Schweinefleisch-Verbot in Kitas für übertrieben halten?
Kätzchen14 hat geschrieben:Liebe Eltern, wir haben eine tägliche Essensausgabe und dort gibt es gesundes Obst, wo die Kinder sich bedienen können, manche Eltern geben dazu gerne auch was aus ihrem Obstgärtchen etc. Sorgt doch bitte dafür, dass Kinder nährwert- und energiereich statt ungesund und billig ernährt werden. Sowas in der Art klingt doch besser, als wenn man den Miesepeter den muslimischen Menschen zu schiebt.
Hast du Kinder in einer Kita oder in einer Schule? So richtig glauben kann ich das bei der Aussage nicht. So richtig und nett sie vielleicht auch wäre, dürfte sie an vielen Orte am Ende des Tages ins Leere laufen. Wir hatten so etwas mal. Da gab es nur eine Mittagsversorgung und nette Worte zur gesunden Ernährung schon immer. Was glaubst du, was da die Hälfte der Kinder zum Frühstück alles mitgebracht hat? Da gab es dann leckeren Nutellatoast, Milchschnitte, Joghurts und Gummibärchen bei vielen.
Danach wurde dann am Ganztagsverpflegung umgestellt, die jetzt irgendetwas um 3 oder 4 Euro kostet. Da gab es schon einen riesigen Aufschrei, warum das jetzt so teuer ist. Wie will man da einen gesunden, ausgewogenen Speiseplan mit idealerweise 2 oder 3 verschiedenen Gerichten anbieten?
Wer nicht gerade in eine Kita geht, die eine eigene Küche hat oder hohe Beiträge erhebt, der kann damit einfach nicht rechnen. Und genauso kann man auch kaum, damit rechnen, dass fast alle Eltern bei einer gesunden Ernährung mitmachen. Von daher finde ich es grundsätzlich nicht schlecht, wenn sich die Kita darum kümmert.
Und die Anpassung finde ich auch irgendwie albern. Da stellen in einer deutschen Großstadt zwei(!) Kitas mit maximal ein paar hundert Kinder ihren Ernährungsplan um und schon bricht das Abendland zusammen und wir haben uns dem Islam unterworfen. Als wenn von uns nie jemand im Urlaub etwas ist, was es vornehmlich in Mitteleuropa gibt. Natürlich knabbert ihr in Asien alle nur Heuschrecken und Grillen.
Klehmchen hat geschrieben:Kätzchen14 hat geschrieben:Als wenn von uns nie jemand im Urlaub etwas ist, was es vornehmlich in Mitteleuropa gibt. Natürlich knabbert ihr in Asien alle nur Heuschrecken und Grillen.
Du kannst doch jetzt nicht das was irgendjemand im Urlaub isst, mit dieser Problematik vergleichen. Wenn irgendjemand meint, sich in Asien oder einem Arabischen Land von mir aus, eine Speise zu Essen, die man nur aus Mitteleuropa kennt, von mir aus auch ein Stück Schweinefleisch, dann macht er es aber auch nur, weil er es kann. Es wird dem Gast angeboten, und wenn dieser Gast in dem Land, das Angebot dann annimmt und dafür bezahlt, ist das auch vollkommen in Ordnung. Wenn man die Möglichkeit nicht hätte, müsste man eben auch was essen, was dann eben in dem jeweiligen Land angeboten wird. Das kann man aber nicht damit vergleichen, was in den Kitas passiert.
Umgekehrt würde ich das auch nicht wollen. Wenn meine Kinder in einem muslimischen Land in die Kinderbetreuung gehen würden, dann müssten diese sich auch nicht für meine Kinder umstellen. Was sie auch mit Sicherheit nicht tun würden.
Was Kitas und Kindergärten an sich angeht, kann ich nur sagen, dass nicht alle Kitas oder Kindergärten gleich gut sind und demnach auch nicht gleich funktionieren. So dienen die einen gefühlt nur als Abgabestelle für Kinder und die anderen wiederum arbeiten eng mit den Eltern zusammen. Dann entstehen auch durchaus solche Möglichkeiten, dass die Eltern, sofern sie können, sich aktiv mit einbringen, und kommen auch solche Dinge vor, dass man gemeinsam mit den Kindern, das Frühstück vorbereitet. Vielleicht nicht immer, aber das gibt es schon.
Und es geht sich ja auch nicht darum, ob man den Kindern jetzt das Schweinefleisch von der Karte streicht, sondern um den Grund warum man das macht. Und der ist einfach falsch.
Klehmchen, wer die Presse aufmerksam verfolgt bekommt schon mit dass solche schleichenden Extravaganzen zunehmen. Die 2 Kitas sind leider kein Einzelfall, haben hier ja auch schon welche beschrieben. Aber es steht nicht in jeder Presse, deshalb bekommt es auch nicht jeder mit.
Dein Beispiel mit dem Essen verstehe ich nicht richtig. Meinst du dass ich im Auslandsurlaub bevorzugt auch mein einheimisches Essen zu mir nehme ohne das ich gleich das jeweilige Land christianisiere?
hooker hat geschrieben:Klehmchen, wer die Presse aufmerksam verfolgt bekommt schon mit dass solche schleichenden Extravaganzen zunehmen. Die 2 Kitas sind leider kein Einzelfall, haben hier ja auch schon welche beschrieben.
Ok dann nenne mir mal die ganzen anderen Kitas in Leipzig die solche "Extravaganzen" anbieten. Hier geht doch völlig die Relation ab. Selbst wenn in jeder Stadt in Deutschland mit mehr als 50.000 Einwohner sowas 2 oder 3 Kitas oder Schulen so etwas machen würden, wäre es eine Randerscheinung. Was spricht denn dagegen, wenn es für Muslime in deutschen Großstädten ein handvoll deutsche Kitas gibt, die so etwas anbieten? Es wird doch dauernd gemeckert, dass wir Moscheen nicht kontrollieren können und keine Ahnung haben was da gepredigt wird. Nun kommt da ein Träger von zwei Kitas in Leipzig auf die Idee, eine Möglichkeit zu schaffen, dass die Kinder da problemslos hingehen können um eine Integration zu ermöglich, dann ist das auch verkehrt.
Was genau spricht denn jetzt dagegen, wenn die deutschen Kinder ihr Schweinefleisch zu Hause essen? Und das angebliche Gummibärchenverbot ist doch auch so eine Halbwahrheit. Die Kita rückt bei Feiern keine mehr heraus. Es gibt aber kein Verbot, dass die Kinder so etwas nicht selbst mitbringen dürfen. Wenn ich mir mal den Speiseplan meiner Kita so anschaue, dann müsste da bei der Mittagsversorgung allenfalls ein Gericht pro Woche geändert werden und vielleicht müsste man morgens beim Frühstück sich die Wurstaufschnitte mal anschauen. Und da wird jetzt so ein Drama gemacht? Das ist doch mehr als lächerlich.
Und ja ich meine das Urlaubsbeispiel durchaus ernst. Wer fordert, dass Menschen, die hier herkommen sich anpassen, der muss das im Urlaub genauso machen. Wer einen klassischen deutschen Urlaub machen will, der findet tausende schöne Flecken in Deutschland, wo er sein Deutschtum ausleben kann. Wer der Meinung ist, er muss im Urlaub mal etwas anderes sehen und ins Ausland fahren, der soll doch da bitte die gleichen Maßstäbe ansetzen wie er es hier macht. Alles andere ist doch Heuchlerei. Der Moslem hat hier Mittags sein Schweineschnitzel zu essen, aber wehe man kriegt im Urlaub sein Schnitzel oder seine Currywurst nicht.
Und am Ende bleibe ich dabei. Wie wäre es denn, wenn man das einfach mal die Kita mit den Eltern klären lässt. Und von denen habe ich in keiner halbwegs seriösen Zeitung einen Aufschrei gelesen, erst recht nicht in den Leipziger Tageszeitungen.
Kodi hat geschrieben:Und es geht sich ja auch nicht darum, ob man den Kindern jetzt das Schweinefleisch von der Karte streicht, sondern um den Grund warum man das macht. Und der ist einfach falsch.
Das kann ja sein, bzw. kann man es so sehen. Aber es handelt sich doch meines Wissens nicht um eine Doktrin von Seiten des Staates, sondern um eine Regelung einer einzelnen Einrichtung, und ich habe immer noch nicht verstanden, warum sich jetzt gleich halb Deutschland darüber echauffieren muss. Müssen wir jetzt wirklich die Ernährungsgewohnheiten jeder einzelnen öffentlichen Einrichtung detailliert diskutieren und kann man solche Entscheidungen nicht auch eher den jeweils betroffenen Personen überlassen?
Man wird ja nicht einfach so etwas festgelegt haben, ohne das mit den Eltern zu besprechen, von daher verstehe ich die Aufregung nicht. Man hat sich ja scheinbar ausgetauscht und das dann so entschieden, finde ich vollkommen richtig. An sich sehe ich auch kein Problem, wenn es dann eben gesünderes Essen gibt oder einfach nur das Schweinefleisch durch Geflügel oder Rind ersetzt. Mich würde das auch absolut nicht stören.
Problematisch finde ich es, wenn man den Brotaufstrich bestimmen will, aber auch da gibt es ja genügend Alternativen. Mein Kind geht in einen Dorfkindergarten, Mittag möchte er da nicht mehr mitessen, weil er ein mäkliger Esser ist, aber in seinem Kindergarten gibt es nur ein muslimisches Kind. Würden die Eltern oder der kleine Mann selber sagen, dass sie es blöd finden, dass es zum Mittag Schwein gibt, dann würde ich es okay finden, wenn man das ändern würde. Einem christlichen Kind oder einem ohne Konfession oder einer anderen Konfession würde es ja gar nicht stören und so sehe ich da kein Problem und würde dem auch ohne Probleme zustimmen.
Meine Güte, man kann sich auch anstellen. Dass das überhaupt diskutiert werden muss ist lächerlich. Man ist sich einig geworden Rücksicht nehmen zu wollen und dann passt das auch. Man braucht ja auch gar nicht ständig Fleisch und sollte dann durchaus hochwertiger einkaufen oder verarbeiten für den Kindergarten und dann passt das auch. Vielleicht ist es eine Frage des Geldes, weil anderes Fleisch eventuell in der Verarbeitung mehr kosten würde, aber dennoch denke ich dass das machbar ist und man dann eben sehen muss wie man das finanziell hinbekommt Geld bei der Herstellung wieder einzusparen oder sinnvoller mit den Lebensmitteln zu wirtschaften. Das jeder sein passendes Essen bekommt finde ich albern und finanziell ist das auch nicht zu stemmen für jeden.
Ich finde generell sollte man auch den Kindern bewusster machen, wie man sich gesund ernährt und da mit einem guten Vorbild vorangehen beim Kindergartenessen. Wenn ich mal sehe, was da teilweise auch mitgegeben wird, muss sich wohl keiner wegen dem Schweinefleisch aufregen. Da werden Milchschnitten mitgegeben, Fruchtzwerge und aufs Weißbrot kommt dann noch dick der Schokoladenaufstrich, das finde ich schon wirklich nicht gut. Mein Sohn ist sicherlich ein schlechter Esser, aber er bekommt so etwas nicht mit. Er hat Gemüse, etwas Obst und auch normales Brot mit seinem Lieblingsbelag in der Brotdose und das ist auch gut so. Man sollte vielleicht generell mal beratend tätig werden und gemeinsam mit den Eltern entscheiden, was es zu essen geben soll und wo man das Ganze dann her bezieht.
Es gibt ja vielleicht auch soziale Projekte, die man so unterstützen kann. Beispielsweise gibt es bei uns im Nachbarort ein Mehrgenerationenhaus und die kochen dann für die Kindergärten gemeinsam und regional. Das kostet dann nicht so sehr viel, aber ist auch gesund und alles aus der Region, das ist natürlich super. Auf so etwas sollte man schon eher achten als auf Schweinefleisch oder nicht. Als deutsche Mutter finde ich es vollkommen okay, wenn man sich auch anderen Kulturen gegenüber öffnet und man muss sich ja nur mal in das Kind hineinversetzen. Es ist sicherlich schwer auf etwas zu verzichten, was das Umfeld zu sich nimmt und dann muss man es aber durchziehen, weil man sonst wahrscheinlich Ärger bekommt oder ein schlechter Muslim ist, das ist ja nicht gerade einfach für ein Kind in dem Alter.
Es ist wieder Sommerloch. Und dazu kommt, dass zur Zeit eine politische Strömung der Fremdenfeindlichkeit Oberwasser hat und von den Ängsten der Menschen lebt. Sonst könnte man darüber sachlich diskutieren.
Es ist ja nicht so, dass in Kitas und Schulküchen schon immer alle Speisen erlaubt waren. Rohe Eier zum Beispiel waren schon ewig verboten. Mittlerweile hat das an unserer örtlichen Grundschule sogar dazu geführt, dass Eltern keinen Kuchen mehr mit frischen Eiern backen dürfen, auch keinen Rührkuchen. Nicht etwa wegen der Allergiker, sondern aus Vorsicht, keine Salmonelleninfekte zu verbreiten. Klar, man muss sich umstellen und die Eltern rebellieren. Ich bin zugegebenermaßen auch nicht begeistert davon, da das von der Schule verlangte Eipulver nirgends in unserer Kleinstadt erhältlich ist und ich dann meinem Kind einen eifreien Geburtstagskuchen backen musste. Umstellungen nerven einen immer irgendwie.
Aber ganz ehrlich: Wenn es in der Schule oder im Kindergarten keine Speisen mit Fleisch oder Schweinefleisch mehr gibt, dann muss man sich doch nicht umstellen! Und wer will, isst seinen Schweinebraten eben zu Hause. So lange es im Catering der Kinder ausgewogene vegetarische Vollkost gibt, werden die Kinder hinreichend und gesund versorgt. Fleisch ist für die Ernährung der Kinder nicht nötig. Wo ist also das Problem? Ich sehe sogar den Vorteil, dass die Mülltonnen mit den Essensresten nicht mehr so schlimm riechen werden.
Und letztlich, wenn einem das öffentliche Angebot an Schulen oder Kitas nicht passt, dann kann man ja eine Private Kitainitiative oder Privatschule gründen, wo jeden Tag Schweinefleisch auf dem Plan steht und die Kinder dann von Anfang an an viel zu Fleischlastige Nahrung gewöhnt werden, mit den üblichen Folgen für die Gesundheit. Denn wenn man ehrlich ist, empfiehlt nicht mal die DGE einen so häufigen Konsum an Fleisch und Fleischprodukten.
Mich wundert auch, dass da so ein Fass aufgemacht wird, obwohl doch andererseits sowieso häufig gefordert wird, dass weniger Fleischprodukte gegessen werden. Und jetzt auf einmal kriegt man sich nicht mehr ein, weil irgendwo in einer öffentlichen Einrichtung kein Schweinefleisch angeboten wird (bzw. darüber diskutiert wird). Auf einmal scheint es für viele Menschen dringend geboten zu sein, unbedingt Schweinefleisch konsumieren zu müssen, um die eigene kulturelle Identität wahren zu können. Und das, obwohl so gut wie alle darüber diskutierenden Menschen sowieso nicht davon betroffen sind.
Genauso wie es die Glaubensfreiheit hier in Deutschland nach dem Grundgesetz gibt, so gibt es auch die Meinungsfreiheit. Und meine Meinung ist es eben, dass es Falsch ist, eine Entscheidung zu treffen, um Rücksicht auf einen anderen Glauben nehmen zu wollen. Ich schreibe einem Muslimen in seinem Land auch nicht vor, was er zu tun und zu lassen hat.
Und nochmal, das hat zumindest nicht bei mir in irgendeiner Form was mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, dafür kennt mich hier niemand gut genug, oder meinen Freundeskreis, um das beurteilen zu können oder zu dürfen. Es geht sich auch nicht darum, gesundes Essen in die Kitas zu bekommen, da bin ich absolut für. Auch dass man die Kinder schon sehr früh anfängt, sie dafür zu sensibilisieren. Denn es gibt auch nichts schlimmere, als Eltern, die Ihren eh schon viel zu dicken Kindern, immer noch was süßes un Hals schieben, nur weil sie nicht diskutieren wollen oder weil es ihnen zu viel Mühe macht, und davon sieht man auch mehr als genug.
Es geht zumindest für mich darum, dass der Weg nicht der richtige ist. Man soll ruhig auf Schweinefleisch verzichten und gesünder in Kitas und Kindergärten essen, aber dann bitte nicht auf Grund einer Minderheit, die sich auch nicht immer unbedingt anpassen wollen. Wenn ich in eine anderes Land ziehe, muss ich mir auch darüber klar sein, dass dort andere Sitten und Gebräuche herrschen an denen ich mich dann auch anpassen muss. Nur wenn man das hier einfordert, heißt es gleich immer, dass man Fremdenfeindlich ist. Dann macht euch doch mal die Mühe und fragt die Menschen, die es betrifft. Denen ist das nämlich egal, die wissen, dass auch wir unsere Sitten haben. Und die die es nicht akzeptieren, habe hier auch nichts verloren und genau das bekommt man auch gesagt, wenn man sich als deutscher im Ausland so verhält, wenn nicht schlimmer.
Kodi hat geschrieben:Genauso wie es die Glaubensfreiheit hier in Deutschland nach dem Grundgesetz gibt, so gibt es auch die Meinungsfreiheit.
Wobei dir ja niemand die Meinungsfreiheit abspricht. Was ich nicht kapiere, ist der Sachverhalt, warum sich halb Deutschland über eine Ernährungsregel echauffiert, die nur eine einzelne öffentliche Einrichtung betrifft. Noch einmal: es handelt sich um einen Sachverhalt, der nur eine einzelne öffentliche Einrichtung betrifft. So gut wie niemand von uns ist davon betroffen, niemand von uns wird deswegen in seiner Meinungs- oder Speisenvielfalt beschränkt. Worin um alles in der Welt besteht das hohe Aufregungspotential?
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