Seid ihr gut im Warten?
Warten muss jeder Mal. Sei es, weil man im Stau steht, im Wartezimmer einer Arztpraxis sitzt, sich beworben hat und auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch hofft oder zu vielen Gelegenheiten mehr. Ich muss offen sagen, dass ich nicht wirklich gut im Warten bin. "Gut" im Warten sein heißt für mich, dass man eben geduldig ist und nicht innerlich durchdreht, weil das gewünschte Ereignis noch nicht eingetroffen ist. Wobei es aber sicherlich auf die Umstände ankommt.
Wenn ich im Stau stehe, kann ich überhaupt nicht gut warten. Auch nicht, wenn ich schnell irgendwelche Ergebnisse wissen möchte. Mir fällt das geduldige Warten manchmal schon ziemlich schwer, wobei ich mich aber im Optimierungsprozess befinde und das gerade versuche zu ändern. Seid ihr gut im Warten? Wie geduldig seid ihr dabei oder hängt das von der Situation ab?
Wenn man warten muss und es nicht ändern kann ist es eben so. Wobei ich Warten auch hasse. Ich kann es nicht leiden, wenn man stundenlang irgendwo sitzen muss und wartet oder dazu gezwungen ist immer an einer Stelle zu bleiben. Ändern kann ich es dann ja trotzdem nicht, aber es gibt einfach schönere Dinge im Leben. Ich versuche mich dann immer gut abzulenken und meistens funktioniert das auch.
Ja, ich bin gut im Warten. Mir macht es nichts aus, wenn ich an der Bushaltestelle sitze und auf meinen Bus warten muss. Auch stört es mich nicht, wenn das Essen noch nicht fertig ist und noch ein wenig vor sich hin köcheln muss. Mich stört es auch nicht, wenn ich auf eine Bestellung einen Monat warten muss, auch wenn ich mich freue und es kaum erwarten kann, bis diese Bestellung ankommt.
Es gibt aber eine Sache, die mich in den Wahnsinn treibt: Wenn ich auf andere Personen warten muss. Mein ehemaliger Freund meinte zum Beispiel zu mir, dass er innerhalb von zehn Minuten online kommen wird und kam dann nach vier Stunden. So etwas kann ich gar nicht leiden und da werde ich ungeduldig und giftig. Wenn sich jemand die ganze Zeit verspätet, dann denke ich, dass die Person mich und meine Zeit nicht wertschätzt.
Ich bin ein ziemlich phlegmatischer Mensch, weswegen es mir nur selten schwerfällt, zu warten. Für mich ist es reine Energieverschwendung, ungeduldig von einem Bein aufs andere zu hüpfen oder sich irgendwo zu beschweren. Davon fährt der Zug auch nicht schneller. Außerdem habe ich immer etwas zu lesen dabei. Ich finde es auch höflich, wenn man sich in der Öffentlichkeit zumindest gut genug zusammenreißen kann, um still zu warten. Nur zu viele Zeitgenossen manchen dabei einen Heidenradau, seufzen, motzen vor sich hin, motzen ins Handy, blaffen ihre Leidensgenossen an, und machen die Warterei auch nicht lustiger.
Aber ähnlich wie soul habe ich wenig Geduld, wenn sich meine Mitmenschen unangekündigt und unentschuldigt verspäten. Die moderne Kommunikation ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man zumindest kurz durchgeben kann, ob es zehn Minuten oder zwei Stunden später wird. Wenn ich es weiß, kann ich mich auch danach richten und entweder noch ein paar Dinge erledigen oder den Termin gleich absagen und so möglichst wenig von meiner eigenen Zeit zu verschwenden.
Aber wenn ich den Eindruck habe, dass jemand kein Problem damit hat, mich stundenlang blöd herumsitzen zu lassen, werde ich auch ungehalten. Ähnlich ist es beispielsweise auch im Wartezimmer beim Arzt: Ich kann dort locker zwei Stunden sitzen, aber ich möchte zumindest eine Schätzung, wie schnell es gerade vorangeht.
Ich muss sagen, dass es bei mir ein Stück weit darauf ankommt, worauf ich warten muss. Wenn ich auf den Bus warten muss oder etwas in der Art, dann fällt es mir nicht schwer zu warten, weil ich dann in aller Regel auch mein Smartphone dabei habe, um mich etwas zu beschäftigen, während ich eben warten muss.
Schlimmer finde ich es, wenn ich auf ein Ergebnis warten muss, zum Beispiel auf ein Ergebnis von einer Untersuchung beim Arzt oder früher auf die Rückgabe einer Klassenarbeit, dabei fiel und fällt mir das Warten immer sehr schwer. Dann habe ich es eben immer im Hinterkopf, was ein schlechtes Ergebnis ausmacht und somit fällt mir das Warten erheblich schwerer, als wenn ich nur auf den Zug oder Bus warten muss.
Auch bei mir kommt es immer ein wenig auf die äußeren Umstände an. Beispielsweise beim Arzt oder auf den Bus zu warten stört mich überhaupt nicht, das ist ja eine Art von Warten, die vorher abzusehen ist. Somit habe ich dann meistens ein Buch oder eine ähnliche Art der Unterhaltung dabei und kann mich somit in dieser Zeit noch einigermaßen sinnvoll beschäftigen.
Schlimmer ist da schon ungeplantes Warten, z.B. weil sich eine Person zum vereinbarten Treffen verspätet oder aus anderen Gründen bei irgendwelchen Terminen etwas dazwischen kommt. Wenn ich nichts dabei habe um mich sinnvoll zu beschäftigen und dann wirklich nur doof rumstehe ist das für mich halt verschwendete Lebenszeit.
Ich bin zwar auch niemand der dann rumzickt oder nervös wird, ich ärgere mich hinterher immer nur über die Zeit, die ich einfach sinnvoller hätte nutzen können. Um in diese Gelegenheit gar nicht mehr zu kommen habe ich mittlerweile meistens etwas zu lesen, ein Rätselheft oder sowas dabei. So kann ich mich sinnvoll beschäftigen, die Wartezeit geht schneller rum und ich langweile mich nicht.
Bei mir ist es sehr zweigeteilt. Einerseits bin ich am Rande des Wahnsinns, wenn ich auch nur 6 Min auf die nächste Straßenbahn warten muss. Dann laufe ich lieber, selbst wenn das insgesamt dreimal so lange dauert bis ich ankomme. Da kann ich einfach nicht stehen bleiben. Auch im Beruflichen will ich alles immer sofort voranbringen und auf keinen Fall etwas auf morgen verschieben.
Andererseits kann ich so verdammt geduldig sein und auch anderen Menschen immer den ernstgemeinten Rat geben, sich in Geduld zu üben. So lean back, einfach alles auf sich zukommen lassen, bloß kein Stress. Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus. Schließt sich eine Tür, geht irgendwo schicksalhaft eine andere auf. Blablabla z.B. wenn ich auf einen Rückruf warte, gestehe ich allen Zeit zu, auch eine Woche wenn's sein muss.
Es gibt kaum eine Situation, in der ich gut im Warten bin. Allenfalls vielleicht, wenn es etwas Unwichtiges ist und jemand sagt, er würde mir irgendetwas die Tage mitbringen oder ähnliches. Aber alles andere? Horror. Vor allem wenn es um wirklich wichtige Dinge geht bin ich immer kurz vor der innerlichen Hysterie. Ganz schlimm ist es beim Arzt, da werde ich von Minute zu Minute gereizter und nervöser, weil ich ohnehin eine latente Angst vor dem ganzen Medizinbetrieb habe.
Dabei habe ich nicht mal eine schlechte Frustrationstoleranz. Wenn ich weiß, dass ein Ereignis erst in Tagen, Wochen oder Monaten stattfinden wird, ist das okay für mich, es sind eher die unmittelbaren Momente des Wartens, die mich stressen. Abgesehen von der Bahn oder dem Bus, da stört es mich nur, wenn das Wetter sehr schlecht ist. An einem schönen Frühlingstag kann ich das Warten dort aber sogar genießen und mir die Umgebung und die Leute angucken. Stau wiederum empfinde ich auch als beklemmend, weil da noch die Komponente des Eingesperrtseins hinzukommt.
Manche werden ja schon ungeduldig, wenn ihre Bestellung nicht ad hoc in 48 Stunden geliefert wird, aber so etwas kann ich bequem aussitzen. Umgekehrt hasse ich es, wenn ich auf den Handwerker in der Wohnung warten muss, der in einer Stunde kommen will. Dann kann ich an nichts anderes mehr denken und bin schon ganz angespannt. Wie man sieht, hängt es bei mir sehr stark davon ab, wie unangenehm mir die nachfolgende Situation sein wird. Bei einem Vorstellungsgespräch musste ich noch nie nennenswert warten, aber da würde ich wohl auch nervös werden.
Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Warten, wäre ich bereits Weltmeister. Denn wenn ich etwas richtig gut kann, ist es zu warten. Die vielen Momente der Ruhe bieten mir grandiose Möglichkeiten. Ich lese niemals in einem Buch oder in einer Zeitschrift während ich warte. Ich genieße einfach den Augenblick und lasse Blicke und Gedanken schweifen. Ich schaue mir die anderen Wartenden an und denke mir dann einiges über sie.
Ich schaue auch gern einmal aus dem Fenster beim Warten und lasse mich inspirieren. Auch fallen mir manchmal Geschichten ein und ich gebe mich Tagträumen hin. Warten bietet doch so viele Möglichkeiten auch diese scheinbar unnütz vertrödelte Zeit sinnvoll zu verbringen. Andere Menschen streichen permanent über das Display ihres Smartphones.
Ich besitze nicht mal eines. Früher war ich auch eher ungeduldig und versuchte die Zeit des Wartens zu überbrücken, indem ich mich anderen Beschäftigungen hingab. Aber nun älter geworden, genieße ich die Zeit des Wartens und sie ist für mich eine selbständige Beschäftigung, ganz ohne dass während dessen viel passiert.
Ich finde die Frage komisch gestellt, weil "schlecht im Warten" sein doch überhaupt nichts an der Situation ändern würde. Wenn ich schlecht im Fußball spielen bin kann ich mir einen anderen Sport suchen, wenn ich schlecht in Spanisch bin kann ich mehr üben. Aber Warten vermeiden geht schlecht und Warten üben? Das tut sich sicher kaum jemand freiwillig an.
Wenn ich weiß, dass ich warten muss, treffe ich entsprechende Vorbereitungen und nehme ein Buch mit oder ich lese die Zeitung auf dem Smartphone oder kümmere mich um die Sprachapps. Ich finde es gar nicht schlecht, dass ich dann für etwas Zeit habe, was im Alltag manchmal zu Kurz kommt.
Und wenn ich in einen Stau komme oder mich mal wieder an der falschen Kasse angestellt habe muss ich eben einfach damit klar kommen. Wenn ich mich darüber aufrege geht es auch nicht schneller, allerdings sorgt das dafür, dass ich schlechte Laune bekomme.
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