Schuldenschnitt für EU-Sorgenländer sinnvoll?

vom 31.01.2015, 21:31 Uhr

Juri1877 hat geschrieben:Im Augenblick zahlt die Mittelschicht doch fast alles, während eine kleine dekadente Clique hart arbeiten lässt und das Geld auf Mallorca oder in der Schweiz verprasst, während der normale Mittelschichtler irgendwann mit 60 in Hartz IV landet und dann dank Minifreibeträge tatsächlich wieder ihr ganzes Geld verlieren.

Ich kann diese Märchen eigentlich nicht mehr hören, weil sie eben einfach nicht wahrer werden nur weil sie immer wiederholt werden.

Bei der Lohn- und Einkommenssteuer tragen eben nicht die Mittelschicht die Hauptbelastung, sondern gut die Hälfte dieser Steuern wird durch die reichsten 10 Prozent erbracht. Also die faulen Gauner, die sich in Mallorca sonnen. Fast die Hälfte der Bevölkerung zahlt keine oder nur sehr geringe Lohnsteuern.

Was sicherlich richtig ist, ist eine gewisse Einschränkung, dass dies nur ein Teil des Steueraufkommens ausmacht. Die Verbrauchssteuern belasten proportional sicherlich höher die Mittelschichtler und Geringverdiener. Aber und das muss man hier ganz deutlich sagen, hat das nichts mit Steuergerechtigkeit zu tun, sondern einen einfach mathematischen Hintergrund.

Die Umsatzsteuer beziehungsweise Mehrwertsteuer hat für alle die gleiche Höhe und das ist ja auch gut so, weil wohl niemand erklären könnte, warum ein Gutverdiener auf seinen Fernseher einen höheren Steuersatz zahlen sollte als ein Geringverdiener. Aber wenn ich eben nur 1000 Euro im Monat haben, dann sind 100 Euro Umsatzsteuer eben schon 10 Prozent meines Monatseinkommens, während es bei 10.000 Euro nur 1 Prozent wären. Das ändert aber nichts daran, dass beide gleich viel Steuer bezahlt haben.

Ebenso ist es doch bei den Sozialabgaben. Hier sind doch die Krankenkassen das beste Beispiel. Der Besserverdiener zahlt für die Kasse samt Arbeitgeberabgaben fast 700 Euro, während sich jemand der 2.000 Euro brutto verdient für nicht einmal die Hälfte versichert und exakt die gleichen Leistungen erhält. Ja natürlich ist doch an sich völlig ungerecht, aber mit Sicherheit nicht für die Geringverdiener.

Genauso müssen selbst die Reichen auch alle anderen Steuern mittragen und nicht nur die Mittelschicht. Das sind doch alles Ammenmärchen, die du wie gewohnt nie mit Zahlen belegst. Und auch der superreiche der sein Geld auf Mallorca verprasst bekommt kein ALG-II. Er hat halt einfach nur mehr Geld zum Verprassen, weil er während seines Arbeitslebens mehr verdient hat. Das ist halt einfach so und mit Sicherheit nicht Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass jeder bei Arbeitslosigkeit so abgesichert ist, dass er so leben kann, wie jemand der reich ist.

Zumal mir bei deinen Beiträgen eh der rote Faden fehlt, wofür du eigentlich kämpfen willst. Irgendwie schmeißt du mir dauernd Geringverdiener und Mittelschichtler durcheinander und meckerst eh über alle die etwas mehr verdienen. Wenn wie oben auch von dir scheinbar befürwortet, dass es Leute geben darf, die für entsprechende Leistung mehr verdienen können, dann muss zwangsläufig die Schere zwischen arm und reich auseinander gehen.

Denn wenn ich jeden Monat mehr verdiene als du, dann hab ich eben bei ähnlichen Ausgaben eben jeden Monat wieder etwas mehr als du. Oder soll es jetzt für gute Arbeit mehr Bruttolohn geben, aber die Steuern dafür soweit erhöht werden, bis dann Netto das gleiche rauskommt?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es gibt genug Armuts- und Reichtumsberichte und die OECD hat auch schon klar und deutlich darauf hingewiesen.

Es ist zynisch, wenn man nach 10, 20 oder 30 Jahren im Beruf sanktioniert wird, weil man gesundheitlich nicht mehr mitkommt und einen Termin im Jobcenter versäumt, während z.B. für die Fehlkäufe bei der Bundeswehr niemand belangt wird und dies ist sogar betriebswirtschaftlich sinnlos, aber wenn es eben so vielen Spaß macht ...

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 27.02.2015, 16:54, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Juri1877 hat geschrieben:während z.B. für die Fehlkäufe bei der Bundeswehr niemand belangt wird und dies ist sogar betriebswirtschaftlich sinnlos, aber wenn es eben so vielen Spaß macht ...

Es steht doch jedem frei selber Politiker zu werden. Aber ich wette mir dir, dass sich kaum jemand finden wird, der freiwillig sein gesamtes Privatleben opfert, dauernd in allen Medien zu finden ist, fast jeden Tag 12-16 Stunden arbeitet, von einem Termin zum nächsten hetzt und dafür dann nur den Bruchteil von dem bekommt, was man in verantwortungsvoller Position in der freien Wirtschaft bekommen würde.

Ich würde mit denen niemals tauschen wollen. Wenn ich auf Arbeit irgendwas verbocke (und darunter hoffentlich kein Mensch leidet), dann werde ich einmal vor versammelter Mannschaft von meinem Chef angeschnauzt und dann ist auch wieder gut. Wenn du als Politiker etwas verbockst, mag das nicht deinen Job kosten, aber am nächsten Tag können das mehrere 10 Millionen Menschen in der Zeitung lesen und im Fernsehen sehen und eigentlich interessiert es keine Sau, ob du überhaupt etwas dafür kannst.

Also für mich ist das nun nicht erstrebenswert. Genauso muss man ja auch nach 10, 20 oder 30 Jahren im Beruf nicht gleich zum Jobcenter. Mit der Berufsdauer gibt es ja erstmal mindestens 12 Monate Arbeitslosengeld von der Agentur für Arbeit und da kann man sich ja eine neue Arbeit suchen um späteren Sanktionierungen vom Jobcenter vorzubeugen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bisher haben gerade mal 20 Prozent der 65jährigen noch einen Vollzeitjob. Dafür gibt es noch ATZ und viele Sonderregelungen wie Vorruhestand, die es einem leichter machen und einen nicht in Hartz IV fallen lassen. Aber diese Regelungen fallen in Zukunft weg und die Rente kommt erst mit 67.

Es ist eben Realität für Normalbürger wie mich, dass nicht jeder erst mit 67 oder später einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Wirbelsäulenschäden oder was an die Psyche bekommt und ab 50 Jahren findet niemand mit einer oder mehreren chronischen Krankheit(en) einen Job.

Mein Mitleid mit den oberen Zehntausend hält sich als Normalbürger stark in Grenzen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 14.03.2015, 13:20, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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