Sein Wesen allein durch die Optik ändern können?

Ich denke, dass man automatisch selbstbewusster wird, wenn man zufrieden mit seinem äußerlichen Erscheinungsbild ist. Wenn man sich wohl in seiner Haut fühlt, strahlt man das auch aus, so dass sich das sicherlich auch auf das Selbstbewusstsein auswirkt. Mit einer neuen Frisur und neuer Kleidung kann man sich besser fühlen, aber auch mit Make Up oder, Fitness oder einer Gewichtsabnahme.

Ich frage mich, ob man auch abgesehen vom Selbstbewusstsein sonstige Charakterzüge durch die Optik ändern kann. Bestimmt kann man auch eingebildet werden, wenn man gut aussieht. Vielleicht kann man mit der Zeit ja aber frech und extrovertiert werden, wenn man sich vielleicht punkig und auffällig anzieht? Denkt ihr, dass man seinen Charakter teilweise ändern kann, indem man seine Optik ändert, beziehungsweise dass beides miteinander einhergeht?

Das ist sicherlich ein schwieriges Thema. Ich würde sagen, dass man mir bald anziehen kann, was man möchte und ich mich dadurch nicht selbstbewusster fühle. Ich bin sehr unsicher und habe doch bei allem bedenken, dass es irgendwie nicht gut aussehen könnte oder ich mich eben damit lächerlich mache.

Ich habe mich bisher einmal sehr hübsch gefühlt und das war damals, als ich mein Brautkleid das erste Mal angezogen habe und wusste, dass dies mein Kleid ist. Ich fand, dass ich einfach eine gute Figur darin hatte und das hatte ich zuvor eigentlich noch nie. Allerdings hat es am Hochzeitstag mein Selbstbewusstsein auch nicht unbedingt gestärkt, da ich einfach viel zu aufgeregt war, um irgendwie darauf zu achten.

Ich denke, dass sich ein Mensch je nach Aussehen vielleicht auch eine härte Schale zulegt. Wie du eben schon sagst, wenn man sich punkig anzieht, bekommt man vielleicht auf die Dauer ein dickeres Fell, weil man sich sicherlich oft irgendwelche dummen Kommentare anhören muss. Ich denke auch, dass man in festlicher Kleidung eine andere Ausstrahlung hat, als wenn man alltägliches wie Jeans und T- shirt trägt. Allerdings habe ich noch nicht erlebt, dass jemand durch die Kleidung oder sein Aussehen dann erst plötzlich eingebildet wurde. Das waren die Personen dann meistens auch vorher schon.

Ich finde schon, dass die Optik mit dem Wesen stärker zusammengehört als manche denken. Ich kann mir ebenfalls ein Kleid anziehen indem ich mich sehr unwohl fühle und entsprechend signalisiert das meine Körpersprache auch nach draußen. Somit kann es auf den ersten Blick zwar optisch nett aussehen, aber vom Charakter und meiner eigenen Zufriedenheit damit kann in diesem Moment weniger die Rede sein, da es einfach nur eine Verkleidung wäre und ich nicht nicht wäre.

Kleider machen zwar Leute, aber es muss auch immer das Gesamtpaket stimmen. Ich würde auch niemanden etwas abkaufen, der vor mir im Anzug steht wie aus dem Ei gepellt und dabei sich verhält wie die graue Maus und nicht einmal in der Lage ist den Mund zu öffnen. Da ist die Kleidung und die Optik dann mehr Schein wie sein und ich würde das keiner Person abkaufen, dass das das eigentliche Wesen ist welches man dort zu sehen bekommt. Ziehe ich dieser Person eine normale Jeans und einen Pulli an, dann verhält sie sich schon wieder ganz anders als in einer Verkleidung.

Wie wird denn "Charakter" in diesem Kontext definiert? Ich persönlich differenziere sehr stark vom Charakter und dem persönlichen und von der Situation abhängigen Verhalten. Der Charakter ist die Konstante und die bleibt meiner Ansicht nach immer gleich. So wird man meiner Ansicht nach nicht eingebildet, weil man ein festliches Kleid trägt und man wird auch nicht ordentlicher oder disziplinierter, weil man wie aus dem Ei gepellt aussieht.

Das Verhalten ändert sich meiner Ansicht nach aber andauernd und wird oft mit dem Charakter verwechselt oder gleich gesetzt. Das sind für mich aber zwei verschiedene paar Schuhe. Das Verhalten ist nicht nur abhängig von den Personen, mit denen man zu tun hat (Chef, Partner, Familie, Lehrer), sondern auch von der Situation selbst und von solchen Faktoren wie die Erfüllung der Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, Toilettengang, Kälte, Krankheitsgefühl) oder sogar welches Outfit man gerade trägt und wie viel Stress man gerade hat. Wenn diese Faktoren allerdings beseitigt sind, kommt der echte Charakter durch und darauf kommt es an.

Wenn ich mich also für ein Vorstellungsgespräch anziehe und mit einem potentiellen Chef rede, dann verhalte ich mich anders als wenn ich privat zu Hause mit der Familie oder mit Freunden wäre. Für mich ist das keine echte Charakteränderung, wenn man in übliche Verhaltensmuster zurückfällt, wenn man das Setting verlässt und sich ein anderes Outfit anzieht.