Schon als Grundschüler Nachhilfelehrer bekommen?
Ich habe kürzlich eine Anzeige gelesen. Dort wurde ein Nachhilfelehrer für eine Grundschülerin der vierten Klasse gesucht. Das finde ich persönlich schon heftig, wenn ich ehrlich bin. Ich kritisiere nicht, dass eine Schülerin in dem Alter überhaupt Hilfe braucht, keinesfalls. Aber warum ausgerechnet ein Nachhilfelehrer?
Ich selbst hatte in der Grundschule auch schon Probleme in Mathe, aber damals konnten mir meine Eltern problemlos bei den Mathe Hausaufgaben helfen, sodass keine Nachhilfe von einer fremden Person notwendig gewesen ist. Gerade in der Grundschule ist der Stoff doch noch einfach, da können Eltern doch selbst helfen oder nicht?
Meine Eltern haben keine hohe Bildung genossen und das war trotzdem problemlos möglich, da das eben Grundlagen sind und die müssen meiner Ansicht nach überall sitzen. Ich habe damals erst Nachhilfe bekommen, als der Stoff immer schwieriger wurde und meine Eltern damit überfordert waren und mir nicht mehr helfen konnten. Würdet ihr eurem Kind schon in der Grundschule Nachhilfe organisieren? Oder können das Eltern bedingt durch die Leichtigkeit des Stoffs nicht selbst?
Was nützt es, wenn Eltern helfen können, aber es nicht klappt? Viele Kinder lehnen zusätzliches Lernen stark ab und werden bockig. Dann hilft das Engagement der Eltern gar nichts, weil das Kind sich sperrt. Ein Fremder wird in der Regel gnädiger behandelt und die Stunden bringen etwas.
Meine Freundin erzählte mir von einer Mitschülerin ihrer Tochter. Diese war wohlbehütetes Einzelkind von gut verdienenden und ziemlich alten Eltern. Die Eltern wollten halt das beste für ihr Kind. So engagierten sie auch schon im Grundschulalter für das Kind einen Nachhilfelehrer. Und das zog sich nun durch alle Schuljahre bis zum Abitur. Und das Kind hat das Abitur geschafft, Ziel erreicht. Sicher ist sie nun auch froh über die höhere Bildung. Reicht es nicht zum Studium, so ganz ohne Nachhilfe, bleibt eben noch ein guter Lehrberuf als Alternative.
Auch die Tochter einer Kollegin wurde in allen Schuljahren extern gefördert. Und das Mädchen machte einen guten Schulabschluss und konnte sogar Erzieherin werden. Die Kollegin machte sich berechtigt Sorgen, da der Vater des Kindes früher schulisch sehr schwach auf der Brust war. Daher sorgte sie rechtzeitig vor und bescherte dem Kind nun mit ihrem Engagement gute Schulnoten und damit Anerkennung in der Schule. Sie ist ein tolle selbstbewusste junge Frau geworden, die auch Erfolg im Berufsleben hat. Ich finde es total toll von den Eltern, die mit den richtigen Mitteln für ihr Kind reagieren.
Bei mir kümmerte sich niemand. Heute bin ich diesbezüglich auch noch etwas sauer. Ich nahm vom Kleinkindalter bis zur achten Klasse starke Medikamente gegen Epilepsie. Dass diese mich stark sprachlich und körperlich einschränkten, wusste ich ja nicht. Ich kannte mich halt nur so, wie ich eben war. Aber wenigstens meine Mutter hätte mit den Lehrern reden müssen, um mich einfach stärker zu fördern und meine Chancen anderen Schülern gegenüber annähernd anzugleichen.
Statt dessen musste ich im Zeugnis lesen, dass meine Schrift miserabel wäre und andere negative Dinge. Hätte die Klassenlehrerin gewusst, dass ich starke Medikamente einnehmen musste, hätte sie das sicher nicht ins Zeugnis geschrieben. Engagierte Eltern sind schon etwas gutes für ein Kind. Ich meine damit natürlich kein Helicoptereltern, die sind ein anderes Thema.
Na warum sollte man denn in dem Alter nicht auf einen Nachhilfelehrer zurück greifen? Nur weil es um die 4. Klasse geht, heißt es ja nicht automatisch das die Eltern es verständlich rüber bringen können. Außerdem gibt es auch Eltern, die es zwar verstehen, aber einfach nicht geduldig genug sind. Nachhilfelehrer wissen einfach anders mit ihren Schülern umzugehen. Außerdem sehen sie das Ganze aus einem anderen Blickwinkel, da sie eben nicht ihr eigenes Kind unterrichten, sondern ein vollkommen Fremdes.
So können sie ganz unbefangen an die Sache ran gehen und helfen. Würde ich mein Kind unterrichten, so würde ich doch wollen das es alles versteht und gehe da ganz anderes an die Sache ran. Von daher finde ich es nicht verwerflich wenn man in der 4. Klasse einen Nachhilfelehrer engagiert. Lieber so früh und man kann noch etwas retten, als wenn es dann wirklich zu spät ist und das Kind gar nicht mehr im Unterricht mitkommt.
Mal abgesehen davon, dass ich hoffe, dass mein Kind oder meine Kinder wenn es mal soweit ist keine (Nach-)Hilfe brauchen, kann man das selber glaube ich kaum beeinflussen. Ich denke aber, dass man gerade den Grundschulstoff als Elternteil oder Elternpaar auch noch hinbekommen sollte, rein vom Stoff her wohlgemerkt. Oberstufenstoff wie Stochastik und Kurvendiskussionen mag da vielleicht noch etwas anderes sein.
Aber ich lese hier nichts über die Herkunft des Kindes, das Wissensdefizit oder über die Eltern. Für mich kann ein Nachhilfelehrer in dem Alter ganz einfache Gründe haben. Wenn das Kind beispielsweise nicht mehr in der ersten Klasse ist, hilft eine Versetzung in die Vorschule wahrscheinlich wenig. Mal abgesehen von der Frage, ob das überhaupt helfen würde.
Wenn die Eltern beispielsweise beide Berufstätig sind und das Kind in einer Ganztagsschule ist und erst abends nach Hause kommt, ist es mit der Konzentration wahrscheinlich auch nicht mehr weit hin. Das kann dann relativ schnell zu Frust führen kann ich mir denken. Da wäre dann vielleicht ein Nachhilfelehrer oder betreutes Lernen oder wie man es auch immer nennen möchte sinnvoller am Nachmittag. Wenn die Eltern vielleicht einen Migrationshintergrund haben und die Sprache nicht so gut können, können sich auch Missverständnisse einschleichen, die sich dann auf die Erklärungen auswirken können.
Ich glaube und das ist eine reine Vermutung, dass die Eltern nicht zu dumm sind, um ihrem Kind Nachhilfe anzubieten, sondern nur, dass sie den professionellen Weg gehen möchten beziehungsweise müssen.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben? 609mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1204mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1178mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 539mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1156mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?