auf niemanden Rücksicht nehmen und nur versuchen möglichst rasch in diesen zu kommen. Aber es kann schon auch mit der Branche zu tun haben, leider hast du nicht dazu geschrieben, in welcher du arbeitest.
Ich bin mir nicht sicher, wie viel an dem Klischee, dass es nur die ganz harten Hunde, die über Leichen gehen, in hohe Positionen schaffen, wirklich dran ist. Je höher man steigt, desto dünner wird bekanntlich die Luft, und wenn man seine Fähigkeiten wirklich realistisch einschätzt und auch mal einem Besseren den Vortritt lässt oder sich generell eher zurücknimmt, kannst du leider Gottes immer noch viel zu oft zusehen, wie die inkompetenten Volltrottel, die groß aussprechen und die Ellbogen ausfahren, an dir vorbeiziehen.
Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass das Vorurteil nicht ganz unberechtigt ist, auch wenn sicher auch der Neid eine Rolle spielt oder die Tatsache, dass Vorgesetzte sich auch mal unbeliebt machen müssen, um wiederum ihre eigenen Vorgesetzten oder die Presse zufrieden zu stellen.
Und die Branche spielt natürlich auch eine Rolle. Wenn das Unternehmen sich im Dschungel des Kapitalismus behaupten soll, geht es oft härter zu als in weniger profitorientierten Sektoren. Nur leider trifft man da auf die Kandidaten, die aus purem persönlichen Spaß an der Freude ihre Mitarbeiter herumschubsen und nicht, weil ihnen der eigene Chef im Nacken sitzt.
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