Seid ihr schon vom Chef fertig gemacht worden?

vom 26.02.2019, 08:13 Uhr

Wenn ich so auf mein Berufsleben zurück blicke, bin ich noch nie von einem Arbeitgeber fertig gemacht worden. Stattdessen hatte ich höchstens mal Probleme mit anstrengenden Kollegen. Bei meiner derzeitigen Chefin könnte sich das aber irgendwann ändern. Ich komme zwar (noch) gut mit ihr klar und sie hat mir (noch) nie etwas getan. Ich sehe aber immer mehr, wie sie mit meinen Kollegen umspringt.

Die Fluktuationsrate ist bei uns ziemlich hoch. Knapp ein Drittel ist schon geflüchtet, weil sie es nicht mehr (psychisch) mit ihr ausgehalten haben. Ein weiteres Drittel (soweit ich weiß) plant eine berufliche Neuorientierung bzw. den Abgang, wobei das dann erst offiziell bekannt gegeben wird, wenn man eben was festes woanders hat. Bis dahin wahrt man den Schein. Ich weiß auch von mindestens 4 Personen, dass die Chefin diese Personen so dermaßen fertig gemacht hat wegen absoluter Bagatellen, dass diese Menschen anschließend einen Nervenzusammenbruch erlitten haben.

Eine Kollegin wird/wurde von der Chefin so dermaßen fertig gemacht, dass sie schon 3 Mal für jeweils mehrere Monate arbeitsunfähig war und psychisch völlig am Ende ist. Seid ihr auch schon mal von einem Arbeitgeber fertig gemacht worden? Wie geht ihr mit so einer Situation um? Wie geht ihr mit Kollegen um, die vom Chef fertig gemacht werden?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe immer mal wieder in Küchen gearbeitet und da wird natürlich heftigst gebrüllt und geschrien. Da gab es dann auch mal einen Chef, der immer nur gebrüllt hat, einen auch Wege zig mal laufen lies, aber letztendlich habe ich ihm dann mal Konter gegeben, als Einzige und dann kamen wir auch gut klar. So habe ich mir seinen Respekt verdient und bei ihm kam das gut an. Wobei das ja kein richtiges Mobbing oder was auch immer war, da gibt es schon deutlich schlimmere Chefs.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich könnte in keiner Arbeitsumgebung Leistung erbringen, in der "heftigst gebrüllt und geschrien" wird, und ich bin auch nicht der Auffassung, dass ich grundlegenden zwischenmenschlichen Respekt und Anstand im Umgang "verdienen" oder erkämpfen muss, einzig und allein weil ich Teil der arbeitenden Bevölkerung bin. Manche Leute scheinen in einer Umgebung voller Konflikte und Drama zu gedeihen, ich möchte einfach nur meine Arbeit machen.

Deswegen halte ich auch so hartnäckig an meinem bescheidenen Verwaltungsjob fest. Reich werde ich da zwar nicht, aber der Leistungsdruck und die Arbeitsdichte halten sich dafür auch in Grenzen, und auch meine KollegInnen und Vorgesetzten sind sich der Tatsache bewusst, dass es hier nicht gerade um Leben und Tod oder menschliche Schicksale geht, und Hektik und Gebrüll nun wahrhaftig nicht nötig sind. Ein Choleriker würde in dem Laden auch nicht sonderlich alt werden, weil auch die Ruhigen und Introvertierten sich zu wehren wissen, solange sie in der Mehrheit sind.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich selber bin glücklicherweise immer ganz gut durchgekommen, weil ich da ein ganz gutes Talent dafür habe, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen oder in entscheidenden Momenten meine Klappe zu halten. Das hilft ja schon. Andere Kollegen, die ich dagegen im meinem Berufsleben schon hatte, hatten da kein gutes Gefühl für und haben dann manchmal gerade wenn sie wirklich irgendwas blödes gemacht haben, es noch dem Chef schön unter die Nase gehalten und sich dann auch versucht manchmal ewig zu erklären, wieso sie das gemacht haben.

Das macht aber natürlich nur dann Sinn, wenn der Chef einen verstehen will und wenn auch er ein Interesse daran hat, dass solche Fehler nicht wieder passieren. Aber das ist eben nicht immer so. Ich hatte da durchaus auch den ein oder anderen Vorgesetzten, der einfach richtig Spaß daran hatte, wenn er vor versammelter Mannschaft einen durch den Kakao ziehen kann. Und da kann man dann eigentlich nur ganz schnell sagen, dass man zu blöd war und dann gibt es keine große Angriffsfläche mehr.

Aber wie gesagt, manch einer meiner Kollegen fühlte sich dann wohl immer ungerecht behandelt und war der Meinung bei einem Choleriker sachlich argumentieren zu können. Das führte dann manchmal schon zu Situationen, wo dann richtig los gebrüllt wurde und Kollegen als völlig unfähig dargestellt wurden. Das war durchaus in einigen Abschnitten meiner Ausbildung Gang und Gäbe. Richtig war und ist so ein Verhalten natürlich trotzdem nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Mein ehemaliger Chef hatte so ziemlich alle dunklen Persönlichkeitszüge, die man sich vorstellen kann. Vor allem war er sehr narzisstisch und hat das gegenüber seiner Arbeitnehmer auch gut ausgelebt. Zu spüren bekommen habe ich das allerdings zunächst nicht selbst, sondern ich habe eine üble Kündigung mitbekommen, die quasi vor gesammelter Mannschaft stattfand. Noch dazu war diese absolut unbegründet und eher aus einem persönlichen Missfallen herbeigeführt. Mir gegenüber war mein Chef damals noch recht positiv, allerdings hat das schon ein schlechtes Bild für mich auf den Umgang mit Angestellten geworfen.

Später dann zeigte sich das "fertig machen" eher hinter dem Rücken als wirklich im Sinne von Geschrei vor der Belegschaft. Hier kam es dazu, dass Leute genutzt und gegeneinander ausgespielt wurden. Die Mitarbeitenden, die beim Chef glänzen wollten, sind dann zum Teil auch anderen Kollegen in den Rücken gefallen, was das Betriebsklima generell weiter verschlechtert hat. Ausgehend war das zwar alles vom Chef, allerdings sind in dem Fall unintegere und ängstliche Mitarbeitende doch die Personen, die auch einen wesentlichen Beitrag leisten können. Das schlimme war, dass sich kaum jemand getraut hat, etwas gegen ihn zu sagen, obwohl viele sein Verhalten kannten.

Bei mir ging das ganze eine lange Zeit gut, bis ich irgendwann mal ausgesprochen hatte, was mir nicht passte. Nicht unbedingt in einem rauen Ton aber als ich an "der Reihe war" ebenfalls einen Kollegen in den Rücken zu fallen, habe ich mich ganz klar für meine eigenen Werte entschieden. Ich wusste, dass ich absolut nicht glücklich werde, wenn ich mich dort selbst verrate, auch wenn das schwer war. Das endete dann in einer Eskalation mit dem Chef, wobei er auch da niemals geschrien hat, da hatte ich wirklich Glück.

Im Nachhinein bin ich absolut glücklich, dass alles so gekommen ist und ich mittlerweile in einem Team arbeite, in dem alle bis zur Führungsebene sehr wertschätzend miteinander umgehen. Klar, gibt es auch hier Kollegen, die man mehr oder weniger mag, allerdings ist alles einfach sehr gut und fair von oben koordiniert. Selbst wenn es zu Problemen kommt, hat man das Gefühl, dass man immer mit jemanden sprechen kann und dann für alle eine demokratische Lösung gefunden wird. Das wäre bei meinem alten Arbeitgeber aufgrund seiner Machtansprüche niemals möglich gewesen.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin noch nicht im klassischen Sinne fertig gemacht worden. Trotzdem hat mein Chef gewisse problematische Charakterzüge, die mich manchmal in unangenehme Situationen bringen. Beispielsweise ändert er relativ oft "mal schnell" etwas in einer wichtigen Software, ohne mir davon Bescheid zu sagen. Bei mir trudeln dann Beschwerden oder Nachfragen ein, die ich dann nicht korrekt beantworten kann, weil ich von den Aktivitäten meines Chefs nichts mitbekommen habe. In den Augen mancher Leute stehe ich dann als inkompetent da, weil ich nicht weiß bzw. nicht erklären kann, warum sich das System jetzt anders verhält als früher. Mein Chef wird dann noch gelobt, weil er die Anfrage bzw. Problematik schnell beheben bzw. beantworten kann (klar, er war ja auch der Verursacher).

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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