Selbstgebackene Kuchen in Kindergärten verbieten?

vom 11.09.2019, 10:48 Uhr

In Bayern sorgt ein Kindergarten mit dem Verbot, selbstgebackene Kuchen mitzubringen, für ziemliche Furore. Der Kindergarten selbst, schiebt jedoch einige Eltern vors Loch, denn diese hätten ja hygienische Bedenken angemeldet. Auch die Begründung, dass sich einige Kinder ja ausschließlich Bio ernähren würden und somit außen vor blieben, erscheint mir etwas fadenscheinig. Nun versucht man seitens des Kindergartens die Wogen etwas zu glätten und eine einvernehmliche Lösung zu finden. Was haltet ihr denn von dieser Aktion? Wärt ihr auch dafür, dass man das Mitbringen selbstgebackener Kuchen in Kindergärten verbietet oder findet ihr solch ein Vorgehen unmöglich?

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» friedchen » Beiträge: 1313 » Talkpoints: 940,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In erster Linie geht es ja soweit ich weiß darum, dass man aus hygienischen Begründungen verbieten möchte, selbstgebackene Kuchen mitzubringen. Aus diesem Grund kann ich die Bedenken oft verstehen. Jetzt stellt man sich vor, da ist ein Kuchen verunreinigt und ein Kind reagiert in irgendeiner Weise negativ darauf. Wer haftet denn dann? Also versteht ihr, was ich meine?

Wenn es aber darum geht, dass der eine bitte keine Schweinefleisch-Salami mitnehmen soll, der andere bitte mehr Gemüse mitnehmen soll usw. Dann platzt mir da leider schon etwas der Kragen. Ich denke, dass Kinder essen sollten, was sie mögen, solange es eben nicht ständig ungesund ist. Ich war selbst mal klein. Ich habe gerne ein Salami-Toast gegessen oder mal ein Nutella-Toast, dann aber auch tagelang nur Obst und Rohrkost mitgenommen. Ich mochte es aber auch, Trinkpäckchen zu trinken und das sollte ja wohl auch „Mal“ in Ordnung sein.

Es gibt in meiner Umgebung Kindergärten/Kitas, die gewisse Lebensmittel wie Schweinefleisch aus Rücksicht auf Muslime verboten haben. Gleichzeitig auf Bio-Kost zurückgreifen möchte oder den Eltern vorschreiben, dass Nutella nicht in Ordnung ist sowie die Capri Sonne. Dafür habe ich eben kein Verständnis.

Denn es gibt eben viele Kinder, die einfach nur das essen und dann ist man doch als Mama froh, wenn sie wenigstens etwas essen. Man stelle sich vor, dass ein Kind nichts zu sich nimmt, weil er sonst nur gerne Nutella isst. Oder der andere nur Salami auf dem Brot mag. Das ist vielleicht nicht gesund, aber besser, als nichts zu essen.

Wenn es jedoch darum geht, dass es Mütter gibt, die gerne Kuchen mitgeben für andere Kids, Essen usw. Dann muss man eben darauf achten, dass dies hygienisch ist und das geht nur, wenn einer von der Kita darauf achten kann, wie etwas zubereitet wurde, was gemacht wurde usw.

Es gibt also zwei Seiten. Die eine verstehe ich, die andere wenige und die andere muss man nicht verstehen, wenn es um generelle Verbote geht. Man muss da vielleicht mal gucken, wie das weiter geht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Was ich unmöglich finde, ist die moderne Empörungskultur. Wegen der Bedenken einiger Elternteile meint es die Leitung des Kindergartens gut, indem sie lieber Vorsicht statt Nachsicht walten lässt. Und nun geht ein Vater auf die Barrikaden und zettelt einen Aufstand an, weil seine dreijährige Tochter seinen garantiert wohlschmeckenden und prächtig aussehenden Kindergeburtstagsüberraschungskuchen ( :wink: ) welchen er in fünf Stunden seiner kostbaren Freizeit aufopferungsvoll zubereitete, nicht in den Kindergarten mitbringen darf.

Nun frage ich mich doch allen Ernstes: "Geht's noch? Sonst keine Probleme?" Da ist die Prinzessin gerade einmal drei Jahre alt und der Vater, der das kleine Wunder für den Nabel der Welt hält, macht schon jetzt einen Aufstand, als wäre der Kleinen echtes Unrecht geschehen. Das ist für mich einfach nur lächerlich und ich habe es in fünf Minuten wieder vergessen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da kann ich mich nur anschließen. "Empörungskultur" ist ein schönes Wort. Und dazu kommen noch die modernen sozialen Medien, die aus jedem Furz in den Kies gleich ein Drama von nationalem Ausmaß machen können, wenn die richtige Zielgruppe getroffen wird.

Sprich: Ich sehe das Problem auch nicht beim selbst gebackenen Geburtstagskuchen. Dagegen gibt es sinnvolle und logische Argumente, von der Hygiene (auch wenn das vielen nicht gefällt) über Allergien und Unverträglichkeiten, die nicht jede Dreijährige vom Zettel ablesen kann, bis hin zu den Spleens der Eltern, was das Fressi ihrer Prinzen und Prinzessinnen angeht.

Und letzten Endes bleiben Arbeit und Ärger beim chronisch unterbesetzten und -bezahlten Personal, das dann die Wahl hat, Klein-Herodes mit Ausschlag heimzuschicken und Drohungen der Eltern zu ernten oder Klein-Erna zu vermitteln, dass sie den superleckeren Kuchen in Einhornform mit Glitzer nicht mal anschauen darf, weil ihre Eltern jede Form von Zucker strengstens verboten haben. Da habe ich volles Verständnis, dass sich nicht jede Kita eine eigene Rechtsabteilung mit Notfallpsychologen leisten möchte.

Aber dann gleich mit Unterschriftensammeln anzufangen und einen Riesenterz wegen nichts und wieder nichts zu veranstalten, finde ich erheblich absurder als den Kinderchen ihren Geburtstagskuchen aufzunötigen. Dann soll der Papa doch einen Sack voll Dreijähriger nebst Erziehungsberechtigten zu sich nach Hause einladen und selber den Spaß damit haben, wenn die Krümel in den Teppich eingearbeitet werden, Kevin kotzt und Herodes von den enthaltenen Nüssen seinen Ausschlag bekommt. Und ich dachte immer, Elternsein sei so anstrengend und fordernd, dass die armen Leute für nichts mehr Zeit und Energie haben und nicht mal mehr zum Kacken kommen. Aber für den Zwergenaufstand bleibt dann doch immer Zeit?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Was soll denn an normalem Kuchen hygienisch so bedenklich sein? Das Zeug wird gebacken und zwar bei Temperaturen, die Keime nicht überleben. Und die Leute, die in der Lage sind einen Kuchen zu backen, wissen sehr wahrscheinlich auch, dass man den fertigen Kuchen nicht auf den Boden wirft oder im Katzenklo parkt. Und die Torten, die mit warmen Temperaturen und unterbrochenen Kühlketten nicht so gut klar kommen - weil Cremefüllung, frisches Obst und solche Sachen - gab es zumindest zu meiner Kindergartenzeit nicht im Kindergarten.

Ich finde das "Essen in der Kita" Theater langsam total lächerlich. Erst waren die veganen Kitas dran, dann die schweinefleischreien und jetzt die kuchenfreien. Man könnte echt meinen, dass die Menschen keine anderen Probleme habe. Trotz überzeugtem Atheismus wünsche ich mir fast, dass Religionen wieder Trend werden, dann hätte das mit der Ersatzreligion Ernährung vielleicht ein Ende.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich frage mich eher, was da passiert sein muss, damit man hygienische Bedenken als Argument nimmt um so etwas zu verbieten. Wie unsauber muss man denn da gearbeitet haben oder was muss da vorgefallen sein? Ich kenne keinen Kindergarten, der das so handhabt. In unserem Kindergarten war dieses Jahr ein Sommerfest und da haben viele einen Kuchen gebacken, ich hatte auch 2 Kuchen gemacht. Wie das nun mit der Hygiene beim Backen bestellt war kann ich bei den anderen Leuten nicht sagen, aber im Kindergarten wurde da schon darauf geachtet.

Ich denke, dass da auch viel übertrieben wird. Dies wird aber auch immer mehr gefördert, der Trend geht immer mehr dazu sich im Netz fertig zu machen. Wenn Prominente beispielsweise ein Kinderbild posten, dann wird zunächst das Bild selber kritisiert, dann dass die Haare nicht gut aussehen, generell kein Sonnenhut vorhanden ist, das Kind nicht genug lächelt oder zu viel lächelt, dass das Kind Markenware oder No Name trägt und so weiter. Da gibt es so viele Leute, die ihren Frust rauslassen, was ich nicht verstehe. Soll man die Leute doch einfach machen lassen. Diese öffentliche Kritik führt aber dazu, dass viele Eltern einfach nur noch perfekt sein wollen.

Dazu kommen dann noch sämtliche Foodtrends, vegan und vegetarisch ist da fast schon normal und jeder hat dann plötzlich eine Unverträglichkeit oder Allergie. Scheinbar halten viele Kinder von heute normales Essen einfach nicht mehr aus. Den Biogedanken finde ich an sich auch vollkommen okay, aber das kann sich nun mal auch kein Arbeitsloser leisten und daher sollte man da schon fair bleiben und bei einem Kuchen nicht sofort meckern. Hat ein Kind eine Allergie, die das Leben kosten könnte, könnte ich es aber nachvollziehen, wenn man es dann für alle verbietet. So haben wir ein Kind, was absolut keine Nüsse verträgt und damit auch nicht in Kontakt kommen darf, weil es wirklich sehr stark allergisch ist. Für meinen Sohn nun kein Problem, er mag keine Nüsse bis auf Erdnüsse und die isst er dann eben zu Hause. Einen Nusskuchen würde ich dementsprechend nicht backen oder sonst irgendetwas mit Nuss mitgeben, was mein Sohn teilen könnte.

Gegenseitige Rücksicht finde ich also vollkommen okay, jedoch sollte man den Kindern wenigstens Alternativen erlauben. Irgendetwas sollte man zum Geburtstag ja mitbringen dürfen. Gehen wir mal von unserem Kindergarten aus, da sind viele Süßigkeiten nicht unbedingt erlaubt. Würde man nun Kuchen verbieten, würden da viele tolle Ausnahmedinge für so einen Tag eben auch wegfallen und man würde dann nur mit seinen normalen Sachen da sitzen. Für ein Kind ist so ein Tag besonders und da gehört Kuchen dazu, finde ich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hab selbst keine Kinder und bei einem solchen Thema weiß ich dann auch wieder, dass das eine gute Entscheidung war. :lol: Ich würde bei solchen riesengroß aufgeblähten Miniaturproblemchen nämlich wahrscheinlich in kürzester Zeit Amok laufen und gewisse Eltern nur noch anschreien.

Wenn selbstgebackener Kuchen aus hygienischen Gründen verboten wird, dann würde ich mich aber auch dafür einsetzen, dass bitte sämtliches Spielzeug mindestens einmal am Tag desinfiziert wird und auch nach jeder Berührung von einem Kind. Es darf ja schließlich nicht sein, dass wenn der Kevin sich erst an seine Nase kratzt, dann den Spielzeugbagger berührt und seine Keime darauf verteilt, dann meine Chantalle seine Keime berühren muss! Ich wäre dann sowieso aus hygienischen Gründen dafür, dass jedes Kind in einem eigenen Reinraum sitzt! Was ist denn, wenn Kevin beim essen niest und seine Keime überall verteilt?

Ich war auch im Kindergarten und in der Schule und wir haben uns mit einer Ausnahme, wo die Mutter einfach immer nur superekelhaft schmeckende Kuchen gebacken hat, immer über die Geburtstagskuchen gefreut. Und wenn ich mich recht erinnere, ist kein Kind daran gestorben.Ich selbst reagiere auf eine Reihe von Dingen hochallergisch. Da muss man eben schon möglichst früh lernen, dass man mit einigen Dingen aufpassen muss.

Die Kinder immer vor allem zu schützen ist meiner Meinung nach eine grundfalsche Idee. Wie sollen die Kinder denn bitte später in der Welt klar kommen? Wenn ein Kind immer nur lernt, dass alle gleich sind und es keine Unterschiede etwa beim Essen geben darf, dann steht es als 18jähriger plötzlich im Restaurant und muss feststellen, dass die keinerlei Rücksicht genommen haben auf seine Vorlieben, Abneigungen und Allergien! Das wird ein großer Schock für ihn sein! Und noch größer wird der Schock, wenn er sich die Hygiene in so einigen lebensmittelverarbeitenden Betrieben ansieht!

Im Endeffekt sollte man denke ich die Kirche im Dorf lassen! Irgendwo reicht es auch! Ich kenne hier im Dorf übrigens eine Einrichtung, die es auf andere Weise gelöst hat, denn es sind ja auch nicht alle Eltern in der Lage, Kuchen zu backen. Die haben ohnehin eine eigene Küche in der Einrichtung und zum Geburtstag werden die Kuchen einfach dort gebacken. Da gibt es dann keine hygienischen Bedenken. Die Eltern zahlen dafür dann auch nur einen Bruchteil dessen, was sie in einer Bäckerei gezahlt hätten, und alle sind zufrieden. Und dass Kuchen nicht gerade zu den empfohlenen und gesündesten Lebensmitteln gehört, ist eigentlich jedem klar.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das ist mal wieder ein gutes Beispiel dafür, wie man zulassen kann, dass Gesetze, Richtlinien und Sicherheitsmaßstäbe irrationale Dimensionen annehmen. Ganz ähnlich erging es mir, als mir gestern eine Kollegin erzählte, dass in Schulen keine kompletten Klassenfotos mehr ausgegeben werden dürfen, da dies mit den neuen Datenschutzverordnungen nicht mehr konform sei, und dass die Kinder nun angeblich Bilder erhalten, auf denen alle Gesichter bis auf das eigene geschwärzt sind. Mir fällt es immer noch schwer, das zu glauben, aber überraschen würde es mich nach der Story aus diesem Thread auch nicht mehr.

Waren man sich fragt, was Sinn und Zweck dieses Verbots ist, dann wird schnell klar, dass es weder um den Schutz der armen naiven Kinderchen noch um den Erhalt der persönlichen Werte der Eltern geht, sondern schlicht und ergreifend darum, zu verhindern, dass der Kindergarten verklagt wird. Dass solche Sorgen und Bemühungen heutzutage immer notwendiger werden, empfinde ich schon alleine als traurig. Hier kommt noch hinzu, dass es der Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls und positiver Sozialisierungserfahrungen noch aktiv im Weg steht. Für mich war es als Kind immer ein schöner Anlass, wenn ich oder jemand anders am Geburtstag etwas mitgebracht oder organisiert hat, was eben auch nicht zwingend vorher abgesprochen, genehmigt und rechtlich abgesichert war.

Natürlich sehe ich auch nochmal einen Unterschied zwischen Begründungen wie real bedrohlichen körperlichen Folgen, z. B. allergischen Schocks auf bestimmte Lebensmittel, und relativen „Bagatellen“ wie einer Präferenz biologisch angebauter Produkte, aber in meinen Augen ist es der falsche Weg, jeglichen Konflikt und jeden Hauch einer Gefahr zu meiden und auf die radikale Tour alles zu verbieten, anstatt in Dialog zu gehen und gemeinsame Alternativen zu finden. Man kann auf Elternabenden auf Sachverhalte hinweisen und für Gefahren sensibilisieren, und man kann zusammen überlegen, wie man dennoch auf normalem und alltagsverträglichem Weg damit umgeht. Auch tragen meines Erachtens nach die Eltern eine Mitverantwortung, die sie nicht gänzlich an den Kindergarten abtreten können, nur weil der Nachwuchs für einige Zeit dort ist. Wenn das nunmal erfordert, auch mal persönlich einen Fuß in die Einrichtung zu setzen und ein Gespräch zu führen, dann ist das so.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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