Schlimm, wenn Steuerklassen 3 und 5 abgeschafft werden?

vom 31.07.2022, 22:45 Uhr

Laut einer Meldung plant die derzeitige Ampelregierung die Steuerklassen 3 und 5 abzuschaffen. Mich betrifft das weniger und von daher kann ich mir kein Bild darüber machen, was solch eine Änderung für die Betroffenen bedeutet. Trifft es euch und wie hart, wenn die Steuerklassen 3 und 5 abgeschafft werden? Was könnte denn eurer Meinung nach der Hintergrund dieser Steueränderung sein?

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» Lupenleser » Beiträge: 1130 » Talkpoints: 851,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das steht im Koalitionsvertrag und ist keine neue überraschende Meldung. Ich würde sogar das komplette Ehegattensplitting abschaffen. Steuerlich über das Jahr gesehen macht es finanziell keinen Unterschied, ob 4/4 oder 3/5. Der Nachteil für Steuerklasse 5 ist der, dass viele Leistungen, wie etwa Arbeitslosengeld, nach dem Nettoeinkommen berechnet werden. Das ist für Steuerklasse 5 sehr ungerecht.

Das komplette Steuersystem müsste reformiert werden. Aber ich bin kein Steuerexperte und weiß nur, dass gewisse Sachen schlecht sind, wie etwa die kalte Progression, die Steuerklasse 5 und auch die Steuerklasse 2 für Alleinerziehende.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Blümchen, wieso möchtest du das komplette Ehegattensplitting abschaffen? Es wäre doch wirklich unfair, Ehepaare als Wirtschaftsgemeinschaft zu sehen und gegenseitiges Einstehen zu verlangen, und dann Paare, die zusammen gleich viel verdienen unterschiedlich zu besteuern.

Außerdem was soll an der Steuerklasse 5 per se schlecht sein? Ein Ehepaar mit der Kombination 3/5 zahlt nicht mehr oder weniger Einkommensteuer als mit Steuerklasse 4 mit oder ohne Faktor. Es gibt nur Unterschiede bei der Höhe von Lohnersatzleistungen. Dummerweise gilt die gleiche Höhe der Steuerbelastung nur auf das Jahr gesehen. Pro Monat kommt ohne 3/5 allerdings weniger raus, wenn die Einkommensunterschiede groß sind.

Und genau das soll ja auch bezweckt werden. Unter dem Deckmäntelchen der Gleichberechtigung sinkt das monatliche Familieneinkommen vieler Paare und der, der weniger verdient, soll angeblich den Anreiz erhalten, mehr zu arbeiten, weil es sich für ihn nun mehr auszahlt. Was natürlich witzlos ist, wenn das monatliche Netto nicht mehr reicht.

Tatsächlich soll der Zwang zu mehr Einkommen den Fachkräftemangel mildern und die Sozialversicherungen stützen und das Steuervolumen erhöhen. Eine ganz tolle Idee so ohne vernünftige Kinderbetreuung und massig Jobs im Niedriglohnsektor.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Blümchen, wieso möchtest du das komplette Ehegattensplitting abschaffen?

Ich würde das Ehegattensplitting durch ein Familiensplitting ersetzen, so wie es zum Beispiel in Frankreich schon praktiziert wird. Das Ehegattensplitting ist sehr ungerecht gegenüber Witwen, Witwern und Alleinerziehenden.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Witwen und Witwer haben aber keinen Partner mehr zum Splitten. Und Familien würden bei dem französischen Modell Familiensplitting erst ab sehr hohen Einkommen entlastet. Denn dann fällt schließlich das Kindergeld weg. Klar, Familien mit zwei Kindern und mehr als 100.000 Euro Jahreseinkommen profitieren. Aber sind die die Mehrheit, die Entlastung brauchen?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Witwen und Witwer haben aber keinen Partner mehr zum Splitten.

Aber unter Umständen kleine Kinder. Auch junge Leute können früh sterben. Wenn du verheiratet bist und Kinder hast, dann rechne doch mal aus, wie viel Steuern du im Vergleich zu vorher nach dem Jahr Kulanzzeit bezahlen musst. Auch für Alleinerziehende mit Steuerklasse 2, die im wesentlichen Steuerklasse 1 entspricht, ist das System ungerecht.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das wird mit einem Familiensplitting im unteren und mittleren Einkommensbereich aber nicht besser. Und Hinterbliebene oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern landen aufgrund der schlechten Betreuungsmöglichkeiten in der Regel dort. Alleinerziehende sind in Frankreich auch nicht besser dran. Der Betrag für Kinder ist gedeckelt und wirkt nicht effektiver als Kindergeld und Kinderfreibetrag hierzulande. Besser wird es dort nur mit überdurchschnittlichem Einkommen und mindestens drei Kindern.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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