Schwere Zeiten im Leben - Wie geht ihr damit um?

vom 23.02.2016, 16:38 Uhr

Zur Zeit läuft es bei mir echt nicht gut. Es kommt irgendwie alles zusammen und wenn eins weg ist und ich denke, dass es nun besser wird, kommt schon wieder was neues.

Außerdem besteht bei einem Familienmitglied der Verdacht auf Krebs. Ich bin psychisch eh kein besonders stabiler Mensch und weiß nicht, wie ich mit solchen Situationen umgehen soll. Ich versuche nun immer tapfer zu sein und mich irgendwie zu beschäftigen und abzulenken. Aber das klappt leider nicht immer. Da mein Partner beruflich viel weg ist, bin ich dann auch mehrere Tage am Stück alleine. Ich würde gerne für die anderen aus der Familie eine Stütze sein und versuche mich dann doch sehr zusammen zu reißen, wenn wir uns sehen. Aber teils merke ich selbst, wie aufgesetzt mein Verhalten dann rüber kommt.

Wie geht ihr denn mit solchen schlechten Zeiten um? Braucht ihr dann jemanden bei dem ihr euch mal ausweinen könnt? Ich habe das zur Zeit leider nicht, weil mein Partner genug selbst mit sich und der Situation zu tun hat. Werdet ihr dann alleine damit fertig? Was tut euch dann gut? Und wie lenkt ihr euch ab?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Man kann auch mal gemeinsam weinen, wenn ein starker Schicksalsschlag in der Familie ist. Den anderen Leuten in der Familie geht es doch auch nicht anders, man darf seine Gefühle nicht immer wegdrücken und kann auch nicht immer eine Stütze sein, das ist auch jedem Mensch klar. Du musst nicht immer perfekt funktionieren, sondern darfst auch Mensch sein und gerade wenn es dir psychisch nicht immer so gut geht, ist es doch verständlich.

Ich würde an deiner Stelle schauen, dass ich vielleicht einem Hobby nachgehe, was mir Spaß macht um mich abzulenken und Dinge zu machen, die der Seele gut tun. Ich versuche auch so durch schwere Zeiten zu kommen mit positiver Ablenkung und ich spreche auch über alles was mich bewegt mit meinem Mann. Vielleicht hast du ja eine Freundin, der du bestimmte Dinge und Gedanken mitteilen kannst.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin zum Glück verdammt robust und stecke einiges weg. Das hätte ich früher nie gedacht, aber das Leben zeigt wohl bei jedem irgendwann einmal richtig seine Zähne. Auch wenn ich normalerweise gut zurecht komme, gehen Krisen und schwere Zeiten nicht spurlos an mir vorüber.

Was mir dann wirklich gut tut, das sind ganz ruhige Stunden in der Natur. Ich schnappe mir die Hunde und lasse sie irgendwo, wo es schön ist, einfach laufen. Deren unbändige Energie und die Lebensfreude tun mir einfach gut. Oder ich nehme ein Pferd und gehe einfach im Schritt bummeln.

Ich mag dann besonders den Sonnenaufgang oder den Untergang im Moor oder an Flussauen. Die Ruhe, der leichte Nebel und die Art, wie die Luft über meine Haut streicht, bringen mich runter und rücken die Emotionen wieder zurecht. Das funktioniert bei mir auch mit den in der Sonne funkelnden Regentropfen auf Blättern und Spinnennetzen und dem satt grün leuchtenden Moos oder Raureif am Morgen.

Außerdem hilft es mir, nicht immer stark sein zu müssen. Auch wenn mein Partner stärker oder mitbetroffen ist, finde ich es ok, auch einmal gemeinsam schwach zu sein. Ich meine damit nicht, sich etwas vorzujammern, sondern sich einfach festzuhalten. Da kann man sich erst fallen lassen und nach einiger Zeit verändert sich das Gefühl. Die Verzweiflung weicht und man spürt die eigene und die gemeinsame Kraft wieder.

Und wenn gar nichts mehr geht, dann greife ich zu Kakao. Bei einer Todesnachricht können es auch 2 Liter auf einen Schlag werden. Ansonsten bin ich Stress- oder Frustesser, aber Kakao hilft mir im Notfall tatsächlich. Der Zuckergehalt und die stimmungsaufhellenden Inhaltsstoffe federn bei mir den Schock ab. Ich funktioniere dann wieder.

Ich weiß, das es dir jetzt nicht hilft, aber irgendwann geht es wieder aufwärts. Die Zeit bis dahin ist übel, vergiss einfach nicht, dass es wieder besser wird. Auch das hilft, um schwierige Phasen zu überstehen.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass mir meine Hunde helfen. Ohne sie wäre ich noch mehr alleine und sie bringen einen ja doch meist irgendwie zum lachen, wenn man mal nicht gut drauf ist. Ich versuche auch wieder mehr, mich mit Handarbeiten, wie nähen, stricken und häkeln zu beschäftigen. Auch lese ich viel, da ich dann vom Inhalt des Buches sehr abgelenkt bin.

Eine Freundin habe ich leider nicht mehr. Daher bin ich dann wirklich ganz auf mich alleine gestellt. Im Moment weine ich einfach mal nur, wenn ich alleine bin und mein Partner das nicht sieht. Ich habe Angst, dass es ihn dann noch mehr runter zieht und er sich eben auch noch um mich kümmern muss.

Vor ein paar Jahren war schon jemand aus unserer Familie sehr krank und lag sogar einige Zeit im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Diese Eindrücke und Gefühle von damals, habe ich auch noch immer im Kopf und es fällt mir schwer nun nicht daran zu denken. Ich hatte schreckliche Angst auf der Intensivstation und mich so klein und hilflos gefühlt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Psychisch gesehen bin ich schon seit meiner Kindheit nie gut zurecht gekommen. Ich habe eine verdammt beschissene Kindheit hinter mir gehabt und viele Dinge beschäftigen mich noch heute. Ich bin in meinem Leben aber in der Lage gewesen, gewisses einfach abzustellen, was eine gewisse Gefühlskälte ab einem bestimmten Punkt auslöst. Das war nie meine Intention, aber ich kann es nicht mehr ändern.

Ich bin in vielen Dingen ein wirklich zu direkter und ehrlicher Mensch. Durch die Blume reden gibt es bei mir nicht mehr. Jeder kriegt von mir das, was er verdient hat. Auch wenn ich mich nicht der Fäkalsprache bediene, so tue ich Menschen dann auch weh, aber es ist mir egal. Bei mir hat sich mein Leben so verändert, dass ich eine schützende Mauer um mich habe, wo nur wenige Zugriff haben.

Ich bin auch im Dauerstressmodus, weil mein Kopf niemals auch im Bett nicht aufhört zu denken. Ich kann nicht mehr richtig entspannen oder so, sondern muss ich mich sofort in den Stressmodus zurückziehen. Deswegen bin ich in Behandlung gewesen, aber es wird da wohl kaum etwas zu ändern sein.

Dann habe ich in den letzten zwei Jahren viele Verwandte verloren, was mir sehr tief im Nacken sitzt. Das dies irgendwann passiert war klar, aber ich habe ausgerechnet all jene verloren, die mir meine Kindheit noch versüßt haben, wo sonst alles scheiße gelaufen ist. Das sitzt dann besonders tief.

Hinzu kommt, dass ich 2012 einen sehr schweren Unfall hatte und heute noch einiges neu erlernen muss. Ich bin zwar wieder fit und kann meinen Beruf teilweise wieder ausführen, aber es gibt noch einiges zu tun.

Wie gehe ich damit um? Ich habe mich meinem Schicksal nach jahrelangen Kämpfen einfach hingegeben, weil ich nicht weiter weiß.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das kenne ich nur zu gut, da ich im Leben auch schon leider oft genug schwere Zeiten hatte. Wie ich damit umgegangen bin, war immer unterschiedlich und kam eigentlich auch immer darauf an, worauf ich mich überhaupt einlassen wollte. Allerdings hat es mir immer gut geholfen, jemanden zum Reden zu haben. Mein Partner oder Freunde haben mir in solchen Zeiten eigentlich immer viel Kraft gegeben. Auch wenn ich nicht immer mit ihnen reden konnte oder wollte, tat es mir gut, jemanden um mich zu haben und mich nicht allein zu fühlen und mich einfach an jemandem ausweinen zu können.

Ansonsten hilft es auch viel, sich abzulenken, auch wenn das leichter klingt, als es gemacht ist. Sitzt man nur zu Hause und hängt seinen Gedanken nach, dann geht es einem aber immer automatisch schlechter, als wenn man sich ablenkt und sich auf andere Gedanken bringt. Es hat mir immer viel geholfen, viel rauszugehen und viel zu unternehmen. Oft hilft es einfach, spazieren zu gehen.

Mir hat es auch oft geholfen, meine Gedanken nieder zu schreiben, wenn ich niemanden zum Reden hatte oder mit niemand anderem reden wollte. Tagebuch schreiben hilft mir, wenn ich mir Klarheit verschaffen will und loswerden möchte, was mir auf dem Herzen liegt.

Wichtig ist wohl aber auch, dass man sich bewusst wird, dass es nichts bringt, Trübsal zu blasen. Natürlich ist es legitim, dass es einem auch mal schlecht geht und dass man in manchen Situationen auch trauert, aber ändern tut es im Endeffekt an der Situation ja auch nichts. Man kann traurig sein oder das beste daraus machen und versuchen, glücklich zu sein, ohne dass sich etwas ändern wird. Von daher sollte man versuchen, immer positiv zu denken, auch wenn es alles andere als einfach ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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