Schuldenschnitt für EU-Sorgenländer sinnvoll?
Den Zirkus mit Griechenland hat man ja schon mitbekommen und heute kam noch die Meldung aus den Medien hinzu, dass es in Spanien wohl auch schon brodelt. In Madrid waren heute Demonstrationen die sich gegen eine Sparpolitik und gegen eine Haushaltskontrolle seitens der EU aussprachen.
Zeichnet sich hier das nächste Sorgenkind im EU-Verbund und der nächste Kandidat für einen Schuldenschnitt ab? Griechenland steht ja derzeit mit rund 340 Milliarden in der Kreide, wie viel wird es denn bei den Spaniern sein? Welches Land wird das nächste sein welches umkippt und auf einen Schuldenschnitt hofft?
Welche Meinung vertretet ihr denn beim Thema Schuldenschnitt für säumige EU-Länder? Könnte solch eine Maßnahme negative Auswirkungen auf die anderen EU-Mitgliedsländer haben und eine Art Dominoeffekt auslösen? Würdet ihr einen Schuldenschnitt unter Umständen für sinnvoll halten oder würdet ihr einen solchen kategorisch ablehnen?
Ehrlich gesagt gebe ich zu, dass ich nicht komplett im Bilde bin, wie es in Europa in solchen dramatischen Fällen weitergehen wird. Die Verschuldungen der einzelnen Länder wie Griechenland, Spanien und auch Italien ist längst kein Geheimnis mehr. Die Frage ist einfach, ob man als EU hier nicht sinnvoll entscheiden muss, anstelle von immer wieder Rettungspakete mit Milliarden Euro in die Länder zu buttern.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass all die Länder nun den Euro begrüßen, aber irgendwie erscheint es mir so, dass seither alles schief zu laufen scheint. Griechenland ist völlig verschuldet, Spanien und Italien folgen. Weitere Länder werden auch folgen. Keine Ahnung, wie man hier noch irgendwas retten soll. Denn jedes Land was versucht diese verschuldeten Länder zu retten wird am Ende selber weiter verschuldet sein. Eine Spirale ohne Fass mit Boden.
Ich bin auch kein Fachmann in solchen Sachen. Aber garantiert ist, wenn Griechenland ein Schuldenschnitt bewilligt wird, folgen andere Länder wie Italien, Spanien, Portugal. Es gibt sehr viele hochverschuldete Länder, darunter wäre auch Frankreich zu nennen und Irland. Auch Belgien ist hochverschuldet und Zypern. Die Gesamtverschuldung vieler Länder liegt über den 60 Prozent des BIP, darunter auch Deutschland, Großbritannien, Niederlande und einige andere.
Aus dem verlinkten Artikel geht hervor, dass sich die Verschuldung Spaniens mehr als verdoppelt hat in den letzten fünf Jahren, von 40 auf 93 Prozent. Warum, kann ich nicht erklären. Tabelle. Anhand dieser Tabelle könnt ihr alles nachlesen.
Die eigentliche Frage ist doch: Wer zahlt? Ich finde es allerdings erstaunlich, dass der Steuerzahler bisher mit mehr als 100 Milliarden für die marode HRE hingeblättert hat und es nur etwas Geschrei gab, als deren Ex-Manager auch noch Boni wollten.
Meiner Ansicht nach können die Privatbanken hier ruhig auch mal etwas Federn lassen, da sie im Rahmen der Finanzkrise mit Billionenbeträge gestützt wurden. Wer Näheres wissen will, darf sich gerne mal den Artikel zur Finanztransaktionssteuer bei Wikipedia durchlesen.
Juri1877 hat geschrieben:Meiner Ansicht nach können die Privatbanken hier ruhig auch mal etwas Federn lassen, da sie im Rahmen der Finanzkrise mit Billionenbeträge gestützt wurden.
Wem soll das denn etwas bringen? Änderst du dadurch denn irgendetwas an der Belastung des Steuerzahlers beziehungsweise Sparers? Am Ende des Tages werden auch die Belastungen der Privatbanken einfach durchgereicht. Dann werden eben Zinsen gestrichen, Gebühren erhöht oder die nächste Privatbank geht Pleite und wird dann doch wieder durch den Steuerzahler aufgefangen.
Das gleiche würde doch auch bei der Finanztransaktionssteuer passieren. Es kann mir doch keiner erzählen, dass die Banken die Gebühren dafür nicht einfach durchreichen. Dann wird eben das Orderentgelt erhöht oder die Depotführungsgebühr oder die Gewinne bei Fonds nicht komplett durchgereicht. Und am Ende leiden dann vor allem die darunter, die nicht einfach mal eben einen Teil ihres Geldes ins Ausland transferieren können und dort handeln.
So sehe ich das auch mit den ganzen Schulden. Das betrifft ja nicht nur die Eurozone. Es gibt ja sogar noch höher verschuldete Staaten als unsere Pleitekandidaten. So wird zum Beispiel Japan oder mit Sicherheit auch die USA ihre Schulden nie wieder komplett zurückzahlen können. Es gibt nur ganz wenige Staaten, die ihre Schulden in den nächstens Jahren zurückfahren werden.
Am Ende geht es nur darum, ob man immer wieder jemanden findet der den neuen Kredit für die Begleichung alter Schulden finanziert. Und da sollte man halt besser nicht der letzte in dieser Kette sein. Hier geht es also eigentlich nur um Vertrauen, nicht um Objektivität.
Wenn man jetzt einfach einen Schuldenschnitt durchführt, könnte das durchaus dazuführen, dass Gläubiger ihr Vertrauen in die Eurostaaten verlieren und weniger Kredite vergeben. Auf der anderen Seite wird man aber nicht umhin kommen den Krisenstaaten dabei zu helfen, ihre Zinslast zu senken um ihnen damit wieder Spielraum zu geben um in die Wirtschaft und Sozialprogramme zu investieren.
Man muss eben jetzt nur einen guten Zwischenweg finden um das Vertrauen weiter zu gewährleisten, dass private Gläubiger wissen, dass sie ihre Staatsanleihen wieder ausgezahlt bekommen und zum anderen eben auch die Schuldenlast irgendwie erträglich zu machen. Am Ende wird es also irgendwie darauf hinauslaufen, dass man die Schulden auf die anderen Mitgliedsländer abwälzen wird. Anders wird es nicht gehen, solange man Griechenland in der Eurozone behalten will.
An dem Dilemma ist aber mit Sicherheit nicht der Euro Schuld. Schuld ist einfach falsches Wirtschaften in den Krisenstaaten. So wurden Staatsapparate und Sozialleistungen teilweise zu sehr aufgebläht oder nur eine Wirtschaftszweige massiv unterstützt und somit ein Ungleichgewicht geschaffen oder Steuerlasten für Unternehmen zu sehr gedrückt. Überwiegend also eigentlich hausgemachte Probleme der jeweiligen Staaten.
Nur konnte man sowas eben früher mit dem Abwerten der eigenen Währung kompensieren. Da konnte man eben aus 100 Euro Schulden mit gezielter Abwertung mal schnell nur noch umgerechnet 50 Euro Schulden machen ohne einen Cent zurückgezahlt zu haben. Bei einer Gemeinschaftswährung geht das eben nicht mehr ohne weiteres. Aber auch das wussten alle vorher.
Klehmchen hat geschrieben:Das gleiche würde doch auch bei der Finanztransaktionssteuer passieren. Es kann mir doch keiner erzählen, dass die Banken die Gebühren dafür nicht einfach durchreichen. Dann wird eben das Orderentgelt erhöht oder die Depotführungsgebühr oder die Gewinne bei Fonds nicht komplett durchgereicht. Und am Ende leiden dann vor allem die darunter, die nicht einfach mal eben einen Teil ihres Geldes ins Ausland transferieren können und dort handeln.
Am Besten erheben wir doch auch keine Steuern, weil die Reichen sie eh nicht zahlen können oder ihr Geld eh im Ausland anlegen.
Wir haben hier eine klare Vermögensumverteilung von unten nach oben und die kann man mit höheren Steuern und einigen neuen Steuern wieder umkehren ansonsten holen wir Arme uns das Geld mal auf andere Art und Weise. In Zypern hat dass doch auch geklappt. Warum nicht auch hier?
Juri1877 hat geschrieben:Wir haben hier eine klare Vermögensumverteilung von unten nach oben und die kann man mit höheren Steuern und einigen neuen Steuern wieder umkehren ansonsten holen wir Arme uns das Geld mal auf andere Art und Weise. In Zypern hat dass doch auch geklappt. Warum nicht auch hier?
Das ist billige linke Stammtischpolemik und nicht mehr. Die Reichen sind ja nicht reich, weil sie nie Steuern bezahlt haben und sich das Geld bei den Armen ergaunert haben. Solche Argumentation kann ja glücklicherweise auch niemand mit Fakten belegen.
Was richtig ist, ist dass das Vermögen ungleich verteilt ist, das steht gar nicht zur Debatte. Was aber falsch ist, ist zu behaupten, dass es dadurch kommt, dass Reiche kaum Steuern zahlen und der arme Bürger alles alleine finanziert. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Hauptsteuerlast wird doch durch die Gutverdiener und Unternehmen getragen. Zeig mir doch mal einen Geringverdiener der 30% oder mehr Lohnsteuern zahlt. Sowas gibt es eben nicht. Aber das kann ich dir wahrscheinlich noch Jahre lang erzählen und du wirst auf Jahre ohne einen Beleg das Gegenteil behaupten.
Ich habe nicht einmal etwas gegen Steuern, die Reiche mehr belasten als Ärmere. Aber es muss auch Sinn machen. Was bringt mir eine Transaktionssteuer zum Beispiel, die lediglich reiche Leute umgehen können? Dann handelt man halt an der Börse in London und nicht mehr in Frankfurt. Das fällt einem reichen Menschen, der genug Geld überall mal was anzulegen und sich auch Zeit nehmen kann für seine Börsenspiele, einfacher.
Zumal es in meinen Augen eine völlig ungerechte Steuer wäre. Man stelle sich mal vor ein einfacher Arbeitnehmer bekommt am Monatsende seinen Bruttolohn. Dann wird der erstmal ordentlich versteuert. Nun bleibt etwas über und er meint er möchte mit dem Geld mal ein paar Aktien kaufen. Nun erwirtschaftet er mit dem bereits versteuerten Geld noch etwas Gewinn und was passiert? Er zahlt erstmal schon mal Steuern dafür, dass er die Aktien gekauft und dann nochmal dafür dass er sie verkauft hat. Und dann zahlt er auf den Gewinn den er gemacht hat dann auch nochmal Kapitalertragssteuer. Dann wird der Arbeitslohn halt gleich viermal besteuert, dass ist natürlich völlig gerecht.
Wenn es dir in Zypern so gut gefällt, dann geh doch einfach nach Zypern und hol dir da dein Geld von den Reichen wieder. Ich jedenfalls möchte in kein Land, indem ich mir nicht sicher kann, ob mein Geld dort überhaupt sicher ist. Zumal ja zum Beispiel 100.000 Euro jetzt nicht gerade wahnsinnig viel Geld ist. Klar für einen ALG-II-Empfänger schon, aber für einen langjährigen Angestellten, der Geld beiseite legt um sich irgendwann im Leben mal ein eigenes kleines Haus bauen zu können, ist das jetzt keine unerreichbare Summe. Und dann kommt jemand daher und sagt dir mal eben, dass du nach 30 oder 40 Jahre harter Arbeit dein mühsam angespartes Geld verlierst.
Klehmchen hat geschrieben: Zumal es in meinen Augen eine völlig ungerechte Steuer wäre. Man stelle sich mal vor ein einfacher Arbeitnehmer bekommt am Monatsende seinen Bruttolohn. Dann wird der erstmal ordentlich versteuert. Nun bleibt etwas über und er meint er möchte mit dem Geld mal ein paar Aktien kaufen. Nun erwirtschaftet er mit dem bereits versteuerten Geld noch etwas Gewinn und was passiert? Er zahlt erstmal schon mal Steuern dafür, dass er die Aktien gekauft und dann nochmal dafür dass er sie verkauft hat. Und dann zahlt er auf den Gewinn den er gemacht hat dann auch nochmal Kapitalertragssteuer. Dann wird der Arbeitslohn halt gleich viermal besteuert, dass ist natürlich völlig gerecht.
Als Aufstocker darf man 100 Euro + 10 Prozent vom Brutto bis 1.500 Euro behalten und der Rest geht ans Jobcenter. Wenn du 20 oder 30 Jahre lang gespart hast und in Hartz IV fällst, geht dein Erspartes an Jobcenter!
Und genau so sieht die Realität für viele wie mich tatsächlich aus. Weder ich noch jemand anderes wollen das Eigenheim oder die Ersparnisse für die eigene Rente irgendjemandem wegnehmen! Die Freibeträge dafür gibt es und die werden auch weiterhin bestehen, aber die Steuersätze für Besserverdiener werden steigen!
Außerdem fehlt mir dein Ansatz, wie die Umverteilung von unten nach oben gestoppt werden kann, oder existiert diese deiner Ansicht nach nicht?
Juri1877 hat geschrieben:Und genau so sieht die Realität für viele wie mich tatsächlich aus. Weder ich noch jemand anderes wollen das Eigenheim oder die Ersparnisse für die eigene Rente irgendjemandem wegnehmen! Die Freibeträge dafür gibt es und die werden auch weiterhin bestehen, aber die Steuersätze für Besserverdiener werden steigen!
Jaja aber mit Zypern ankommen, da wurde hart gekappt und gut war. Wie lange man da für sein Geld gearbeitet hat oder wofür das mal gedacht war, hat da auch keinen interessiert. Und es soll ja auch den ein oder anderen Arbeitnehmer geben, der doch tatsächlich ohne Jobcenter seinen Lebensunterhalt finanziert und das ohne dabei wirklich reich zu sein.
Außerdem fehlt mir dein Ansatz, wie die Umverteilung von unten nach oben gestoppt werden kann, oder existiert diese deiner Ansicht nach nicht?
Natürlich fehlt der dir. Wie kannst du auch einen Ansatz verstehen, den es nicht gibt. Im Gegensatz zu dir, will ich gar nicht von unten nach oben umverteilen. Ich verstehe gar nicht, warum man überhaupt so eine Gleichmacherei betreiben muss. Wer viel arbeitet oder verantwortungsvoller arbeitet, der soll auch mehr Geld dafür bekommen. Warum soll ein Akademiker der neben 12 Jahren (oder auch 13 Jahren) Schule und dann noch 5-6 Jahre Studium, danach das gleiche bekommen wie der ungelernte Maurer, der schon nach 9 oder 10 Jahren Schule in sein Berufsleben gestartet ist.
Es gibt eben einfach Berufe, die für die Gesellschaft einen deutlichen sozialen oder finanziellen Mehrwert leisten und für die man nicht zigfach adäquaten Ersatz finden würde. Sowas darf und soll dann eben auch entsprechend finanziell entlohnt werden. Sicher über die Höhen kann man streiten, aber ohne finanzielle Anreize wird es in meinen Augen schwer Leute für verantwortungsvollere Berufe zu motivieren und damit wird die Gesellschaft zu Bruch gehen. Warum soll man sich als leitender Mitarbeiter für hunderte andere Leute abrackern, wenn man für das gleiche Geld auch einen Nine-to-Five Job machen kann bei dem man nicht mal nachdenken muss?
Klehmchen hat geschrieben: Warum soll ein Akademiker der neben 12 Jahren (oder auch 13 Jahren) Schule und dann noch 5-6 Jahre Studium, danach das gleiche bekommen wie der ungelernte Maurer, der schon nach 9 oder 10 Jahren Schule in sein Berufsleben gestartet ist.
Dies hat auch überhaupt niemand behauptet.
Irgendwie finde ich dieser Wortverdreherei völlig absurd. Niemand hier fordert eine leistungsunabhängige Bezahlung sondern eine gerechte Besteuerung und Beteilung an den sozialen Kosten! Aber Hauptsache, mal eben schnell irgendwelche Lügenmärchen in die Welt gesetzt. Lesen müsste man eben können.
In Zypern waren bis 100.000 Euro alle Sparvermögen geschützt. Soll der deutsche Steuerzahler etwa das Schwarzgeld russischer Multimillionäre auf Zypern sichern?!? Nur die hatten dort mehr als 100.000 Euro auf dem Konto.
Im Augenblick zahlt die Mittelschicht doch fast alles, während eine kleine dekadente Clique hart arbeiten lässt und das Geld auf Mallorca oder in der Schweiz verprasst, während der normale Mittelschichtler irgendwann mit 60 in Hartz IV landet und dann dank Minifreibeträge tatsächlich wieder ihr ganzes Geld verlieren. Nur 20 Prozent der 65jährigen hat doch tatsächlich noch eine Vollzeitstelle. Mit 60 hat man einen Freibetrag von 9.000 Euro. Da sind die angesparten 100.000 Euro auch sehr schnell futsch, aber darüber müssen sich eben auch nur normale deutsche Arbeitnehmer wirklich Gedanken machen.
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