Schlechtes Gewissen, wenn Haustier alleine sterben muss?
Eine Bekannte von mir hatte vor kurzem noch einen Kater, der wegen gesundheitlicher Probleme in die Tierklinik musste. Er hatte wohl Blutarmut und war mehrere Tage dort, wo die Ärzte alles versucht haben, um sein Leben zu retten.
Am Abend vor ihrem Geburtstag rief dann der Arzt an und meinte zu ihr, dass sie nichts mehr für das Tier tun könnten und dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis das Tier stirbt. Meine Bekannte wollte direkt am Abend noch losfahren und das Tier zu sich nach Hause holen, aber der Arzt schmetterte diesen Vorschlag ab. Es wären angeblich keine Angestellten in der Klinik, es wäre geschlossen, das hätte auch bis zum nächsten Morgen Zeit. Meine Bekannte sollte am nächsten Morgen um 9 Uhr kommen und das Tier abholen. Widerwillig musste sie sich dann darauf einlassen, weil sie am kürzeren Hebel saß.
Am nächsten Morgen, es war zufällig ihr Geburtstag, rief der Tierarzt sie um 7 Uhr morgens an und teilte ihr mit, dass das Tier an Organversagen gestorben sei. Meine Bekannte fühlt sich seitdem total mies. Es gehört zu ihren Grundsätzen, dass eines ihrer Tiere niemals alleine sterben sollte. Leider war der Kater wohl mutterseelenalleine in einer Box eingesperrt fernab von seiner (menschlichen) Familie. Ich weiß da auch leider gar nicht, wie ich meine Bekannte trösten könnte. Sie kann ja nichts für das Verhalten des Arztes. Sie macht sich aber immer wieder Vorwürfe.
Hättet ihr ein schlechtes Gewissen, wenn euer Haustier alleine sterben müsste? Was soll man in so einer Situation sagen oder tun, um zu trösten?
Bei Tieren ist das immer so eine Sache. Grundsätzlich sterben Tiere ja bevorzugt alleine. Hunde laufen weg und legen sich unter einen Busch. Eine unsere Katzen wollte sich mal unter die Dusche zurückziehen, die zufälligerweise gerade wegen einem Rohrproblem ohne Verkleidung dastand. Auch Wildtiere ziehen sich von der Herde zurück.
Je nachdem wie tief die Bindung zum Menschen ist, würde ich aber auch lieber für mein Tier da sein. Als mein Kaninchen gestorben ist, habe ich es allerdings allein gelassen, weil es zeitlebens nicht gern gekuschelt hat und eher ängstlich war. Da glaube ich kaum, dass ich ihm in dem Moment mit meiner Anwesenheit Trost gespendet hätte.
Bei meinen Katzen merke ich auch große Unterschiede. Ich treffe sie oft beim Gassigehen und auf dem Rückweg müssen wir dann gemeinsam an dem Nachbarhund vorbei. Die meisten meiner Katzen hüpfen mir da vom Arm und bewältigen die Strecke lieber alleine. Aber ein Kater bleibt auf dem Arm und vertraut mir. Dieser Kater lag nach seiner Kastration auch stundenlang in meinem Arm und wollte sich nicht zurückziehen.
Vielleicht war der Kater deiner Freundin ja auch eher so, dass er angstvolle Situationen lieber allein bewältigt. Dann könnte ihr das ein Trost sein. Ihr Kater lag sicher in der Box und musste nicht vor zusätzlichen Stressfaktoren Angst haben. Es war womöglich genau das Richtige für ihn.
Ich weiß nicht, wie der Kater sich konkret in angstvollen Situationen verhalten hat. Aber laut ihrer Beschreibung war das Tier wohl sehr anhänglich. Sie hat ihn mit der Flasche aufgezogen und er soll wohl ein sehr großes Kuschelbedürfnis gehabt haben. Er soll sogar Stress gemacht haben, wenn sie auf die Toilette gehen wollte und dabei die Tür hinter sich zugemacht hat. Er wollte wohl immer Zugang zu seinem Frauchen haben, zumindest laut ihrer Schilderung. Vielleicht idealisiert sie das aber jetzt im Nachhinein auch.
Man weiß ja gar nicht, was das Tier noch so aktiv mitbekommen hat, wenn es durch Organversagen gestorben ist und eventuell auch Medikamente bekommen hat. Natürlich macht man sich als Besitzer aber Vorwürfe, immerhin war man immer für das Tier da und hat es jahrelang begleitet. Ich denke, dass das normal ist, das man dann daran denkt, wie das Tier alleine gestorben ist und beschwichtigen kann man das auch nicht.
Ja, ein Haustier von mir ist schon einmal alleine gestorben. Als elfjähriges Mädchen habe ich die ganze Nacht auf das Tier noch aufgepasst und kaum ein Auge zugedrückt, am nächsten Tag bin ich auch nicht in die Schule gegangen, damit ich auf mein Tier aufpassen kann. Später wollte meine Mutter, dass ich mitkomme und die Großeltern besuche.
Anschließend kam ich nach Hause und das Tier ist in meiner Abwesenheit gestorben. Ich habe mir große Vorwürfe gemacht und bekam auch Alpträume, mein Lieblingsessen Nudeln mit Tomatensoße bekam ich an diesem Tag auch nicht mehr runter. Das schlechte Gewissen hat mich doch ziemlich lange geplagt.
Ich glaube das kann man wirklich nur beurteilen wenn man mal in der Situation gewesen ist. Ich selber musste es ein Glück noch nicht selber durch machen. Ich hatte mal einen Vogel, der ist allerdings in der Nacht gestorben, so das ich ihn morgens tot im Käfig gefunden habe. Klar war ich darüber traurig, aber ich denke es ist etwas anderes wenn eine Katze oder ein Hund im Sterben liegt.
Denn zu denen hat man meiner Meinung nach ein ganz anderes, engeres Verhältnis. Und da Tiere für mich wie Mitglieder der Familie sind, würde ich in einem absehbaren Fall schon gerne dann mit dabei sein. Allein weil das Tier dann merkt es wird von seiner Familie auch im schlimmsten Zustand nicht alleine gelassen. So sollte es meiner Meinung nach immer sein. Denn wir selber möchten ja auch nicht alleine vor uns hin sterben.
Das finde ich schon wirklich krass, dass der Tierarzt deine Bekannte in diesem Fall so abgewehrt hat. Ich wüsste, dass meine Tierärzte das so nicht machen würden. Dann bleibt eben ein Mitarbeiter mal etwas länger, bis man eben sein Tier abholen kann. Ich denke auch, dass es in dem Fall der Katze auch sicherlich besser gewesen wäre, wenn man sie einschläfert hätte. So hat sie sich vielleicht noch die ganze Nacht gequält.
Ich kann gut verstehen, dass sich deine Bekannte nun Gedanken und vielleicht auch Vorwürfe macht. Mir würde es da ganz genauso gehen. Ich würde mich auch fragen, ob mein Tier leiden musste, noch dazu in fremder Umgebung und ohne Menschen, die es eben kennt. Damit abzuschließen ist sicherlich nicht so einfach.
Leider kann man nicht immer dabei sein, wenn ein Haustier stirbt. Bei meinen Meerschweinchen habe ich es auch schon erlebt, dass eins dann plötzlich tot im Stall lag. Das war aber doch eher die Ausnahme. Ich bin auch einmal extra nur zur Tierklinik gefahren, um dabei zu sein, wenn ein Schweinchen eingeschläfert werden musste, dass dort bereits stationär war. Ich wollte einfach dabei sein und mich eben verabschieden.
Aber bei einem Unfall oder ähnlichem kann man ja gar nicht immer dabei sein, wenn das Tier dadurch plötzlich zu Tode kommt. Ich denke aber, dass es völlig menschlich ist, dass man sich da auch irgendwelche Vorwürfe macht. Man mochte das Tier eben und fragt sie sicherlich, ob man dies nicht hätte irgendwie verhindern können oder eben dem Tier beistehen.
Sterben muss jeder einmal, egal ob Mensch oder Tier. Dass dann immer jemand dabei steht und Händchen oder Pfote hält, ist doch sehr unwahrscheinlich und manche legen darauf nicht sonderlich viel Wert. Immerhin sollte man sich einmal Gedanken machen warum im Tierreich sich die Tiere zurück ziehen von der Herde und ihren Artgenossen zum sterben. Dort ist es nicht gewollt, dass jemand mit anwesend ist.
Der Mensch aber meint sich darüber hinweg setzen zu müssen aus rein egoistischen Gründen. Wird es dadurch einfacher wenn man es mit ansieht wie das Tier stirbt? In meinen Augen nicht, die Todesursache spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Ob das Tier nun einschläft wegen Medikamenten oder einen Todeskampf noch ausfechtet macht es nicht besser und es bleiben immer die Fragen im Kopf "hätte ich etwas ändern können?" Diese Fragen wird einem nie jemand beantworten und wenn die Akzeptanzphase der Trauer anfängt dann redet man sich vieles ein, der eine so der andere so.
Sicherlich ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber ich habe kein schlechtes Gewissen wenn eines meiner Haustiere alleine sterben musste. Denn ich kann auch nicht immer Anwesend sein, andere wollten das nicht, haben sich in die letzte Ecke verkrochen und ich habe das auch so angenommen anstatt dem sterbenden Tier noch meinen Willen aufzwingen zu müssen.
Wir müssen alle sterben. Für uns, die Hinterbliebenen, ist es sowieso immer am schlimmsten. Ist ja auch logisch, wenn wir einmal davon ausgehen, dass die Person oder das Tier, welches verstorben ist, nichts von all dem mitbekommt. Doch sterben werden wir alle und Tiere leider meist viel eher, als man es sich natürlich wünscht.
Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich meine Samtpfötchen nicht begleite. Ich konnte es einmal nicht, sodass eine Verwandte für mich dabei sein musste, aber ich habe mir geschworen, dass ich das nie wieder tun werde. Ich muss einfach für meine Tiere auch da dabei sein, um ihnen mehr Ruhe zu geben, Seelenhalt und Frieden. Das ist meine verdammte Pflicht.
Es ist natürlich traurig und man möchte rotz und Wasser heulen, aber es geht halt nicht anders. Wie in guten und in schlechten Zeiten sehe ich das Verhältnis zu meinen Tieren und da muss ich einfach da sein, sonst würde es mir so schlecht gehen, wie bei meinem Kater oder meiner Hündin. Das konnte ich da noch nicht, aber weil ich mit dem Tod bis Dato nie etwas zu schaffen hatte.
Danach verlor ich langsam alle Verwandten und dann machte es auch irgendwie Klick. Ich habe keine Wahl, als mich dem auf die Dauer auszusetzen, weil es nie einfach wird, den Tod eines Menschen oder Tieres zu ertragen. Doch ich möchte, dass meine Katzen keine Angst haben müssen, wenn der Tierarzt kommt. Es hat also auch etwas damit zu tun, dass sie sich wohlfühlen.
Doch ich hoffe immer mit meinem Freund sehr naiv, dass sie einfach nur neben uns mal einschlafen. Das wäre mir das Liebste und Wichtigste. Das wäre toll, weil so ging es uns die Nacht noch gut und sie sind friedlich eingeschlafen.
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