Schwierig Freundschaft nach langer Zeit aufleben zu lassen?

Während der Schulzeit hatte ich eine sehr gute Freundin, die ich auch schon aus dem Kindergarten kannte. Wirklich befreundet waren wir dann aber erst in der Schule. Wir hatten auch den gleichen Schulweg und hatten so jeden Tag Kontakt. Nach dem Abitur ist sie dann aber zum Studium in eine andere Stadt gezogen, als ich. Zunächst hatten wir noch ein wenig Kontakt über Whatsapp und Facebook und haben uns auch Postkarten geschrieben.

Irgendwann aber ist das ganze eingeschlafen. Während Klausuren und Praktika war wenig Zeit dafür und wir waren meist nicht zur gleichen Zeit wieder in der Heimatstadt. Nun haben wir versucht unsere Freundschaft wieder ein wenig aufleben zu lassen und haben häufiger mal miteinander telefoniert.

Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass es gut klappt. Man hat während der Zeit viel von dem anderen verpasst und jeder von uns hat jetzt auch neue Freunde. Hat es bei euch schon funktioniert eine Freundschaft nach längerer Zeit wieder aufleben zu lassen? Oder hatte das bei euch keinen großen Erfolg? Kann man da irgendwas tun, damit es besser funktioniert?

Ich habe das gleiche Problem auch schon beobachtet. Es ist wirklich seltsam, wie sich so etwas entwickelt. Häufig lebt man dann unterschiedliche Leben und gerade die neuen Freundeskreise verhindern, dass man sich wieder so annähert. Ich habe es nur ganz selten erlebt, dass die Freundschaft so war, wie vorher. Ich glaube aber auch, dass das generell daran liegt, weil man sich verändert. Man sollte nicht zu hohe Erwartungen und Ansprüche an sich selbst und die Freundschaft haben.

Das kommt doch eher auf die Umstände an meiner Ansicht nach. Es sollte jedem klar sein, dass man als Erwachsener eben deutlich weniger Freizeit hat als als Kind. Kinder müssen nunmal nicht einkaufen, arbeiten und den Haushalt schmeißen. Die haben nur Schule und Hausaufgaben, wobei das ja auch nicht Tage lang ohne Unterbrechung geht. Ich hatte nie so viel Freizeit wie zu Schulzeiten, besonders in den Ferien. Ich habe damals auch die Freunde sehr oft getroffen, da man eben auch nah beieinander wohnte.

Aber wenn man eben weg zieht, vielleicht eine eigene Familie hat, eine Beziehung hat oder studiert, dann nimmt das schon sehr viel Zeit in Anspruch neben dem Führen eines eigenen Haushaltes. Außerdem entwickelt man sich ja auch weiter und verändert sich vom Charakter her. Ist halt die Frage, ob man da noch mit dem alten Schulfreund kompatibel ist.

Ja, schwierig. Ich will nicht sagen, dass es nicht möglich ist, aber ich persönlich habe selbst keine guten oder überhaupt nennenswerten Erfahrungen in der Hinsicht gemacht. Damit will ich nicht behaupten, dass es nicht möglich wäre. So war ich in der Grundschule mit einem bestimmten Mädchen befreundet, die zufällig auch meine Schulkameradin und Nachbarin gewesen war. Nachdem wir auf unterschiedliche Schulen gingen und sie auch noch in einen anderen Stadtteil zog, war die Freundschaft mehr oder weniger zu Ende.

Einige Jahre später als wir schon kurz vor der Volljährigkeit waren, hatte sie bei mir vor Ort einen Freund und wir trafen uns durch Zufall wieder. Lange Rede, wir waren dann wieder für einige Jahre befreundet, aber auch nur deswegen, weil aus unseren alten plötzlich neue Gemeinsamkeiten geworden waren, in dem Fall nämlich dieselbe Clique und ähnliche Freizeitinteressen. Ich halte das aber noch für ein Alter, in dem solche Konstellationen eher möglich sind als später, wenn man sich vielleicht noch stärker auseinander entwickelt hat.

Meine Freundin wiederum ist jetzt sehr eng mit einer Frau befreundet, mit der wir schon in den Neunziger Jahren mal befreundet waren. Der Kontakt zwischen den beiden kam immer mal wieder für einige Jahre fast zum Erliegen und ist dann doch wieder neu aufgekeimt. So ist das bei ihr aber öfter. Ich selbst habe mit so einer Entwicklung wenig Erfahrungen als erwachsener Mensch gemacht. Im Gegenteil, manchmal denke ich an alte Kontakte und bezweifle, dass da noch mal etwas entstehen könnte.

Man hat sich teils sehr auseinander entwickelt und unterschiedliche Lebens- und Wertesysteme. Ich könnte mir vorstellen, dass bei einem zufälligen Kontakt erstmal vor allem verlegenes Schweigen entstünde. Und nichts hasse ich mehr als Gespräche über "weißt du noch?". Das ist das Sinnbild dafür, sich eigentlich sonst nichts mehr zu sagen zu haben.

Ich kann deine Erfahrung sehr gut nachvollziehen. Auch ich habe einige Freundschaften aus Schul- und Studienzeiten, die mit der Zeit eingeschlafen sind. Es kann schwierig sein, eine Freundschaft wieder aufleben zu lassen, nachdem man so lange getrennte Wege gegangen ist.

Ein wichtiger Punkt ist, sich bewusst zu sein, dass sich beide Seiten verändert haben können. Es kann hilfreich sein, sich gegenseitig über die Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen Jahre zu erzählen, um die neuen Perspektiven besser zu verstehen. Vielleicht hat man auch unterschiedliche Interessen oder Lebenswege eingeschlagen, die es schwieriger machen, Gemeinsamkeiten zu finden.

Ich persönlich finde es hilfreich, sich regelmäßig zu treffen, um die Freundschaft wieder aufzubauen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man gemeinsam etwas unternimmt oder auch einfach nur telefoniert oder schreibt. Dabei sollte man allerdings auch akzeptieren, dass sich die Dynamik und Intensität der Freundschaft verändert haben kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man keine zu hohen Erwartungen an die Freundschaft haben sollte. Es kann sein, dass man nicht mehr so eng verbunden ist wie früher, aber das bedeutet nicht, dass die Freundschaft weniger wertvoll ist. Vielleicht wird man nie wieder so eng wie früher, aber das ist okay.

Insgesamt denke ich, dass es möglich ist, eine Freundschaft nach längerer Zeit wieder aufleben zu lassen, aber es braucht Zeit, Geduld und Offenheit von beiden Seiten. Es kann auch hilfreich sein, sich bewusst zu machen, warum man die Freundschaft wieder aufleben lassen möchte und was man von ihr erwartet.