Seid ihr auch der Meinung dass Deutschland reich ist?

Es vergeht ja kaum ein Tag, wo man nicht in den Medien hört, dass Deutschland ja ach so reich wäre. Meine Wahrnehmung ist da etwas differenzierter, denn eigentlich jammern ja alle Städte und Kommunen wegen leerer Kassen. Also, wo ist denn da dieser so hochgepriesene Reichtum?

Denn gerade Deutschland soll ja auch hochverschuldet sein. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wie beurteilt ihr denn dieses ständige Lobhudelei des Reichtums Deutschlands?

Ich kann das auch nicht wirklich fassen / greifen aber dafür ist die Volkswirtschaft da . Für Privatmenschen sind die Zahlen schon zu erschlagend. Aktuell hat Deutschland 2148 Milliarden Schulden. Griechenland steht mit "nur" 301 Milliarden in der Kreide. In absoluten Zahlen hat Deutschland finanzielle Hilfe deutlich nötiger als Griechenland. Letztendlich dreht es sich aber darum, wer sich (Aufgrund höherer Einnahmen) wieviel Schulden leisten kann.

Auf's Leben des kleinen Mannes bezogen:

• Klaus verdient 1.500 EUR netto, ist schuldenfrei und wohnt zur Miete
• Max verdient 2.000 EUR netto, hat 150.000 EUR Schulden und wohnt in einer Eigentumswohnung
• Moritz verdient 3.500 EUR netto, hat 300.000 EUR Schulden und wohnt in einem Einfamilienhaus

Von außen betrachtet ist Max gut dran und Moritz "reich". Brechen bei Max die Einnahmen weg und er kann seine Schulden nicht bedienen, hat er ein großes Problem: Er verliert seine Eigentumswohnung, hat höchstwahrscheinlich weiterhin Schulden (wenn auch nicht mehr ganz in der Höhe) und aus seiner Sicht haben es nun alle besser als er. Klaus, weil dieser keine Schulden hat - und Moritz, weil er immer noch "reich" ist, obwohl er zahlenmäßig die größten Schulden hat.

In der Art stelle ich mir die Staatsverschuldung vor und den Grund, warum Deutschland als "reiches Land" angesehen wird.

Dann bin ich aber nicht Deutschland und die Mehrzahl der Deutschen auch nicht. Das Problem ist wohl eher, dass ein kleiner Teil der Deutschen immer reicher wird und der Rest immer ärmer. Der Staat hat 2 Billionen Euro Schulden und die Reichen ebenso viel Vermögen. Früher gab es mal eine Vermögenssteuer und der Spitzensteuersatz lag bei 58 Prozent. Heute ist die Vermögenssteuer weggefallen und der Spitzensteuersatz liegt bei 42 Prozent.

Ich denke, dass das auch immer auf die Sichtweise ankommt. Wenn man arbeitet, eine schöne Wohnung hat und so weiter, wird man alles positiv sehen. Wenn man vom Staat lebt, dann wird das wohl nicht der Fall sein. Ich denke, dass es Deutschland ganz gut geht und wir wirtschaftlich eigentlich sehr gut da stehen.

Meckern kann man sicherlich nicht, wenn man immer irgendwie sozial abgesichert ist. Wenn man mal mit anderen Ländern vergleicht ist es immer meckern auf hohem Niveau, wenn man mal sieht, wer da etwas sagt und worüber sich beklagt wird.

Ich muss immer herzhaft lachen, wenn in den Medien von Merkel, Schäuble, Gabriel & Co sowie vielen anderen Spektren von einem deutschen „Reichtum“ die Rede ist. Denn es kommt da wohl offensichtlich auf die Sichtweise des Reichtums an, um selber als Staatsmedium glauben zu können, dass der vermeidliche Reichtum sich auf die Bevölkerung auswirken würde.

Ich habe mal gelesen, dass Frau Merkel irgendwo gesagt haben muss, dass der deutsche Durchschnittsbürger einen Verdienst von 3300,- Brutto genießt. Schon da musste ich lachen. Solch ein ähnliches Bild mit „Verarschereien“ läuft immer in FB. Ich grinse mir das sehr kräftig einen, weil ich wirklich ungelogen nicht einen einzigen Menschen in meinem Umfeld kenne, der diesen Bruttoverdienst aufweist! Weder die Altenpflegerin, noch die Einzelhandelskauffrau, der DHL Fahrer und mehr. Keiner von denen hat einen solchen Verdienst!

Doch auch im Allgemeinen ist der „Reichtum“ Deutschlands wohl eine Auslegungssache. Der eine Teil wird immer reicher und der andere immer ärmer. Wenn man nun die reichen Menschen in den hamburger Nobelvierteln ala Till Schweiger & Co nimmt, dann wäre Deutschland wohl als reich zu bezeichnen oder ein Herr Dieter Bohlen. Auch die Politiker verdienen sehr gut und können sich als durchschnittlich gut betucht sehen. Das sind jedoch die einzelnen Personen und nicht Deutschland.

Deutschland hingegen ist verschuldet im Billionenbereich. Viele Kommunen sind blank und Milliarden hoch verschuldet. Die Wirtschaftslage mag besser für manche Unternehmen sein, aber der kleine Bürger merkt davon doch überhaupt nichts oder sehe ich das jetzt irgendwie großartig falsch?

Wenn wir ja so „reich“ wären, wie immer gesagt wird, dann frage ich mich, wieso es die Arche geben muss, wieso wir so viele Arbeitslose haben, die wir nicht an der reichen Wirtschaft teilhaben lassen können, wieso immer mehr Stellen in vielen Bereichen abgebaut werden und wieso wir schon jetzt finanziell in den Flüchtlingssituationen an deutliche Grenzen stoßen. Spätestens diese Dinge zeigen doch auch auf, dass wir eben gar nicht reich sind, sondern der Reichtum eher wenige Personen in Deutschland trifft, welche immer reicher werden und die anderen werden immer ärmer!

Deutschland ist verschuldet, und wer sind die Gläubiger? Genau, zum größten Teil sind das Deutsche. Selten direkt, aber oft indirekt über Lebensversicherungen, Rentenversicherungen und andere Fondsprodukte. Der Staat ist zudem nicht nur Schuldner, sondern selbst auch Gläubiger. Netto bleiben also weniger Schulden übrig.

Und nicht zuletzt besitzt der deutsche Staat ein nicht unerhebliches Vermögen. Dazu gehört eine Infrastruktur, die jeder Deutsche nutzt und für uns Dinge selbstverständlich macht, dass man gefühlt gar nicht wahrnimmt, wie reich man tatsächlich ist. Die meisten Leute begrenzen Reichtum eben auf das Geld, das sie gerade in ihrer Tasche haben.

Ob man selbst reicher oder ärmer wird, kann man größtenteils selbst steuern. Man kann sich zwar nicht über Nacht eine Villa oder einen Sportwagen leisten, aber in seinen Grenzen kann man durchaus etwas tun. Leider bedeutet das auch immer Verzicht, und je weniger man verdient, desto mehr weh wird das tun.