Schon einmal mitten im Verbrechensgeschehen gewesen?

vom 05.04.2021, 18:21 Uhr

Als ich eben einen anderen Beitrag geschrieben habe, wurde mir wieder bewusst, wie kurz ich davor gewesen war, mitten in eine Geiselnahme bzw. den dazugehörigen Polizeieinsatz zu geraten. Über die Warn-App NINA hatte ich an einem Nachmittag die Mitteilung erhalten, dass in der Nachbarstadt gerade eine Geiselnahme stattfindet und der Geiselnehmer auch schon geschossen hatte. Man solle ein paar Straßen in der Stadt meiden wegen des Polizeieinsatzes.

Als ich mir ansah, welche Straßen betroffen waren, stockte mir der Atem, denn genau da hätte ich eigentlich genau zu dem Zeitpunkt sein sollen. Ich hatte den Termin nur zwei Stunden vorher absagen müssen wegen eines Migräneanfalls. Ich hätte eigentlich in der Bank in einer der gesperrten Straßen den Termin gehabt und wäre dann mit meinem Freund noch auf der anderen Straßenseite zum Optiker gegangen. Die Geiselnahme fand direkt daneben in einem Friseursalon statt, wo ein Mann um sich schoss. Grund war wohl irgendein Beziehungsstreit mit einer der Angestellten dort.

Ein anderes Mal fuhr ich auf der Landstraße ins Nachbardorf, als ein Wagen mit stark überhöhter Geschwindigkeit auf der Gegenfahrbahn entgegen kam und einen Wagen so knapp überholte, sodass ich schon abbremsen musste, damit es nicht zum Unfall mit mir kam. Erst dachte ich mir nichts dabei. Aber dann kam gleich darauf ein Polizeiwagen mit Blaulicht hinterher, der scheinbar den anderen Wagen verfolgte.

Wir dachten erst noch, dass das bestimmt Zufall gewesen sei. Wie wahrscheinlich sei es in Deutschland auf einer kleinen Landstraße schon, eine Verfolgung durch die Polizei mitzubekommen? Dann hielten wir jedoch im Nachbardorf an dem Discounter, wo wir hin wollten. Dort standen mitten vor der Tür zwei Polizeiwagen. Wie wir dann erfuhren, war der Discounter nur Minuten vor unserer Ankunft überfallen worden. Der zu schnell fahrende Wagen war der Wagen der Täter gewesen und er war wirklich von dem Polizeiwagen verfolgt worden.

Beide Male sind wir nur durch Zufall nicht mitten im Geschehen gewesen. Beim ersten Mal dank einer Migräne, das zweite Mal hatte uns ein Nachbar aufgehalten, sonst wären wir schon eine Viertelstunde früher gefahren und damit mitten im Überfall dabei gewesen. Beide Male waren wir sehr froh, dass wir nicht mitten drin gewesen sind. Das ist ja noch mal etwas ganz anderes als im Film und nicht ganz so unterhaltsam, wenn man wirklich befürchten muss, dass man angeschossen wird. Wir hatten dann auch etwas dran zu knabbern, dass unser subjektives Sicherheitsgefühl vielleicht doch etwas trügerisch ist, und jederzeit etwas passieren kann.

Wart Ihr schon einmal so kurz davor, mitten in einem Tatgeschehen zu sein? Oder wart Ihr sogar selbst betroffen? Wie habt Ihr es empfunden?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Mir fallen dazu mehrere kleine Geschichten ein, die das Thema betreffen. Das schlimmste war ein Überfall mit tödlichem Ausgang, bei dem ich zumindest nicht dabei war, aber eine halbe Stunde oder Stunde später an der Stelle vorbeigegangen bin. Wir wunderten uns noch über die Anwesenheit von soviel Polizei, die relativ unwirsch auf unser Passieren reagierte, aber da wusste noch keiner, was kurz zuvor passiert war.

Und als Teenager war ich mal in einer Disco, über die das (falsche) Gerücht kursierte, dass sie bald von Rechtsradikalen aufgesucht würde bzw. diese schon da wären. Das nahm die radikale Antifa zum Anlass, dort mal mit Baseballschlägern und anderen Schlaginstrumenten vorbeizuschauen. Das war schon sehr bedrohlich, als die Typen vermummt auf der Straße an uns vorbeistürmten, auf dem Weg in den vermeintlichen Kampf. Uns Mädchen und offensichtlich irgendwie nicht ansatzweise der rechten Szene Zugehörigen haben sie zwar in Ruhe gelassen, aber im Laden angekommen haben sie mit ihren Baseballschlägern auch auf Unbeteiligte eingeschlagen. Außerdem musste fünf Meter von mir entfernt ein Briefkasten dran glauben.

Und vor einigen Jahren wollte ich mit dem Zug eine weitere Fahrt antreten, hatte aber vergessen, dass sich für dieses Wochenende ein größerer Pulk des Schwarzen Blocks zur Demonstration angekündigt hatte. Via Zug. Am Bahnhof angekommen war die Hölle los, nicht nur die Demonstrationswilligen kamen in Scharen an, gleichzeitig mit ihnen auch gefühlt gleich mehrere Hundertschaften der Polizei. Und ich mittendrin. Zum Glück blieb es zu diesem Zeitpunkt noch ruhig, bis mein Zug dann abgefahren war.

Einmal sind wir auch als Jugendliche durch die Stadt geschlendert, als uns ein intoxikierter Mensch im psychischen Ausnahmezustand entgegen kam, der sich dann als "Ansprechpartner" ausgerechnet meinen Exfreund aussuchte, was in einer filmreifen Szene mit einer zerborstenen Flasche auf dem Kopf kulminierte. Bei meiner besten Freundin kam es im Haus zu einem bewaffneten Amoklauf, bei meiner anderen wurden die Nachbarn nachts bei einem Einbruch niedergestochen. Und das ist jetzt nicht mal alles, was so passiert ist. Also, ein subjektives Sicherheitsgefühl habe ich schon lange nicht mehr,

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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