Schwangere Schülerin gezielt von Zeugnisvergabe ausschließen

vom 29.05.2017, 05:56 Uhr

Ich habe in den Medien von einem Fall aus den USA gelesen. Dort ist eine Schülerin schwanger geworden und soll in wenigen Tagen auch ihr Abschlusszeugnis bekommen. Da sie auf eine christliche Schule gegangen ist, die sich aber dafür einsetzt, dass man jungfräulich in die Ehe geht (und das Mädchen unverheiratet ist) wird das Mädchen jetzt von der Zeugnisübergabe ausgeschlossen. Argumentiert wird damit, dass sie eben gegen die Werte der Schule (unehelicher Verkehr) verstoßen hätte und deswegen eben nicht teilnehmen dürfte Dabei begrüße man ausdrücklich, dass sie sich gegen eine Abtreibung entschieden habe. Sie soll das Zeugnis wohl fernab von den anderen Schülern als "Strafe" bekommen.

Ich sehe die Situation gewissermaßen zwiespältig. Einerseits finde ich es doof, dass man meint, eine Schülerin wegen so einer Kleinigkeit bestrafen zu müssen. Abgesehen davon empfinde ich es nicht wirklich als Bestrafung, wenn man das Zeugnis separat bekommt. Hauptsache ist doch, man bekommt das Zeugnis. Mir persönlich wäre nur wichtig, dass ich das Zeugnis überhaupt bekomme. Der Rahmen der Übergabe wäre mir persönlich ziemlich egal. Aber das sieht sicherlich jeder anders. Wie seht ihr das? Findet ihr das Verhalten der Schule gerechtfertigt und hättet ihr genauso gehandelt? Würdet ihr es als Bestrafung empfinden, wenn ihr euer Zeugnis separat bekommen würdet?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde es auf jeden Fall als Bestrafung empfinden. Einfach, weil es so gemeint ist. Mir wäre es praktisch gesehen wahrscheinlich auch egal, aber es ist etwas anderes, ob man aus Desinteresse einer Veranstaltung fernbleibt oder man es verboten bekommt.

Ich finde, die Schule handelt total falsch. Und unchristlich. Was ist denn aus Vergeben und Verzeihen geworden? Mit welchem Recht urteilen sie denn über das Mädchen? Warum fangen sie es nicht eher auf und helfen ihm so gut es geht, damit es wieder auf den rechten Weg zurückfindet?

Es gibt ja Bewegungen, die die Wiederherstellung der Jungfräulichkeit für möglich halten. Aber auf jeden Fall könnte sie ab sofort wieder keusch leben. Wenn man sie aber bestraft, verurteilt und aus der Gemeinschaft ausschließt, verliert man jede Einflussnahme.

Generell sehe ich schon ein, dass sie der Schulphilosophie entgegen gehandelt hat. Auch wenn es ihr Privatleben ist und es die Schule eigentlich nichts angeht. Und vor allem auch wenn ich diese Philosophie überhaupt nicht teile. Aber wenn ein Schüler nachmittags randalierend durch den Ort zieht, sollte das vielleicht auch Konsequenzen vonseiten der Schule nach sich ziehen.

Aber wie gesagt, ich würde solche Schüler lieber auffangen und unterstützen. Dann ist die Bestrafung eben, dass im Unterricht darüber geredet wird. Dass die ganze Klasse einen Aufsatz darüber schreiben muss. Dass Kontakt zu einem Heim für minderjährige Mütter aufgenommen wird. Dadurch verstärkt sich auch der Abschreckungseffekt auf die anderen Schülerinnen als durch solche plumpen Bestrafungen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wenn man sich sonst mal anguckt, was in den USA so üblich ist, finde ich den Ausschluss von der Zeugnisvergabe noch relativ harmlos, auch wenn in den USA dieser Tag immer etwas ganz Besonderes ist und einen viel höheren Stellenwert hat als hier in Deutschland.

Was insbesondere in den USA im Namen des Christentums alles passiert, will ich nun gar nicht kommentieren, aber es hat mit den Grundwerten des Christentums nicht mehr viel zu tun. Da wird kein Wort mehr verloren über Nächstenliebe, vergeben und verzeihen.

Und insbesondere die Teenagerschwangerschaften sind in den USA ein großes Problem. Jeder schweigt es nur tot und glaubt, wenn man nicht drüber redet, passiert es auch nicht. Dadurch wissen einige Teenager immer noch nicht, wie Babys entstehen und wie man das verhüten kann. Stattdessen gibt es solche seltsamen Verpflichtungen zur Enthaltsamkeit und Jungfräulichkeit bis zur Hochzeit, woran sich die jeweiligen Eltern jedoch auch nicht gehalten haben.

Ich finde diese Maßnahme nicht gut. Weder finde ich diese Verpflichtung gut noch den Ausschluss von der Zeugnisvergabe. Allerdings kann man in diesem Fall noch froh sein, dass sie nur davon ausgeschlossen wurde und immerhin noch ihren Abschluss machen durfte. Normalerweise wäre sie sofort bei Bekanntwerden der Schwangerschaft nämlich von der Schule geflogen, um weiter zu verheimlichen, dass es Teenagerschwangerschaften überhaupt gibt und sich andere durch sie auch zum Sex und Schwangerschaft verleiten lassen. Viele Amerikaner behandeln Teenagerschwangerschaften nämlich genauso wie ansteckende Krankheiten.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du musst es so sehen, dass in den USA die Zeugnisübergabe auch ein anderer Stellenwert zugemessen wird als es hier der Fall ist. Hier ist es vielen Wurst ob das Ding per Post kommt oder in einem feierlichen Rahmen überreicht wird. In den USA ist das eine schlimme Strafe, wenn man das per Post erhält oder im stillen leisen Büro damit es niemand sieht und das ist dann auch eine Schande für einen selbst.

Ich kann die Schule schon verstehen, dass sie das Schwangere Gör nicht auf die Bühne holt und damit noch eine Showfläche bietet und das unterstützt. Immerhin hat sie gegen die Werte der Schule verstoßen indem sie einfach vorher Geschlechtsverkehr eingeht und dabei noch schwanger wird. Es ist kein "kleines Ding" wie man es hier beschrieben hatte, sondern schon eine große Sache die sich hinterher auch im kompletten Leben der Dame auswirken wird. Sei es nun Privat oder auch Beruflich, denn es macht schon einen komischen Eindruck wenn jemand Schwanger ist und er zeitgleich eine streng christliche Schule besucht mit ihren Moralvorstellungen. Damit kann man sich auch einiges in der Zukunft verbauen, da in den USA nicht einmal so wenige streng gläubig sind.

Ich sehe es mal so, die Dame kann froh sein, dass sie nicht von der Schule direkt entsorgt worden ist und gar kein Zeugnis am Ende in der Hand gehabt hätte. Wäre das passiert und mit Kind, wie will sie da einen Abschluss nach machen zudem die Schulen in den USA auch nicht selten noch Geld kosten. Das muss man auch erst einmal haben, wenn auf einmal die Schule länger besucht werden muss und es nicht vorher angespart wurde von den Eltern und diese Ehrenrunden mit abdeckt. Von daher ist das noch eine kleine Strafe, aber die Auswirkungen auf ihr restliches Leben hat sie dennoch und auch den negativen Beigeschmack, auf einer christlichen Schule gewesen zu sein mit strengem Glauben und dann einfach schwanger zu werden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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