Schule und Studium - Noten für niemanden relevant?

vom 19.11.2014, 15:56 Uhr

In dem Thread Mehr Motivation an der Uni, wenn Leistung überprüft wird? schrieb Zitronengras als Antwort, dass sie oft die Erfahrung gemacht hat, dass die Noten nach dem Studium niemanden so wirklich interessiert haben.

Mein Freund beispielsweise hat auch nie ein Studium abgeschlossen, aber er hat mal etwas ähnliches zu mir gesagt. Er meinte mal zu mir, dass sich grundsätzlich niemand für die Zeugnisnoten interessieren würde und es wäre nur relevant, wie man sich bei einem Bewerbungsgespräch verkauft. Er führt als gutes Beispiel seine beiden Brüder an, die beiden waren 14 und 15 als sie nach Deutschland kamen, hatten miserable Deutschkenntnisse und kamen dementsprechend nicht in der Schule hinterher, weil sie eben nicht alles verstanden haben.

Dementsprechend sind die Noten auch sehr schlecht gewesen. Ich meine, wie will man dem Unterricht folgen, wenn man nur unzureichend versteht, worum es geht und was der Lehrer von einem will? Trotzdem haben beide sehr gute Jobs ergattern können und verdienen auch sehr gut. Das liegt eben daran, weil beide sich gut verkaufen können, auch in Bewerbungsgesprächen.

Deswegen frage ich mich im Moment, ob Noten aus der Schule und dem Studium überhaupt für irgendjemanden relevant sind. Ich habe auch schon von anderen ehemaligen Studenten gehört, dass sich niemand für ihre Noten interessiert hat, weil es einfach keine Rolle spielte. Warum wird aber Schülern und Studenten dann das Gegenteil vermittelt und warum machen sich dann so viele verrückt um Bestnoten zu bekommen, wenn die hinterher eh niemanden mehr interessieren?

Sind Noten grundsätzlich für niemanden relevant oder hängt das möglicherweise von der Richtung ab, die man einschlagen möchte? Ich könnte mir vorstellen, dass die Noten höchstens beim ersten Job nach dem Abschluss relevant sein könnten, danach interessiert das doch eh niemanden mehr, weil dann nur noch die Berufserfahrung zählt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Abiturnote spielt eigentlich nur dann eine Rolle, wenn man sich auf ein Studienfach mit Numerus Clausus bewirbt. Möchte man Medizin oder Psychologie studieren, muss man einfach ein sehr gutes Abitur haben. Auch bei einem dualen Studium spielen Noten teilweise eine Rolle, wobei hier dann meist die spezifischen Fächer relevant sind. Allerdings geht es hier nur um die erste Hürde, die man auch mit mittelmäßigen Noten schaffen kann. Und dann geht es wieder nur um das Verkaufen.

Es kommt sicherlich auch auf den Beruf an. Von Juristen habe ich beispielsweise gehört, dass die Examensnote durchaus eine große Rolle spielen kann, wenn man zum Beispiel in eine große Kanzlei einsteigen will. Ähnlich sieht es wohl auch bei Unternehmensberatungen aus. Bei den meisten Berufen spielen die Noten aber tatsächlich keine große Rolle. Der persönliche Eindruck und praktische Erfahrung, zum Beispiel durch ein Praxissemester oder die Abschlussarbeit, sind wesentlich wichtiger. Viele Absolventen bekommen direkt bei einer Praktikumsstelle auch einen Job angeboten. Die Verantwortlichen werden da kaum noch auf die Noten schauen, weil sie ja ganz genau wissen, wie gut der Kandidat in der Realität ist.

Je länger man im Beruf ist, desto weniger interessieren die Zeugnisnoten. Schon im zweiten Job wird es wichtiger sein, welche praktische Erfahrung man im ersten Job sammeln konnte. Oftmals ist auch ein persönliches Netzwerk wichtig. Wenn man es richtig anstellt, muss man sich gar nicht mehr regulär bewerben, sondern findet mit ein paar Telefongesprächen einen neuen Job. In solchen Fällen schaut natürlich auch niemand mehr auf die Zeugnisse.

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