Schützenverein für Kinder der falsche Konzentrationssport?

vom 07.02.2023, 20:24 Uhr

Ein bundesweiter Radiosender zahlt Zuhörern immer wieder mal in einer Aktion Rechnungen. Dabei kommt es nicht darauf an, was man für Rechnungen beim Radiosender einreicht. Eine Familie hat deswegen für ihren 12-jährigen Sohn die Anschaffungskosten eines Luftgewehrs eingereicht, weil dieser Mitglied im Schützenverein ist und gerne auch zuhause üben möchte.

Während ein Lehrer, der selbst im Schützenverein ist, bestätigt hat, dass Kinder, welche Schießsport betreiben, keinesfalls aggressive, unkontrollierte Schüler sind sondern ganz im Gegenteil sehr konzentrierte und fokussierte Kinder, gab es ziemlich viel Shitstorm auf der Facebookseite des Senders. Viele Facebook-User fanden es nicht gut, den Waffenbesitz eines Kindes zu unterstützen bzw. generell den Schießsport. Waffen gehören laut vieler Meinungen auf dem Social Media Kanal nicht in Hände von Kindern/Jugendlichen und schon gar nicht auch noch im Privatgebrauch.

Was haltet ihr davon, Kinder in einem Schützenverein anzumelden? Findet ihr es falsch, Kindern den kontrollierten Umgang mit einer Sportwaffe zu erlauben? Sollte den Kindern dann auch zuhause der Umgang mit der Waffe gewöhnt werden? Seht ihr, ähnlich wie o.g. Lehrer, sogar Vorteile im Schießsport für Kinder?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich kann mir schon vorstellen, dass der Schießsport sehr viel davon lebt, dass man sich dort extrem konzentrieren muss, wenn man halbwegs gute Ergebnisse abliefern will und da auch bereits im Training in der Jugend eben auch sehr viel Disziplin und Ruhe dazu gehört. Mit wildem Rumgeballer wird man da wohl eher keine guten Ergebnisse erreichen und sicherlich auch recht schnell angezählt werden.

Trotzdem kann man natürlich hinterfragen, ob dieser Sport an sich denn überhaupt sein muss. Und da würde ich jetzt zwischen Kindern und Erwachsenen nicht unbedingt unterscheiden. Natürlich muss man bei den Kindern schon schauen, dass sie auf jeden Fall soweit sind, dass sie wissen, was man mit so einer Waffe verkehrt machen kann, wenn man damit im Schützenhaus umherkaspert. Also für drei- oder vierjährige Kinder wäre das in meinen Augen absolut gar nichts. Aber wie hier ein Zwölfjähriger wird schon wissen, was passiert wenn man da in den Lauf schaut und abdrückt. Zumindest genauso wie es die Erwachsenen wissen müssten.

Ich finde es halt insgesamt nur fragwürdig, warum man überhaupt Schießen als Sport ausüben muss, aber gut, dass kann man sicherlich in gewisser Art und Weise über viele Sportarten sagen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nun ja, welcher Sport "muss" schon sein? Ich bin zugegebenermaßen Sportmuffel, aber durch den Schulsport habe ich von Geräteturnen über Volleyball bis Jazztanz in zahlreichen Sportarten versagt und mir bis heute nicht ein einziges Mal gedacht: Mist, jetzt kann nur noch ein Spagat/ein versenkter Basketball/ein Felgaufschwung helfen!

Davon abgesehen habe ich ehrlich gesagt noch nie darüber nachgedacht, was am Schützenverein so verwerflich sein soll. Ich bin damit aufgewachsen, dass es in jedem Dorf so einen Verein gegeben hat, und auch - wie bei allen Vereinen - Nachwuchsarbeit betrieben wurde. Und in all den Jahren und Jahrzehnten Landleben ist mir kein einziger Unfall bei den diversen Sportschützen zu Ohren gekommen. Und das hätte sich im ganzen Auenland herumgesprochen, das glaubt man!

Ich weiß auch nicht, welche Durchschlagskraft so ein Luftgewehr hat, sprich ob es mit einer Jagdwaffe zu vergleichen ist, oder ob man schon oben in den Lauf schauen muss, um sich ernsthaft zu verletzen. Und ein bisschen "Survival of the Fittest" gehört bei uns auf dem Dorfe einfach dazu. Meine Schwestern haben sich bei den Wettbewerben der Jugendfeuerwehr jeweils ein paar Finger gebrochen, und beim Fischereiverein hat man die Tiere auch nicht nur bestaunt und wieder freigelassen. Manche Leute führen schon ein relativ behütetes Leben, wenn der Schützenverein schon das personifizierte Böse ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Auch mit einem Luftgewehr kann man andere Menschen oder sich selbst ordentlich verletzen. Aber das kann man auch mit einem Dartpfeil mit Eisenspitze schaffen. Gegen den Schießsport selbst habe ich keine Bedenken. Allerdings sehe ich eine Waffe um zu Hause üben zu können, schon etwas kritisch. Das muss nicht unbedingt sein. Da sollten die Trainingseinheiten im Verein ausreichend sein.

Selbst Sportschützen, die im Wettkampf stehen und da wirklich an großen Turnieren teilnehmen, haben zu Hause kein Training, sondern machen das im Verein. Denn ich gehe davon aus, dass kaum jemand zu Hause im Keller so viel Platz hat, um Wettkampfbedingungen für ein Training zu haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Auch mit einem Luftgewehr kann man andere Menschen oder sich selbst ordentlich verletzen. Aber das kann man auch mit einem Dartpfeil mit Eisenspitze schaffen.

Auf der einen Seite ist das ja nun ein Totschlagargument. Bei jedem Sport wirst du irgendetwas finden, womit man theoretisch jemanden verletzen könnte. Aber man sollte auch mal etwas realistisch bleiben. bei solchen Vergleichen. Es ist eben doch wesentlich einfacher jemanden mit Absicht mit einem Luftgewehr zu verletzten als mit einem Dartpfeil oder einem Fußball oder einem Tennisschläger und so weiter. Insbesondere kann man einfacher wesentlich schwerere Verletzungen verursachen, die über einen normalen Sportunfall hinausgehen.

Deswegen finde ich es eben zumindest überdenkenswert ob es nun Schießen wirklich als Breitensport geben muss oder ob man nicht einfach auf andere Sportarten ausweichen kann. Aber auf der anderen Seite ist es ja auch so, dass es ja die Ausnahme ist, wenn da mal in irgendeinem Schützenverein mal einer durchdreht und sein Gewehr missbraucht. Am Ende ist es ein erlaubter Sport und jeder kann ja machen was er will. Ich für meinen Teil würde es meinen Kindern nicht verbieten. Aber ich ein wenig wohler fühle ich mich schon damit, dass keines meiner Kinder in einem Schützenverein ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


@Klehmchen: Mir geht es hauptsächlich darum, dass das Kind für ein Training zu Hause ein Luftgewehr bekommen soll. Da ist einfach die Unfallgefahr wesentlich größer, als in den speziellen Räumen eines Vereins. Denn die meisten Schützenvereine haben da entsprechende Schießbahnen, wo kein unbeteiligter einfach mal hinter dem Ziel spazieren gehen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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