Schulpflicht abschaffen, welche Alternativen gibt es

vom 07.10.2015, 19:41 Uhr

In Deutschland besteht ja eine Schulpflicht. Dieses starre System gibt es nicht in jedem europäischen Land. Es gibt Länder, die haben eine Bildungspflicht, das heißt Kinder können von zu hause aus unterrichtet werden und müssen in einen regelmäßigen Abstand zu Tests.

Bei den Tests wird geschaut, ob Bildung stattfindet und vor allem wie das geschieht, welche Fortschritte es gibt usw. Eltern sind hierbei in der Nachweispflicht. Ob es Zensuren gibt und welche Chancen die Kinder im späteren Leben haben, soweit bin ich noch nicht vorgedrungen.

Ich weiß aber, dass man diese Kinder auch auf eine normale Schule schicken kann denn hauptsache ist, dass Bildung statt findet. Würde sich so ein System in Deutschland auch durchsetzen oder ist man hierzulande viel zu sehr an das jetzige System gewöhnt, dass man für ein Neues nicht offen wäre?

Würde eine Abschaffung dazu beitragen, dass sich mehrere Parallelgesellschaften hier im Lande bilden würden? Eine Wahl, wie man seine Kinder bilden möchte, hat gewisse Vorteile. Es gibt keinen übermäßigen Leistungsdruck. Man wird als Kind nicht mehr nach Aussehen und Stand beurteilt.

Aber auch Nachteile wie das Fehlen von sozialen Bindungen und Freundschaften wären Gang und gäbe. Ein Informationsaustausch könnte nicht gewährleistet werden, außer man hat einen Nachbars Jungen / Mädchen, der oder die auch Zuhause unterrichtet wird.

Es gibt Länder und Städte, die liegen weit abseits, manchmal auf einer Insel, wo Kinder lange unterwegs sind zu Schulen, dort ist es manchmal auch möglich oder sogar der einzigste Weg, die Kinder zu Hause zu unterrichten und zwar von den Eltern oder einem Lehrer, der eingeflogen wird.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Für Hausunterricht muss man nicht in ferne Länder gucken. In Österreich ist es erlaubt. Auch Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Irland, verschiedene Kantone der Schweiz, Polen, Ungarn, Belgien, Schweden, Italien, Portugal und Spanien erlauben es. In den Niederlanden herrscht Schulpflicht, aber man erhält leicht eine Genehmigung aus religiösen Gründen.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich denke, dass wir schon ein ganz gutes System haben und ich würde mir Sorgen machen, wenn es keine Schulpflicht mehr geben würde. Ich habe nichts dagegen, wenn man sich zu Hause selber weiterbilden würde mit Fernschulen oder so, aber ich würde es nicht gut finden, wenn Eltern sich darin versuchen.

Ich meine, wenn die Eltern selber keine Lehrer sind, macht das einfach keinen Sinn und dann kann man dem Kind auch nicht das beibringen, was dem Kind später helfen würde. Zudem sind soziale Kontakte der Kinder untereinander auch wichtig und sicherlich auch der sehr strukturierte Alltag einer Schule.

Ich denke, dass es so schon gut in Deutschland läuft, aber man den Unterricht durchaus noch optimieren kann, mit aktuellerem Bezug und anderen Themen. Teilweise sind die Bücher auch sehr sehr veraltet und das bringt dann ja auch nichts.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Was wäre denn so schlimm daran, wenn es keine Schulpflicht sondern nur eine Unterrichtspflicht gäbe? Normalerweise leisten Eltern, die sich bewusst dafür entschieden haben mehr, und die Leistungen der Kinder sind besser.

Warum wird einem in Deutschland das Sorgerecht entzogen, wenn man nicht klein bei gibt und sein Kind selbst unterrichtet? Warum müssen Familien, die sich das wünschen, teilweise in Nacht- und Nebelaktionen nach Österreich fliehen?

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Nichts, eine Unterrichtspflicht würde das ganze System auflockern und man könnte sich selbst entscheiden, was man für sein Kind möchte.
Der Druck für unsere Jüngsten wird immer größer, sie sollen immer mehr und immer früher anfangen, Dinge zu lernen, obwohl sie geistig oft noch nicht dazu in der Lage sind oder eigendlich einfach nur Kind sein wollen.

Ich selbst habe auch ein Kind und betreue es selbst. Es ist noch lange nicht Schulpflichtig und unter sozialen Kontaktentzug leidet es auch nicht, da es hier viele Kinder in der Nachbarschaft und auf Spielplätzen gibt, mit denen es jeden Tag agieren und spielen kann.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde auch, dass Eltern durch den Staat bevormundet werden, wie sie ihre Kinder zu erziehen und zu behandeln haben. Eltern wissen oft besser, was ihrem Kind gut tut und was nicht, im Gegensatz zu einer Erzieherin, die in einer Kita auf 25 Kinder gleichzeitig aufpassen soll oder einer Lehrerin in der Schule, die schauen muss, dass alle Kinder in der Klasse auf dem selben Stand sind, wer das nicht ist, fällt hinten runter. Traurig so etwas.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass dies doch ein ziemlicher Rückschritt wäre. Viele Eltern würden diese Bildungspflicht vernachlässigen und die Kinder würden viele Bildungslücken haben. Die Regierung muss dann wieder hinterher rennen und sich darum kümmern. Das passiert oft viel zu langsam.

Ich sehe eine große Gefahr darin, dass sich dann wieder Klassengesellschaften bilden würden. Einige Kinder würden auf Schulen gehen und andere würden teuren Privatunterricht bekommen oder so. Dann werden irgendwann auch ärmere Familien gezwungen sein ihren Kindern einen privaten Unterricht zu finanzieren, weil die Kinder so bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

In den meisten Ländern wo es Hausunterricht gibt, wird das doch nur gemacht, weil die Schulwege sehr lang sind. Es hat also durchaus seinen Sinn. Hier in Deutschland hat man das Problem aber doch gar nicht und daher verstehe ich auch nicht, warum man einen Hausunterricht und eine Bildungspflicht anstatt der normalen Schulpflicht einführen sollte.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nebula hat geschrieben:Eltern wissen oft besser, was ihrem Kind gut tut und was nicht, im Gegensatz zu einer Erzieherin, die in einer Kita auf 25 Kinder gleichzeitig aufpassen soll oder einer Lehrerin in der Schule, die schauen muss, dass alle Kinder in der Klasse auf dem selben Stand sind, wer das nicht ist, fällt hinten runter. Traurig so etwas.

Als ich noch zur Schule gegangen bin musste ich mir den ganzen Tag lang anhören, wie asozial viele Eltern sind. 90% der Eltern denken ihre Kinder seien hochbegabt und beschweren sich über schlechte Noten beim Lehrer. Wenn sich die Lehrer bei den Eltern beschweren, da sich die Kinder schlecht benehmen, dann schieben viele Eltern sogar noch die Schuld auf die Lehrer. Als wäre es die Aufgabe des Lehrers die Kinder zu erziehen.

Kinder brauchen nicht immer die volle Aufmerksamkeit. Sie müssen auch lernen sich selbst zu beschäftigen und mit anderen klar zukommen ohne das ihnen direkt jemand hilft. In meinem Kindergarten gab es auf 40-50 Kinder auch nur zwei Erzieher und es hat keinem geschadet. Die Erzieher sollen doch auch nur für Notfälle da sein und Aktivitäten organisieren. Sie sollen nicht jedem Kind hinter her rennen und es beschäftigen.

Ich denke demnach nicht, dass Eltern wissen, was gut für ihr Kind ist. Heute sind die ''Helikopter-Eltern'' an der Tagesordnung, Eltern die ihre Kinder in am liebsten in Luftpolsterfolie einpacken würden. Und andere Eltern vernachlässigen ihre Kinder komplett. Ich würde daher die Bildung niemals komplett den Eltern überlassen wollen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wo sind denn bitte in unseren direkten Nachbarländern die Schulwege zu lang? Und finanzielle Aspekte anzuführen, das ist genauso unsinnig. Privatschulen, die nur 5 oder 6 Kinder in einer Klasse haben und nur für entsprechend betuchte Eltern zugänglich sind, gibt es in nicht unerheblicher Anzahl. Genau wie private Hochschulen.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Genau sie müssen auch Eigenständig werden und sich entwickeln. Dazu muss der Kontext da sein sowie der Rahmen. Wie will eine Erzieherin sich um 25 Kinder kümmern und diese individuell fördern?Es gibt Kinder mit gesonderten Förderbedarf, die sich eben nicht alleine beschäftigen können sondern eine Führung brauchen.

Anderes Beispiel: Wenn in einer Krippe nun eine Erzieherin anwesend ist, auf 20 Kinder aufpasst und ein Kind hat eingemacht und es gewindelt werden muss stellt sich die Frage: Wer kümmert sich in der Zeit um die restlichen 19 Kinder? Die Erzieherin muss das Kind ausziehen, sauber machen, vielleicht noch pudern, windeln, anziehen, wenn es hoch kommt neue Sachen holen weil alles durch gegangen ist und dann noch die Auflage desinfizieren.

Da ist der Fall nicht berücksichtigt, wenn 2-3 Kinder gleichzeitig mal müssen oder eingemacht haben. Wenn dann was passiert, will es Keiner gewesen sein oder das Personal ist schuld.

Habe ich alles durchgemacht in meiner Arbeit in dem Bereich in einer Krippe kombiniert mit einem Kindergarten. Die Arbeit egal in welcher Altersklasse ist umfangreicher als man denkt. Man spielt nicht nur die ganze Zeit oder ist für Notfälle da. Dokumentationen müssen gemacht werden, oftmals auch die Essensausgabe, Gespräche mit den Eltern usw.
Umsonst muss man nicht 5 Jahre dafür lernen.

Was die Helikoptereltern betrifft, ja es gibt solche Übereltern, die ihre Kinder zu sehr bemuttern, sowas finde ich auch nicht richtig. Es gibt einen Spruch. Hilf mir es selbst zu tun. Wenn man das befolgt, kann man nicht viel falsch machen. Es gibt auch die andere Seite von Eltern... kümmern sie sich zu wenig, ist es auch wieder falsch. Stichwort Karriereeltern, die Kinder nur als Statussymbole haben um das Bild einer perfekten Familie nach außen hin zu spiegeln.

Stichwort zu langer Schulweg: Auf den Faröerinseln ist es sehr schwer, die Kinder zu unterrichten wegen nicht wirklich vorhandenen Schulen. Das ist gar nicht soweit weg von hier.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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