Seine Probleme auf die Scheidung der Eltern schieben?
Ich habe neulich gehört das Kinder nachhaltig geschädigt werden können, wenn sie keinen Kontakt mehr zu einem lebendem Elternteil mehr haben. Das passiert beispielsweise durch eine Scheidung. Angeblich kann dies sogar soweit gehen, dass das Kind später nie erwerbsfähig ist.
Als Beispiel wurde ein erwachsener Mann aufgeführt, der starke Depressionen hat und deswegen auch nicht arbeitet. Angeblich läge das daran, dass er keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hat. Ich frage mich aber, wie realistisch das ist.
Hätte man nicht ansonsten vielleicht auch Depressionen bekommen, weil da auch genetische Voraussetzungen eine große Rolle spielen? Schiebt man als Scheidungskind vielleicht unbewusst viele Probleme darauf zurück, dass die Eltern sich geschieden haben und zieht sich so aus der Verantwortung?
Warum soll das nicht stimmen? Und wenn das nicht stimmte, warum hat das ein Kind hier ein gesetzliches Recht auf Umgang mit beiden Eltern nach der Trennung, sofern nicht triftige Gründe dagegen sprechen? Wenn ein Elternteil einfach das Kind nach der Trennung vernachlässigt, fühlt sich das Kind von ihm oder ihr nicht geliebt und überträgt dann leicht die Verantwortung dafür auch sich, entwickelt leicht Schuldgefühle oder Minderwertigkeitskomplexe. Das ist nichts neues.
Kinder sind eben so von der Evolution geprägt, dass sie Anerkennung und Liebe von beiden Eltern wollen und brauchen. Und wenn das nicht gegeben ist, leiden sie. Das war auch schon zu Kriegszeiten so, dass Kinder da geschädigt wurden, wenn ein Elternteil lange weg oder verschollen war. Erst wenn man weiß, dass das Elternteil nicht kommen kann, weil es tot ist, kann ein Kind eher damit abschließen und klar kommen. Aber auch das Dasein als Waise ist für ein Kind natürlich weniger förderlich, als mit zwei fürsorglichen Eltern.
Es ist immer einfacher für die eigenen Probleme jemand anderen Verantwortlich zu machen, anstatt einmal die Schuld bei sich zu suchen. Sicherlich haben es einige Scheidungskinder nicht einfach, auch wenn der Kontakt gewünscht war aber blockiert worden ist von einem Elternteil. Da bleibt dann einfach eine Lücke die kompensiert werden muss und irgendwann klappt das halt nicht mehr, und das eigene Leben stürzt wie ein Kartenhaus zusammen. Dann kommen die was wäre wenn Fragen, also wenn mein Vater noch da gewesen wäre, wäre mein Leben dann anders verlaufen?
Ich finde schon, dass Kinder dadurch geschädigt werden wenn jemand sie mit Nichtbeachtung strafen. Wenn jemand nicht Anwesend sein kann wegen Gefangenschaft, Krankheit oder gar Tod, dann ist es nochmal eine komplett andere Sachlage als wenn sich der Partner einfach nur aus dem Staub gemacht hat und keine Lust auf das Kind hat. Denn mit festen Fakten und Tatsachen kann auch ein Kind besser umgehen, als wenn es immer nur bei der Stange gehalten wird und trotz dem sehen von beiden Elternteilen nur einseitig Liebe geschenkt bekommt.
Die Schuld bei sich suchen, ist ein anderes Thema. Es gibt aber so schwere Verlustängste, Traumata & Co, die durchaus aufgrund von Scheidungen zustande gekommen sind, dass die Menschen heute nicht mehr arbeiten können. Sie leiden unter permanenten Verlustängsten und sind zum Beispiel in Beziehungen oftmals einem "Klammeraffe" gleichzusetzen.
Meine gute Freundin ist ein Trennungskind. Sie hat eher darunter gelitten, weil auf einmal sie nicht mehr vom Papa so oft besucht wurde, mit ihr spielen gegangen wurde usw. Sie hat das Gefühl gehabt, dass seit der Trennung sie kein Kind mehr von ihm war. Er war nicht mehr präsent. Obwohl ihre Mutter es nicht verboten hat, das Kind zu sehen. Doch da wollte er nicht mehr.
Sie leidet darunter zwar nicht mehr in diesem Sinne, aber dadurch hat sich eine gewisse Gefühlsabnormalität entwickelt. Sie ist Männern gegenüber sehr verhalten und teilweise eiskalt. Wenn man ihr erzählt, dass 50 Prozent der Väter keinen Unterhalt zahlen, dann nimmt sie das als selbstverständlich hin, weil Väter eben Schweine sind. Sie wird auch nie ein Kind haben, weil Väter sich verpissen, sie ihnen nicht vertraut usw.
Also hat es sehr wohl einen Schaden hinterlassen mit dem sie allerdings gut leben gelernt hat. Sie ist eben auch generell recht beziehungsuntypisch und ihre Therapeutin sagt, dass es auf den Verlust des Vaters nach der Trennung zurückzuführen ist. Da merkt man schon, dass etwas nicht stimmt.
Im Beruf ist es so gewesen, dass sie sich von Männern nichts mehr sagen ließ. Darauf hin kam es zu Disputen und sie hat sich letzten Endes selbstständig gemacht, weil sie mit Männern nicht wirklich zusammen arbeiten kann und schon gar nicht, wenn es um Führungspositionen geht. Schon krass, wenn man bedenkt, was eine einfache Trennung ausmachen kann.
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