Schwester möchte im Brautkleid der großen Schwester heiraten

Meine Patentochter ist gerade ein wenig aufgelöst und hat sich bei mir ausgeweint. Ihre jüngere Schwester hat vor zwei Jahren standesamtlich geheiratet. Schon damals war geplant die kirchliche Trauung nachzuholen. Kurzerhand meinte das Ehepaar nun im Sommer, sie müssen dieses Jahr noch vor den Traualtar treten. Die Kirche konnte nur noch einen Termin anbieten, der nun seit zehn Wochen steht und in knappen acht Wochen soll die Hochzeit statt finden und es ist noch nichts wirklich geplant. Das macht meine Patentochter total kirre, da sie immer alles bis ins letzte Detail frühzeitig plant. Also sieht meine Patentochter gerade alles was die Hochzeit betrifft ein wenig enger.

Nun kam aber für meine Patentochter der Super Gau. Die kleine Schwester hatte sich wohl direkt als sie und ihr Ehemann die Hochzeit anfingen zu planen, ein Hochzeitskleid gekauft. Das Hochzeitskleid passte damals wohl auch. Wirklich sicher ist sich meine Patentochter da nicht, denn sie war nicht mit dabei, aber die Schwester beharrt darauf. Nun wollte die Schwester die Tage sehen, ob die Schuhe dazu passen. Dabei stellte sie fest, dass ihr das Hochzeitskleid viel zu eng ist. Es müssen mindestens zehn Zentimeter fehlen. So rief sie dann total verzweifelt ihre große Schwester an. Bei verschiedenen Schneidern war die kleine Schwester auch schon. Die sagen aber alle, dass sie da nichts machen können. Was aber wohl auch daran liegen könnte, dass die Hochzeit ja schon in knapp acht Wochen ist.

Nun fragte die kleine Schwester meiner Patentochter diese, ob sie ihr Brautkleid noch hat. Meine Patentochter trug bei ihrer Hochzeit vor vier Jahren ein wunderschönes Kleid. Sie sah einfach phänomenal aus in dem Traum aus weißer Seide. Das Brautkleid hatte meine Patentochter damals von der besten Freundin ihrer kleinen Schwester gebraucht gekauft und hat es bis heute aufgehoben. Da die Schwester aber so hysterisch klang, schnappte sich meine Patentochter ihre zwei Kinder und brachte das Brautkleid zu ihrer Schwester, die knappe 150 Kilometer entfernt wohnt und kinderlos ist.

Meine Patentochter hoffte innerlich, dass ihrer Schwester das Kleid nicht passen könnte. Dann bräuchte sie sich darüber keine Gedanken mehr machen. Leider passte der kleinen Schwester meiner Patentochter das Brautkleid wie angegossen und selbst die Kinder meiner Patentochter waren begeistert, weil die Tante so hübsch aussieht. Der Sohn meinte sogar, die Tante sieht aus wie die Mama auf dem Foto im Wohnzimmer. Im Wohnzimmer steht ein Hochzeitsfoto der Eltern.

Meine Patentochter ist nun hin und her gerissen. Die Schwester hat zwar nun ihr Brautkleid, aber meine Patentochter macht sich alle möglichen Gedanken. Das Brautkleid muss noch gereinigt werden, ob das in der Kürze der Zeit machbar ist, soll ihre Schwester selbst zu sehen. Allerdings wird auch die beste Freundin der Schwester anwesend sein. Die fällt sicherlich aus allen Wolken, wenn die beste Freundin nun ihr Brautkleid trägt, welches die ältere Schwester ebenfalls schon getragen hat. Auch der Familie, die natürlich eingeladen ist, wird das Brautkleid sehr bekannt vor kommen.

Meine Patentochter denkt aber, sie ist allgemein einfach angenervt und wird ihrer Schwester den Gefallen machen. Aber wie würdet ihr denken, wenn ihr zwei Schwestern kennt, die im selben Brautkleid geheiratet haben? Würdet ihr eurer Schwester euer Brautkleid leihen? Würdet ihr eure Schwester fragen, ob sie euch ihr Brautkleid leihen kann? Oder denkt ihr, es ist doch eine schöne Idee, wenn beide Schwestern dasselbe Brautkleid tragen und das zeigt die innige geschwisterliche Bindung?

Ich verstehe nicht ganz, wo das Problem liegt. Man kann doch die beste Freundin, von der das Kleid gekauft wurde, vorwarnen. Falls es für sie überhaupt ein Problem darstellen wird. Immerhin hat sie ihr Kleid verkauft. Es ist doch klar, dass noch andere Frauen darin heiraten. Und die übrigen Familienmitglieder können das Kleid ruhig erkennen. Was ist denn so schlimm daran?

Früher war es üblich, dass die Tochter irgendwann mal das Brautkleid ihrer Mutter trägt. Warum also nicht das der Schwester? Wenn ich die beiden nahestehen, dann ist das erst recht kein Problem. Man kann doch jedem Menschen, den man mag, sein Brautkleid leihen. Und dass die beiden sich dann ähnlich sehen, ist doch bei Schwestern auch gar kein Problem.

Also entweder die Schwester hat ein emotionales Problem, ihr Kleid zu verleihen. An wen auch immer oder speziell an ihre Schwester, weil sie mit dieser oder deren Beziehung irgendein Problem hat. Oder es besteht gar kein Problem und die Verkäuferin des Kleides und die Familienmitglieder sind nur vorgeschoben. Denn denen kann man es einfach als nette Idee verkaufen, dass beide Schwestern das gleiche Kleid tragen.

Es kommt immer auf die Umstände drauf an. Wie gut ist das Verhältnis zu meiner Schwester und welche Hintergründe hat es, dass sie mein Brautkleid tragen möchte. Wenn es eher so ist, dass meine Schwester mein Kleid so toll fand und vielleicht etwas besonderes zur Hochzeit möchte, würde ich ihr sicherlich auch mein Kleid dafür geben. Als Notnagel finde ich es schon nicht mehr ganz so schön.

Auch kann ich nachvollziehen, dass die Patentochter unglücklich ist, wenn die Kinder sagen, dass ihre Tante genauso wie Mama auf dem Hochzeitsbild aussieht. Ich würde da wohl an Stelle der Patentochter sagen, dass ich mein Kleid doch nicht leihen möchte. In 8 Wochen ist es durchaus noch machbar ein anderes Kleid zu bekommen. Ich habe selbst so kurze Zeit vor meiner Hochzeit ein wunderschönes Kleid gefunden. Man probiert sein Hochzeitskleid auch nicht so knapp erst noch einmal an, sondern zwischendurch immer mal. Eben um rechtzeitig Änderungen machen lassen zu können, wenn diese eben nötig sind.

Ansonsten finde ich den Gedanken eigentlich ganz schön, wenn man mit seiner Schwester so verbunden ist, dass man ihr Kleid auf seiner eignen Hochzeit tragen möchte. Aber als Notlösung würde ich mir da auch wirklich blöd vorkommen.

So richtig verstehe ich das Problem nicht. Die große Schwester hat ja offensichtlich generell kein Problem damit ihr Brautkleid weiterzugeben, auch wenn sie ein bisschen genervt von der kleinen Schwester und deren Planung ist. Ich empfinde es nicht als schlimm, wenn man das so macht und sich damit einig ist. Generell finde ich es aber schade, wenn man Bedenken hat und dann nachgibt, weil eine Änderung der ursprünglichen Kleides nicht mehr möglich ist.

Die Hochzeit der kleinen Schwester klingt ziemlich spontan. Das finde ich selber immer mehr als blöd, weil es dann auch meistens für den Gast nicht so schön wird, weil so kurzfristig kaum etwas machbar ist. Man sollte so etwas wirklich gut überdenken, für mich wäre das nichts.

Ich würde auch mein Kleid nicht weitergeben wollen. Es ist mein Kleid, meine Erinnerung und damit wäre es für mich durch, aber das ist ja eine Sache, die man für sich selber entscheiden muss. Als Gast würde ich es nicht schlimm finden, wenn man das Kleid noch mal sieht und die Schwester das Kleid trägt.

Meine Schwägerin, also die Schwester meines Bruders, hat mein Brautkleid getragen. Ich habe es ihr sogar selbst angeboten. Eigentlich war es die Idee meiner Mama. Die beiden waren frisch verlobt und hatten nach dem Umzug in die eigene Wohnung kaum Geld für die Hochzeit übrig. Sie hat sich sehr gefreut, das Kleid zu tragen. Sie sah darin wunderschön aus, aber ganz anders als ich. Sie hat es ja auch mit anderen Schuhen und Accessoires kombiniert und ist ohnehin ein komplett anderer Typ als ich.

Wenn es die Braut nicht stört, ein gebrauchtes Kleid zu tragen, sehe ich da kein Problem. Außerdem weiß das Kleid schon wie es geht und bringt ihr sicher Glück. Problematisch finde ich höchstens, dass deine Patentochter ihr das Kleid ja eigentlich gar nicht geben wollte. Ob sie das jetzt noch zurücknehmen kann weiß ich nicht.

Das Problem verstehe ich dabei auch nicht. Es ist nur ein Kleid, ein Stück Stoff und kein Leben was davon abhängt. Somit ist es doch egal, wer dieses alles getragen hat und auch noch tragen wird. So findet es wenigstens eine zweite Verwendung und gammelt nicht im Schrank umher. Was für eine Erinnerung daran hängen soll wüsste ich nicht, die Erinnerung findet im Kopf statt und nicht in Form von einem Fetzen Stoff der hinterher im Schrank hängt und nie wieder angezogen wird.

Daher hätte ich auch kein Problem ein Brautkleid zu verleihen oder mir selbst auch gar keines zu kaufen und direkt zu leihen. Von wem man sich das leiht spielt dabei doch weniger eine Rolle, egal ob es nun die Schwester, die Mutter oder ein Geschäft ist. Ohnehin ist jeder Mensch unterschiedlich und nur weil es das gleiche Kleid ist, sieht man noch lange nicht gleich aus. Zudem man auch noch mit weiteren Dingen wie z.B. Schmuck einen deutlichen Kontrast sichtbar machen kann, im Gegenzug zur Hochzeit der Schwester als diese das Kleid getragen hat.

Wo das ganze spontan und kurzfristig sein sollte wie Ramones behauptet kann ich ebenfalls nicht erkennen. Die Hochzeit wurde geplant und dort auch schon das Kleid gekauft. In der Zeit die dazwischen vergangen ist, hat das eigentliche Kleid nicht mehr gepasst und von kurzfristig und spontan kann ich darin rein gar nichts erkennen. Auch 8 Wochen vorher das Kleid zu testen ob es passt, finde ich als normal und wenn es eben nicht passt, dann muss man sich nach einer Alternative umsehen. 8 Wochen sind somit noch reichlich lange Zeit, kurzfristig wäre es eher wenn sie es 5 Minuten vor der Trauung das erste mal probiert hätte und dann erst festgestellt hätte, dass das Kleid nicht mehr passt.