Schnell fahren oder mehr ziehen, was schadet dem Motor mehr?
Eine Freundin und ich haben uns letztens unterhalten, was einem Auto auf Dauer mehr schadet - wenn es eine hohe Last ziehen muss (zum Beispiel bei einer zulässigen Anhängelast 2200kg über 700 Kilometer eine Last von 1000-1200kg zu ziehen) oder wenn man die gleiche Strecke von 700 Kilometer auf der Autobahn mit einer entsprechend hohen Geschwindigkeit fährt, über 200 Kilometer pro Stunde.
Ich würde sagen, dass bei einem Diesel es weniger schadet, wenn man mit über 200 Kilometer die Stunde fährt und dass es den Motor mehr belastet, wenn er mit 100 Kilometer pro Stunde eine hohe Last ziehen muss, vor allem dann, wenn es bergauf geht. Da habe ich schon das Gefühl, dass das Auto ein wenig leidet, wenn es bergauf geht.
Wie ist es bei euch? Was denkt ihr, was dem Auto weniger schadet? Wenn man eine hohe Geschwindigkeit an den Tag legt oder wenn das Auto mit weniger Geschwindigkeit eine hohe Last ziehen muss?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es sehr viele Faktoren gibt, die beachtet werden müssen. Außerdem wird ein Auto bei hoher Geschwindigkeit anders belastet als wenn es einen Anhänger zieht. Hier werden teilweise Äpfel mit Birnen verglichen. Es ist aber eine sehr interessante Frage und ich werde mich gerne damit beschäftigen.
Belastung des Motors bei hoher Geschwindigkeit
Zunächst gehe ich auf die Motorbelastung bei 200 Kilometer pro Stunde ein. Hier kommt es zunächst auf den Fahrzeugtyp an. Für einen Sportwagen, der eine Höchstgeschwindigkeit von ungefähr 300 Kilometer pro Stunde hat, ist Tempo 200 kein Problem und keine große Belastung. Für ein anderes Auto, das nicht für hohe Geschwindigkeiten optimiert ist, wäre Tempo 200 aber sehr wohl eine große Belastung.
Der Luftwiderstand spielt eine wichtige Rolle. Bei Tempo 200 ist der Luftwiderstand viermal so hoch als bei Tempo 100. Und die erforderliche Motorleistung zur Überwindung des Luftwiderstands ist bei Tempo 200 sogar achtmal so hoch im Vergleich zu Tempo 100!
Bei hohen Geschwindigkeiten spielen unter anderem folgende Faktoren eine Rolle, wenn man die Belastung des Motors betrachtet: cw-Wert, Stirnfläche, Dichte der Luft, Getriebeübersetzung, Motorleistung, Motorkühlung und vieles mehr. Wenn die oben genannten Faktoren günstig liegen, bleibt die Belastung des Motors relativ niedrig. Bei ungünstigen Werten kann dagegen die Belastung für den Motor stark ansteigen.
Belastung des Motors bei Fahrten mit Anhänger
Bei einer Fahrt mit Anhänger spielt der Luftwiderstand auch eine Rolle, ist aber nicht so wichtig. Mit Anhänger darf man nur 80 km/h fahren, nur in Ausnahmefällen sind 100 km/h erlaubt. Aufgrund der hohen Masse wird aber besonders die Kupplung beim Anfahren und Schalten stärker belastet. Und besonders wenn es bergauf geht, wird vom Motor eine sehr hohe Leistung abverlangt, was zur Überhitzung des Motors führen kann. Bergab werden die Bremsen stark belastet, was zu einem höheren Verschleiß und eventuell zu einer Überhitzung der Bremsen führt.
SUV und windschnittige Limousine im Vergleich
Als praxisnahes Beispiel möchte ich eine windschnittige Limousine mit einem mittelstarken Motor und einen SUV mit einem sehr starken Motor miteinander vergleichen.
Tempo 200 ist für die windschnittige Limousine kein Problem. Für die Limousine habe ich einen cw-Wert von 0,22 und eine Stirnfläche von 2,19 Quadratmeter angenommen. Die Luftdichte beträgt auf der Höhe des Meeresspiegels ungefähr 1,2 Kilogramm pro Kubikmeter. Mit diesen Daten hat das Auto einen extrem niedrigen Luftwiderstand und benötigt nur 49,6 Kilowatt (67 PS) um den Luftwiderstand bei 200 km/h zu überwinden. Die Reibung der Reifen und der Antriebskomponenten ist hier nicht mitgerechnet.
Ein großer SUV liegt sehr schlecht im Wind. Hier nehme ich für den cw-Wert von 0,36 und eine Stirnfläche von 2,77 Quadratmeter an, was realistische Werte sind. Mit diesen Werten braucht der SUV 102,6 Kilowatt (139 PS) um den Luftwiderstand bei Tempo 200 zu überwinden. Wegen des extrem hohen Luftwiderstands wird der Motor bei einem SUV im Vergleich zu einer extrem aerodynamischen Limousine ungefähr doppelt so stark belastet.
Wenn man an beide Fahrzeuge mit einem Anhänger belastet, sieht die Situation wieder ganz anders aus. Die windschnittige Limousine mit relativ wenig Leistung wird besonders an Steigungen mit dem Anhänger schnell überfordert sein. Da der Motor zu wenig Leistung hat, muss der Fahrer bergauf in den vierten oder gar in den dritten Gang schalten. Hohe Drehzahlen und ein hoher Verschleiß sind die Folgen. Der Motor der Limousine droht zu überhitzen. Der Leistungsstarke SUV zieht den Anhänger dagegen mit Leichtigkeit. Auch bergauf fährt der drehmomentstarke SUV souverän im fünften oder vierten Gang mit niedrigen Drehzahlen. Der Motor des SUVs wird nicht überlastet.
Fazit
Die Frage ob schnell fahren oder viel ziehen den Motor mehr belastet ist sehr komplex. Meine Beispiele waren stark vereinfacht, aber haben trotzdem gezeigt, dass die Antwort vom Fahrzeugtyp abhängt. Sowohl Tempo 200 als auch einen Anhänger zu ziehen, stellen für ein Fahrzeug eine hohe Belastung dar. Wenn ein Fahrzeug für diese Belastungen optimiert ist, hält sich der Verschleiß jedoch in Grenzen. Ein ungeeignetes Fahrzeug kann bei diesen Belastungen dagegen schwere Schäden davontragen.
Lieber Kengi, falls du Lust hast, deine Antwort noch mal zu optimieren und auf ein gewisses Auto zugeschnitten zu formulieren - es handelt sich bei dem Auto um einen Opel Insignia Sports Tourer mit Allrad Antrieb, 170 PS und Dieselmotor.
Vielen Dank für die Informationen. Mit diesen Angaben kann ich meine Antwort wesentlich präziser formulieren.
Der 2,0 Liter Turbodiesel des Opel Insignia
Dein Opel Insignia hat einen Turbodiesel mit 170 PS und 400 Nm Drehmoment. Dank dem Turbolader stehen die 400 Nm Drehmoment zwischen 1750 bis 2500 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Somit lässt sich der Insignia schön niedertourig fahren. Das spart Sprit und schont den Motor.
Autobahnfahrten mit dem Insignia
Der Opel Insignia hat eine gute Aerodynamik. Der cw-Wert beträgt 0,26 und die Stirnfläche ist 2,3 Quadratmeter. Somit benötigt das Fahrzeug nur 61,5 Kilowatt (83,6 PS) um den Luftwiderstand bei 200 km/h zu überwinden. Das ist zwar kein Spitzenwert (siehe Vergleichsrechnung oben) aber auf jeden Fall ein guter Wert. In Kombination mit der guten Aerodynamik und dem kräftigen, sparsamen Turbodiesel ist der Insignia gut für die Autobahn geeignet.
Anhänger ziehen mit dem Insignia
Mit Allradantrieb und dem drehmomentstarken Turbodiesel ist der Insignia auch ein gutes Zugfahrzeug. Optimal wäre hier die 8-Gang Automatik von Opel. Wenn man mit Schaltgetriebe einen Anhänger zieht, wird aufgrund der großen Masse die Kupplung stark beansprucht.
Ist Tempo 200 oder der Anhänger eine größere Belastung für den Motor?
Wie ich bereits erwähnt habe, ist der 170 PS starke Turbodiesel für beide Situationen gut gerüstet. In der Ebene ist Tempo 200 die größere Belastung, weil der Motor die ganze Zeit gegen den hohen Luftwiderstand ankämpfen muss. Bei 200 km/h ist der Luftwiderstand auch mit einer guten Aerodynamik beachtlich.
Mit dem Anhänger hat das Gespann zwar eine signifikant schlechtere Aerodynamik, aber wegen der relativ niedrigen Geschwindigkeit von 100 km/h ist der Luftwiderstand trotz allem sehr viel geringer als bei 200 km/h ohne Anhänger. Beim Beschleunigen wird der Motor beim Ziehen des Anhängers ordentlich gefordert. Aber nachdem die 100 km/h erreicht sind, kann das Auto mit wenig Last weiter fahren.
Anders sieht es bei Bergfahrten aus. Jetzt kommt das Gewicht des Anhänger massiv zum Vorschein. Bei starken Steigungen könnte ich mir vorstellen, dass der schwere Anhänger den Motor mehr fordert als eine hohe Geschwindigkeit. Ich bin mir aber nicht sicher. Hier wären aufwendige Berechnungen mit der Hangabtriebskraft und der Rollreibung erforderlich.
Bei beiden Situationen ist eine gute Pflege des Motors wichtig
Letztendlich spielt die Frage ob schnell fahren oder mehr ziehen den Motor mehr belastet in der Praxis kaum eine Rolle. Der Insignia hat eine Temperaturanzeige für den Motor. Diese sollte man im beiden Fällen nicht aus den Augen lassen. Wenn die Temperatur deutlich über den normalen Wert steigt, sollte man die Geschwindigkeit reduzieren bis die Temperatur wieder im normalen Bereich liegt. Du kannst somit selbst beobachten, in welchem Fall die Temperaturanzeige stärker steigt.
In jedem Fall sollte der Motor behutsam warm gefahren werden, bevor er solchen Belastungen ausgesetzt wird.
Vor jeder Autobahnfahrt, egal ob mit oder Anhänger sollte zudem der Ölstand, die Kühlflüssigkeit und der Reifendruck kontrolliert werden. Damit kann man schwere Motorschäden beziehungsweise Reifenschäden vorbeugen.
In beiden Fällen auf schonende Fahrweise achten
Moderne Motoren kann man wegen dem Drehzahlbegrenzer nicht so schnell überlasten. Trotzdem würde ich persönlich nicht konstant mit 200 km/h eine Strecke von 700 Kilometern fahren. Bei hoher Geschwindigkeit steigt der Ölverbrauch des Motors tendenziell an. Das Öl wird bei einer zügigen Fahrweise außerdem schneller verunreinigt. Auch der Verschleiß ist bei hohen Geschwindigkeiten selbstverständlich höher, auch wenn der Motor dies aushalten sollte. Nicht zuletzt ist der Spritverbrauch bei 200 km/h sehr hoch, auch bei einem Diesel. Deshalb würde ich zeitweise immer wieder das Tempo auf ungefähr 150 km/h reduzieren. Bei dieser Geschwindigkeit ist der Luftwiderstand fast um die Hälfte niedriger als bei Tempo 200!
Bei einer Fahrt mit dem Anhänger würde ich bei Bergfahrten die Geschwindigkeit auf ungefähr 80 km/h reduzieren, um den Motor und die Antriebskomponenten des Autos zu schonen, zumindest zeitweise. Die Temperaturanzeige des Motors kann auch hier eine Orientierungshilfe sein.
Fazit
Deine Frage ist durchaus anspruchsvoll und man muss sehr viele Faktoren berücksichtigen um eine einigermaßen realistische Antwort zu finden. Ich bin offen für weitere Argumente und bin gespannt auf die Antworten von anderen Usern.
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