Seht ihr Wesenstests bei Hunden als tierschutzwidrig an?
Wenn ein Hund zum Wesenstest muss, weil er zu den "Listenhunden" gehört oder auffällig geworden ist, dann ist dieser Test oft nicht gerade angenehm für Tier und Halter. Der Hund wird provoziert und muss dabei ruhig bleiben, damit er nicht durch den Test fällt.
Neulich habe ich einen Bericht im Fernsehen gesehen, wo Tierschützer sich gegen solche Wesenstests aussprachen. Sie meinten, dass so ein Test tierschutzwidrig ist. Denn selbst ein Mensch würde sich wehren, wenn er mit einem Stock bedroht wird und selbst ein Mensch würde sich maßlos erschrecken, wenn er angeschrien wird oder er bedrängt würde. Ein Mensch darf sich wehren und ein Hund nicht.
Was haltet ihr von solchen Wesenstests? Seht ihr solche Tests als richtig an oder sollte man den Ablauf solcher Tests doch mal bedenken? Was findet ihr an solch einem Test nicht richtig und was muss auf jeden Fall getestet werden?
Da es nicht den einen Wesenstest gibt, hat man bessere und schlechtere Verfahren. Dazu kommt, ob der Halter den Hund beeinflussen darf. Von den Tests, bei denen es nur um den Hund geht, war das Verfahren der TiHo Hannover ideal. Da durfte der Hund im Rahmen des normalen Verhaltens reagieren.
Also durfte er beispielsweise einen anderen Hund, der ihn hinter einem Zaun provoziert, angehen. Allerdings musste er sich eben auch wieder beruhigen, wenn er aus der Situation genommen wurde. Oder ein Rüde sollte eine Hündin erkennen und sein Verhalten anpassen. Bei Bedrohung durfte er sich wehren, aber ohne Bedrohung musste er wieder runterkommen.
Den hessischen Test von damals kann man dagegen schlimm finden, weil der Hund sich nicht wie ein Hund verhalten durfte. Günstiger finde ich Tests, die das Team beurteilen. Denn wenn der Hund sicher kontrollierbar ist und der Halter weiß, wie sein Tier tickt, dann passiert niemandem etwas.
Ich finde den Wesenstest auch nicht gut, da die Situationen einfach unnatürlich sind und zu viel von einem Hund gefordert wird.
Sternenbande, was wird denn beispielsweise beim Wesenstest des PSK von einem Hund verlangt, was das Tier überfordern könnte? Welche Probleme siehst du beim Wesenstest des DMC? Welche zu hohen Hürden setzt der Test der TiHo?
Mein Ex-Freund hatte einen Listenhund. Er ist von vorneherein zum Wesenstest gegangen, damit er diesen direkt in der Tasche hatte sowie die Leinenbefreiheit. Er setzte sich jedoch mit den Hunden genau auseinander, sie gehorchen aufs Wort und sind unglaublich gut erzogen.
Wenn er in diesem Augenblick gesagt hat, dass der Hund aufpassen soll, weil womöglich ein Einbrecher im Haus ist - dann hat er es getan. Hat er ein weiteres Kommando von sich gegeben, war der Hund wieder in ganz normaler Haltung, kein aufpassen, Vorsicht oder Angriff.
Er hat es unglaublich gut verstanden, dass er einen Hund das "Switchen" beigebracht hat. Auch beim Wesenstest waren die Tester erstaunt darüber, was er seinem Hund beigebracht hat. Dafür hat er auch nahezu täglich eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit investiert!
Ein Weiteres Beispiel. Viele Hunde sind im Angriffsmodus, weil sie vorher jemanden attackiert haben, sodass es des Öfteren passiert ist, dass der Hund einen Besitzer danach auch angegangen ist, weil dieser ihn beruhigend streichen wollte. Das passierte bei meinem Ex-Freund nicht!
Der Hund griff in dieser Sekunde das "Zielobjekt" ( Übung) an und mit einem Kommando war er der liebste Familienhund. Da gab es kein weiteres aufgeregt sein oder anderes. Mein Ex-Freund, das muss ich ihm lassen, hat es total drauf gehabt und ist deswegen auch freiwillig sofort zum Wesenstest, damit das Dingen in der Tasche war.
Trotzdem empfand er auch, dass nicht alles immer der "Norm" entspricht. Wobei hier das Bundesland maßgeblich wohl entscheidend sei. Gerade da, wo man die Hunde sowieso nicht will kommt es komischerweise ständig zu angeblichen Vorfällen. Oftmals dürfen Besitzer nicht mit agieren oder Hund darf sich nicht wie ein Hund fühlen. Das sind schlechte Tests.
Doch ansonsten in NRW sind die Tests glaube ich recht "human". Jedenfalls beschwerte sich mein Ex-Freund nicht und hat den mitgemacht. Wer seinen Hund gut erzielt, der Hund die Kommandos perfekt beherrscht und auch im Wesenstest abrufen kann/darf, wie es im Alltag wäre, der muss sich da auch keine Sorgen machen.
@cooper75: Beim Wesenstest wird z.B. verlangt, dass Kinder/Jogger/Behinderte/Hunde/etc. in ca. 1m Entfernung am Hund vorbei gehen. Das finde ich unzumutbar, denn die meisten Hunde haben doch mit irgendeiner dieser Gruppen ein Problem. Deswegen ist ein Hund aber noch lange nicht gefährlich. Dann hält man als Halter einfach genug Abstand.
Oder der Hund darf nicht zubeißen, wenn der Halter bedroht wird. Aber im Ernst: Die allermeisten Hunde die nicht als Schoßhunde gezüchtet wurden würden ihren Besitzer im Ernstfall verteidigen, das ist völlig natürlich und ich als Halter möchte das sogar, dass meine zubeißen, wenn mich jemand wirklich bedroht.
Ich wöllte jetzt nicht, dass ein Hund, in dem ich in einem Meter Abstand vorbei gehe, mich ankläfft oder nach mir schnappt. Ob das für den Hund Sinn macht oder nicht, ist mir dabei egal, der Mensch ist wichtiger als der Hund und ich finde es richtig, dass Tiere, die das nicht leisten können, sicherer verwahrt werden müssen.
Du redest schon wieder von dem Wesenstest, ja welchem denn bitte? Es gibt zig Tests mit unterschiedlichen Ansprüchen und unterschiedlichen Bewertungssystemen. Manche davon sind gut, manche sind weniger gut. Aber wo liegt das Problem, bei den von dir beschriebenen Situationen?
Was ist an der Alltagssituation, dass andere Menschen oder Hunde an Hund und Halter vorbeigehen, so dramatisch? Zig Fußwege und Bürgersteige lassen nicht mehr Platz. So etwas sollte ein Team bewältigen können. Im Bus oder im Aufzug wird es enger. Und Kinder strecken oft auch noch plötzlich die Hand aus.
Genauso ist es bei einem Scheinangriff. So lange der Mensch noch alle Sinne beieinander hat und körperlich unversehrt ist, sollte der Hund wohl kaum allein entscheiden, sondern kontrollierbar bleiben. So viel Erziehung sollte dann schon sein.
Man kann nicht immer ausweichen. Wenn der Hund entsprechend gelagert ist, dann muss man ihn auch führen können. Das macht ein bisschen Arbeit, aber es geht durchaus. Meine Jungs beißen alle zivil. Trotzdem halten sie solche Situationen aus.
@Zitronengras: Und du möchtest dann für diese Hunde (was ja mindestens 80% der Hunde in Deutschland ausmacht) die Tierheim-Kosten bezahlen?
@cooper75: Ist doch egal wo man den Wesenstest macht. Das Problem liegt doch darin, dass 90% der Hunde einen Wesenstest nicht bestehen würden obwohl sie alles andere als gefährlich sind.
Was ist an der Alltagssituation, dass andere Menschen oder Hunde an Hund und Halter vorbeigehen, so dramatisch?
Weil es genug Hunde gibt, die auf Jogger, andere Hunde, Kinder, etc. aggressiv reagieren und somit durchfallen. Das bedeutet dann lebenslang Maulkorb und/oder Leinenzwang, was völlig tierschutzwiedrig ist.
Man kann nicht immer ausweichen.
Doch. Ich weiche erfolgreich seit über 10 Jahren anderen Hunden aus mit einem Hund der in einem anderen Bundesland als gefährlich eingestuft wurde und dort nie den Wesenstest bestanden hätte.
Vorher hatte ich einen Kinderhasser und bin auch mit diesem erfolgreich 7 Jahre lang Kindern ausgewichen. Wenn man will dann geht das.
Man könnte den Hund auch einfach erziehen. Da hätte der Hund auch etwas von, weil sein Stresslevel deutlich sinkt. Wobei ich es immer noch erschreckend finde, dass du es nicht schaffst, verschiedene Tests differenziert zu sehen.
Zumal es für alle Beteiligten sicherer ist, wenn man den Hund sicher macht. Die meisten Passanten sehen in einem Hund nichts anderes als in einem Kinderwagen oder einem Einkaufstrolley. Es ist auch nicht deren Job aufzupassen. Ein erzogener Hund gefährdet die auch in unvorhersehbaren Situationen nicht.
Der Hund entgeht Dingen wie Maulkorb- und Leinenzwang oder dem Einschläfern. Und der Halter geht auch weniger Risiken ein, plötzlich vor Gericht zu stehen. Das ist ein Gewinn für alle. Wenn man es allein nicht schafft, gibt es Hilfe.
Meine Hunde lassen sich freiwillig von Fremden nicht anfassen. Sie sind deutlich linkslastig. Zuchtbedingt haben sie ein deutlich höheres Aggressionpotenzial als deutsche Arbeitshunde. Das ist aber keine Entschuldigung, dass der Hund sich wie eine offene Hose benimmt. Es ist möglich, dass solche Hunde auch ohne Sichtkontakt zum Besitzer zuverlässig mitarbeiten. Man muss nur wollen.
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