Seiten überspringen, anstatt Buch einfach abzubrechen?
Normalerweise lese ich ein Buch fertig, wenn ich es schon angefangen habe. Ich hoffe dann, dass das Buch spannender oder generell besser wird, je weiter ich komme, so dass ich ihm noch eine Chance geben will, bevor ich es abbreche. Und meistens bin ich dann so weit, dass ich es auch nicht mehr abbrechen, sondern fertig lesen will, zumal ich ohnehin sehr schnell lese.
Trotzdem ist es schon vorgekommen, dass ich Bücher einfach abgebrochen habe, wenn ich mit dem Schreibstil einfach gar nicht warm geworden bin oder sie langweilig fand. Manche Menschen machen es in solchen Fällen so, dass sie einfach Zeilen, Seiten oder sogar Kapitel überspringen, um das Buch so doch noch mehr oder weniger fertig zu bekommen und zumindest zu wissen, wie es ausgeht, anstatt es einfach abzubrechen. Wie macht ihr das?
Seiten oder Absätze überspringen tue ich nicht. Ich weiß nicht, warum ich mich lieber durch langatmige Passagen hindurchquäle und den Autor heimlich verfluche, als einfach nachzugeben und ein paar (wahrscheinlich nicht besonders bedeutsame) Teile wegblättere, aber irgendwie widerstrebt es mir und es würde sich für mich einfach nicht richtig anfühlen, willkürlich irgendwo wieder in den Text einzusteigen. Eher noch würde ich das Buch wohl gänzlich aufgeben und dann auch nicht mehr anrühren, aber auch das habe ich, soweit ich mich korrekt erinnere, noch nie über mich gebracht.
Ich habe in solchen Dingen einfach einen gewissen Anspruch an mich selbst und kann auch sehr verbissen sein, und lieber kämpfe ich mich dann etwas länger durch und kann am Ende behaupten, es „überstanden“ und abgeschlossen zu haben, als vor dem Buch zu kapitulieren und es letztendlich als Niederlage zu empfinden, dass ich nicht genug Durchhaltevermögen hatte.
Für mich gibt es eigentlich nur zwei Varianten wenn ich ein Buch lese. Die eine Möglichkeit ist, dass das Buch so interessant ist, dass ich mich für das Ende interessiere. Ist das der Fall dann lese ich das Buch auch ganz durch und kämpfe mich auch durch etwas langatmige, uninteressantere Passagen. Ich möchte dann schließlich alle Zusammenhänge kennen und keine Informationen einfach überfliegen oder gar überspringen.
Die andere Variante ist, dass ich ein Buch so langweilig finde, dass mir auch das Ende egal ist. In der Regel gebe ich einem Buch für zwei bis drei Kapitel eine Chance. Wenn mich das Buch bis dahin nicht erreicht hat dann gehe ich auch davon aus, dass das Ende mich genauso wenig überrascht oder fesselt. Dann lege ich das Buch nach den zwei / drei Kapiteln zur Seite und bin völlig damit zufrieden. So neugierig bin ich nicht, dass ich von jedem Buch das Ende kennen muss.
Ich habe als Kind sehr gerne Karl May gelesen, ich glaube, ich habe mir so nach und nach alle Bände aus der Bücherei ausgeliehen. Aber die Landschaftsbeschreibungen interessierten mich eher weniger, sodass ich oft viele Seiten übersprang, bis dann wieder Dialoge kamen. Auch heute noch überspringe ich manchmal Seiten, aber nur wenn ich das Buch grundsätzlich gut finde. Ich überspringe zum Beispiel meistens im Detail beschriebene Kampfszenen. Die interessieren mich weniger und haben meistens keinen zusätzlichen Mehrwert zur Geschichte.
Zur Zeit lese ich zum Beispiel die Romane von Boris Akunin mit seinem Held Fandorin. Auf mehreren Seiten wurde genau beschrieben, wie die Polizisten über schwieriges Gelände zu einer Ninja-Unterkunft gelangten und wie die Ninja diese besiegten. Es waren ziemlich grausame Szenen mit Köpfungen und Selbstmord durch Gesichtabziehen. Ich habe bestimmt zwanzig Seiten übersprungen, bis das Gemetzel vorbei war und die Handlung wieder interessanter wurde.
Überspringen würde ich keine Seiten, da ich das einfach nicht sinnvoll finde. Man weiß ja gar nicht, wann es wieder spannend wird und verpasst dann vielleicht auch Dinge, die für den späteren Verlauf relevant sind. Entweder ich quäle mich da also durch oder ich höre mit dem Buch auf und gebe es an jemanden weiter, den das interessieren könnte. Meistens versuche ich aber das Buch einfach zu lesen, ob schlecht oder nicht.
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