Selbst verschuldete Erkrankungen selbst zahlen?

vom 07.09.2015, 17:23 Uhr

In einem Wartezimmer habe ich heute das Gespräch zweier erboster Damen mitbekommen, die sich über die gehäufte Schwerhörigkeit bei Jugendlichen aufgeregt haben. Sie waren der Meinung, die seien alle selbst schuld und dürften die Kosten für ihre Hörgeräte nicht von der Krankenkasse erstattet bekommen.

Es wurde argumentiert, dass einige Krankenversicherungen wegen der Verletzungsgefahr manche Sportverletzungen auch ausschließen. Daraus wurde gefolgert, dass Discobesuche schließlich für das Gehör auch ein kalkuliertes Risiko seien. Die Jugendlichen nähmen also die Verletzung des Gehörs oder einen Hörsturz in Kauf und bekämen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen sei, alle Kosten ihrer Erkrankung von der Krankenkasse und damit von der Gesellschaft erstattet.

Abgesehen davon, dass die rüstigen Ladys ihre Vorurteile zärtlich pflegten, habe ich mich gefragt, ob es diese Meinung in der Gesellschaft häufiger gibt. Welche Haltung vertretet ihr dazu? Sollten die Jugendlichen selbst zur Kasse gebeten werden oder nicht?

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich halte das für ziemlichen Unsinn. Wenn man das nämlich konsequent weiter denkt, müsste ein Raucher eine Krebstherapie selbst zahlen oder ein Übergewichtiger die Behandlung von allerlei Spätfolgen. Man könnte fast jede Krankheit irgendwie auf eine Folge des eigenen Lebensstils zurück führen und damit den ganzen Sinn und Zweck einer Krankenversicherung infrage stellen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich stimme Weasel_ zu. Bei einer solchen Regelung müssten die Krankenkassen bald gar nichts mehr zahlen. Ist einem ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen, hätte man da nicht langgehen sollen. Und da es sich hier um ältere Damen gehandelt hat: sehr viele Altersgebrechen sind die Folge von zu wenig Bewegung oder anderen falschen Handlungen in jüngeren Jahren.

Außerdem muss man auch mal Folgendes bedenken. Wenn die Krankenkassen für so etwas nicht mehr aufkommen, werden es sich viele nicht leisten können. Und schwupps leben wir in einer Gesellschaft mit vielen Hörgeschädigten, Humpelnden oder sonst wie Geschädigten. Das hat doch wieder ganz viele Folgen für deren Erwerbsfähigkeit und auch deren Glück.

Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, in der behandelbare Problemchen zu echten Problemen führen und alle belasten. Sowohl wirtschaftlich, als auch emotional. Wenn man alle fünf Minuten jemanden sieht, der unter etwas leidet, was heutzutage einfach nicht nötig ist, ist das doch total traurig.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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