Schulen und Kindergärten von Eltern putzen lassen?

vom 19.05.2015, 17:40 Uhr

Neulich kam eine Doku über Kundenarbeit im ZDF und unter Kundenarbeit fiel offenbar auch das Putzen von Schulen und Kindergärten durch die Eltern. Ein Experte regte sich darüber auf, dass der Staat an allen Ecken und Kanten sparen würde und die Schulen mitunter auch. Da es dann für Putzfrauen an den Schulen oftmals nicht reicht, müssen die Eltern ran. Gezeigt wurde eine Klasse in der diverse Mütter Tische wischten und dergleichen.

Ich selbst habe dafür wenig Verständnis. An meiner Schule gab es einen ''Klassendienst'' dieser musste einmal die Woche die Klasse ausfegen und wischen, wenn es sehr dreckig war. Das war etwa im Winter der Fall, wenn alle mit nassen Schneeschuhen herein kamen. Und wenn man den eigenen Tisch zu dreckig fand, dann hat man den eben selbst gewischt.

Warum kann man das heute nicht Schulen nicht auch so machen? Was spricht gegen einen Klassendienst und dafür, dass sich jedes Kind seinen eigenen Tisch mal kurz abwischt? Findet ihr das in Ordnung das deswegen direkt wieder die Mamis dran müssen? Würdet ihr sowas als Mutter machen? Ich für meinen Teil auf jeden Fall nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich fände es auch viel besser, wenn die Schüler das übernehmen würden. So würden sie gleich lernen, auf die Sachen besser aufzupassen und keinen unnötigen Dreck zu produzieren. Es ist doch generell sehr lehrreich, wenn man den eigenen Dreck auch selber wegmachen muss.

Dass die Eltern herangezogen werden, ist doch ziemlich kontraproduktiv. Die meisten gehen doch arbeiten und viele geben ihre Kinder nur deshalb in einen Kindergarten, damit sie die Zeit zum Arbeiten haben. Soll man sich nun freinehmen, damit man die Schule putzen kann oder fällt das mal wieder nur auf die Hausfrauen?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Soll man sich nun freinehmen, damit man die Schule putzen kann

Das wäre ziemlich blöd weil wenn man sich dann tagsüber für das Putzen frei nehmen würde, könnte man ja doch nicht putzen, weil die Klassenzimmer dann ja "in Gebrauch" sind. Die geniale Lösung für dieses Problem liegt darin, dass die Eltern dann entweder am Abend oder aber am Wochenende zum Putzen kommen.

Und ich kenne ehrlich gesagt nur ein solches Vorgehen - sowohl an der Schule als auch vorher im Kindergarten. Der Kindergarten war eine Elterninitiative, bei der Schule handelt es sich um eine Privatschule. Hier spart also nicht allein der Staat, sondern die Schule und damit die Eltern durch geringere Beiträge.

Crispin hat geschrieben:Was spricht gegen einen Klassendienst und dafür, dass sich jedes Kind seinen eigenen Tisch mal kurz abwischt?

Dagegen spricht gar nichts und natürlich wird das auch so gehandhabt. Aber wenn jedes Kind dafür sorgt, dass der eigene Arbeitsplatz "sauber" bleibt, heißt das nicht, dass das Klassenzimmer entsprechend gepflegt ist. Ebenso scheinst du keine Vorstellung zu haben, was an Dreck auch dann übrig bleibt, wenn der Kehrdienst der Schülerinnen und Schüler durchfegt. Den Eltern wird beim Putzen (zu der Gelegenheit werden auch die Bänke weggeschoben!) nicht langweilig.

Grundsätzlich würde ich jedenfalls Elternarbeiten nicht verurteilen. Auch wenn es die einzige Gelegenheit wäre, zu der sich die Eltern mal mit der Schule ihrer Kinder befassen. Es geht - oder sollte darum gehen - die Schule nicht nur als anonymen Aufbewahrungsort für die eigenen Kinder zu sehen.

Auf der anderen Seite gefällt es mir natürlich nicht, wenn der Staat sich hier aus seiner Verantwortung stiehlt und dies nur dazu nutzt, hier zu sparen. Da sollten sich andere Posten finden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde es offen gesagt auch viel sinnvoller finden, wenn man diese Arbeit als Klassendienst einführen würde. Schließlich gab es zu meiner Zeit auch einen Klassendienst, der nach jeder Stunde die Tafel gewischt hat und neue Kreide geholt hat, damit der Lehrer etwas an die Tafel schreiben konnte. Außerdem gab es auch einen Klassenbuch-Dienst, der immer aufpassen musste, ob die Lehrer auch immer die entsprechenden Themen und Hausaufgaben der Stunde eingetragen haben. Der Klassenbuch-Dienst musste die Klassenbücher auch immer vor der ersten Stunde und nach der letzten in die dafür vorgesehenen Fächer bringen.

Warum geht das nicht auch was das wischen und fegen angeht? Ich finde, dass das einen großen pädagogischen Sinn hätte, denn viele Jungen beispielsweise müssen nicht mal zu Hause ihre Zimmer aufräumen und einen Finger rühren. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Kinder eben deswegen so viel Dreck machen, weil sie in dieser Hinsicht zu "verwöhnt" sind und meinen, dass das schon jemand anderes sauber machen wird. Wenn man etwas hinterher selbst reinigen muss ist man automatisch "reinlicher" und produziert weniger Schmutz, weil das ja nur mehr Arbeit bedeuten würde.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:
Bienenkönigin hat geschrieben:Soll man sich nun freinehmen, damit man die Schule putzen kann?
Das wäre ziemlich blöd, weil wenn man sich dann tagsüber für das Putzen frei nehmen würde, könnte man ja doch nicht putzen, weil die Klassenzimmer dann ja "in Gebrauch" sind. Die geniale Lösung für dieses Problem liegt darin, dass die Eltern dann entweder am Abend oder aber am Wochenende zum Putzen kommen.

So genial ist die Lösung gar nicht, wenn man sich die Arbeitszeiten ansieht. Viele arbeiten ebenfalls am Wochenende und in Schichtarbeit. Ist es dann fair, wenn ein paar Eltern nie mitmachen können, weil sie am Wochenende und abends arbeiten müssen?

Außerdem würde ich dann gerne meine Freizeit mit meinen Kindern verbringen. Ist doch unsinnig, als Eltern in die Schule zu gehen, wenn die Kinder keine Schule haben und zuhause bleiben. Oder mein eigenes Haus putzen. Es ist ja nicht so, dass berufstätige Eltern nicht eh schon einen vollen Terminplan hätten. Dass die Eltern die Schule besser kennenlernen, ist aber schon ein schöner Nebeneffekt.

Es kann doch auch bitte nicht so teuer sein, ein paar Reinigungskräfte für die Grobarbeiten einzustellen. Meiner Meinung nach sollte da gerade der Staat nicht so verbissen sparen. Immerhin geht es dabei auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


An meiner Schule, an der ich Lehrer bin, gibt es solche Putzaktionen am Freitag vor den Sommerferien, nach der Bücherrückgabe. Die Klassenzimmer sind also nicht mehr belegt, und putzen tun die Schüler. Materialien gibt's von den Hausmeistern, wer Allergien hat, muss sich eigene Handschuhe von zu hause mitbringen. Ansonsten sind die Putzkolonnen noch nicht wegrationalisiert worden.

Bei meinem Großen in der Schule gibt's auch noch Reinigungskräfte, aber ich weiß nicht, ob es in 2 Monaten nicht auch einen Putztag gibt. Ob wir Eltern dann angefordert werden oder nicht... Urlaub kann ich mir dafür keinen nehmen, also wird es so sein, dass immer die selben Eltern putzen gehen. Manche kommen, wie ich, aus beruflichen Gründen nicht, andere sind spontan immer dann krank usw.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde das Konzept auch nicht so wirklich gelungen, muss ich sagen. Wenn die Eltern nach der Arbeit in der Schule sind, dann frage ich mich doch auch verschiedene Dinge. Erstmal wäre es für mich interessant, wie es dann mit der Versicherung ist, wenn etwas passiert. Ist dann die Versicherung der Schule verantwortlich, wenn ja sonst auch niemand vor Ort ist und nur einige Eltern?

Und außerdem müsste doch auch jemand einen Schlüssel haben, wenn die Schule doch eigentlich schon geschlossen ist. Das ist aber doch auch alles kaum umsetzbar, wenn die Eltern nur zu unterschiedlichen Zeiten mal zum Putzen kommen können. Außerdem ist auch da wieder die Versicherungsfrage, wenn ein Schlüssel weg kommt und die Frage, ob dann nicht die Schlösser getauscht werden müssten.

Allgemein finde ich immer, dass nur so viele Leute wie nötig und dabei so wenig wie möglich einen Schlüssel für die Schule haben sollten. Aber auch sonst finde ich es nicht wirklich gut, wenn die Eltern auch noch für das Putzen verantwortlich sind. Ich denke auch, dass es dabei so sein wird, wie es immer ist, dass manche Mütter und Väter immer dabei sind, während andere sich immer drücken. Und so wird es einfach immer unfair sein.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Viele arbeiten ebenfalls am Wochenende und in Schichtarbeit. Ist es dann fair, wenn ein paar Eltern nie mitmachen können, weil sie am Wochenende und abends arbeiten müssen?

Dazu würde es ja nicht kommen. Denn das müssten denn die Eltern entsprechend organisieren. In meiner ganzen Zeit ist es noch nie vorgekommen, dass tatsächlich gar keine Möglichkeit bestanden hat - selbst bei geschiedenen Eltern, bei denen sich ein Part gar nicht mehr kümmern wollte, hat dies geklappt. Zumal die Eltern untereinander auch tauschen können. Und - das ist wichtig - in aller Regel die Bedingungen der Schule (wenn es z.B. einen solchen Putzplan gibt) allen Eltern vorher bewusst gewesen sein dürfte

Barbara Ann hat geschrieben:Und außerdem müsste doch auch jemand einen Schlüssel haben

Das ist ja letztlich eine einfache Frage der Organisation. So ist es durchaus denkbar, dass sich eine Familie bereit erklärt, einen Schlüssel zu sich zu nehmen und den dann der Familie auszuhändigen, die dann mit der Putzarbeit dran ist. Das ist nun wirklich eher ein gewöhnliches Vorgehen, welches nicht dem Prinzip widerspricht, dass wirklich nur möglichst wenig Schlüssel im Umlauf sind.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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