Schon mal gezögert den Notruf zu wählen?

vom 15.04.2023, 15:19 Uhr

Immer wieder kommt es beim Polizeinotruf und beim Rettungsdienst zu "Scherzanrufen" oder auch einfach belanglosen Anliegen, die kein Grund für einen Notruf sind.

Während manche sich einen Scherz daraus machen die Leitungen zu blockieren gibt es aber auch Menschen die tatsächlich zögern einen Notruf zu wählen, weil sie denken bzw. auch oft nicht genau wissen, ob ihr Anliegen Grund genug für einen Notfall ist. Manchmal geht es dabei um eigene gesundheitliche Probleme, manchmal auch um merkwürdige Streitgeräusche aus der Nachbarschaft etc.

Obwohl es so viele Scherzanrufe etc. gibt, kommunizieren ja sowohl Polizei als auch Rettungsdienst trotzdem, dass man lieber einmal zu viel anrufen soll als einfach über Situationen hinweg zu schauen und trotzdem bekomme ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit mit, dass das leider noch viel zu oft passiert, dass Menschen nicht anrufen, vielleicht vor allem auch aus Verunsicherung das Richtige zu tun. Das passiert z.B. bei Nachbarschaftsstreits, als auch bei möglichen Einbrüchen, gesundheitlichen Fragen usw. usf.

Ich lebe in einem Hochhaus mit ca. 60 Haushalten und unser Haus ist sehr hellhörig. Mir persönlich geht es dabei schon auch manchmal so, dass ich Geräusche höre, die mir merkwürdig vorkommen. Da knallen oftmals Türen, aber es wird auch lauthals gestritten, geschrien, geweint etc. Mein Problem dabei ist alleine schon, dass ich keine Ahnung habe, welcher Wohnung ich dieses Geräusch zuordnen könnte und oft auch nicht einschätzen kann, wie groß das Gewaltpotential bei diesen Streitigkeiten ist. Oft geschieht das nachts, wenn ich schon im Bett liege. Aus diesem Grund ruf ich auch keinen Notruf an. Bis tatsächlich Polizei vor Ort wäre, wären die Geräusche ja wieder verstummt und man hätte überhaupt keine Anhaltspunkte und Rechtfertigung mehr für die Notwendigkeit des Notrufs. Ich denke, im Falle von eindeutigen Hilfeschreien würde ich das aber sofort trotzdem tun. Ist halt aber auch die Frage, wie viele Menschen rufen tatsächlich aktiv nach Hilfe, wenn sie eigentlich Hilfe bräuchten, im Fall von Gewalt z.B.

Gab es für euch schon Situationen, in denen ihr über einen Anruf beim Notruf erst nachgedacht habt? Habt ihr dann zum Hörer gegriffen oder lieber doch nicht? Seid ihr verunsichert, wenn ihr keine konkreten "Beweise" für euren Anruf habt? Denkt ihr manchmal, im Falle des Falles wird das schon jemand anderes tun? In welchen Situationen zögert man eurer Meinung nach am meisten?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ja, ich kann deine Gedanken und Bedenken nachvollziehen. Es ist verständlich, dass man sich in manchen Situationen unsicher fühlt, ob ein Notruf wirklich notwendig ist oder nicht. Vor allem, wenn man nicht sicher ist, ob man gerade ein echtes Problem wahrnimmt oder ob es sich um eine harmlose Angelegenheit handelt.

Ich denke, dass es in solchen Situationen wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass der Notruf für Notfälle gedacht ist. Wenn man unsicher ist, ob eine Situation als Notfall gilt, kann man sich folgende Fragen stellen: Gibt es Verletzte oder Tote? Besteht akute Gefahr für Leib und Leben? Gibt es eine unmittelbare Bedrohung für die öffentliche Sicherheit? Wenn man eine dieser Fragen mit Ja beantworten kann, ist es definitiv ein Notfall und der Notruf sollte gewählt werden.

Ich denke auch, dass es besser ist, einmal zu viel anzurufen als zu wenig. Wenn man sich unsicher ist, ob man einen Notruf tätigen soll oder nicht, kann man immer noch den Notruf wählen und das Anliegen schildern. Die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung sind geschult und können einschätzen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht.

In Bezug auf deine Frage, ob es Situationen gab, in denen ich über einen Anruf beim Notruf nachgedacht habe, kann ich sagen, dass ich in der Regel sehr vorsichtig bin, den Notruf zu wählen, da ich mir bewusst bin, dass es sich um eine ernsthafte Angelegenheit handeln muss. Ich denke, dass es oft eine Frage des gesunden Menschenverstandes ist, aber manchmal kann es auch schwer sein, eine Situation objektiv zu beurteilen.

Insgesamt glaube ich, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass der Notruf für Notfälle gedacht ist und man ihn deshalb nur in wirklichen Notfällen wählen sollte. Wenn man sich jedoch unsicher ist, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht, sollte man dennoch den Notruf wählen und das Anliegen schildern. Die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung sind dafür da, um zu helfen und können einschätzen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich ist es nicht immer leicht zu entscheiden, wann es nötig ist und man wirklich helfen kann oder ob man vielleicht auch übertreibt. Diesen Gedankengang kann ich sehr nachvollziehen. Wobei es gerade auch in großen Mehrfamilienhäusern einfach mal lauter zugeht. Auch finde ich nicht, dass man bei jeder Auseinandersetzung sofort Hilfe holen muss. Manche Menschen sind einfach sehr impulsiv beim Streiten.

Wenn man da Angst haben sollte, kann man ja auch durchaus mal einen Aushang machen mit Notfallnummern, bei denen man im Falle von körperlicher Gewalt Hilfe finden kann. In einem solch großen Haus kann man sich ja auch nicht durchfragen, wenn es immer dieselben Leute betrifft, weil man sich da gegenseitig einfach nicht gut genug kennt. Sollte so ein Streit aber länger dauern ist es ja auch durchaus Ruhestörung und da würde ich dann in so einem Fall schon mal anrufen, wenn ich mich nicht an den Nachbarn direkt wenden kann und am nächsten Tag arbeiten muss oder meine Kinder schlafen.

Ich habe bisher nur wenige Male einen Notruf angerufen, aber da war ich mir auch sicher, dass es richtig ist in dem Moment, weil die Situationen eindeutig waren. Sollte es das nicht sein, kann man das ja auch sicherlich schnell beim Anruf klären und blockiert daher die Nummer auch nicht zu lange. Es ist aber sicherlich besser helfen zu wollen und ein Mal zu viel anzurufen als ein Mal zu wenig mit schlimmen Folgen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde in einem hellhörigen Mehrparteienhaus auch nicht jedes Mal die Polizei anrufen, wenn jemand weint. Wenn keine Schüsse fallen, oder konkret jemand: Hilfe, Polizei! schreit, würde ich ja tatsächlich nur Ressourcen blockieren. Im Normalfall wird die Polizei auch nur darum bitten, etwas leiser zu schreien, solange kein Blutrinnsal unter der Tür durchdringt. Auch bei der berühmten Ruhestörung hätte ich mittlerweile Hemmungen, die Ordnungshüter zu belästigen - der Fachkräftemangel macht bekanntlich auch vor dem Notruf nicht halt.

Anders sieht es bei gesundheitlichen Notfällen aus. Wenn jemand beispielsweise über Brustschmerzen klagt, werde ich nicht abwarten, ob es vielleicht doch Sodbrennen ist. Ich finde es zu viel verlangt, dass medizinische Laien, am besten noch unbeteiligte Passanten, die jemanden mit gebrochenem Bein auf dem Gehweg finden, beurteilen sollen, ob ein Notruf notwendig ist oder nicht. Ich weiß, dass in dem Sektor schon seit Längerem Mangelverwaltung herrscht, aber daran werde ich auch nichts ändern, wenn ich den komischen Druck auf der Brust ignoriere oder erst mal abwarte, ob der potenziell gebrochenen Knöchel nicht doch von alleine besser wird.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^