Schlechtes Gewissen wegen Fehlverhalten in Pubertät

Mein Vater ist vor wenigen Wochen leider gestorben, wobei mich nun die ganze Zeit ein sehr schlechtes Gewissen plagt, denn in der Pubertät und auch noch nach meiner Volljährigkeit habe ich mich manchmal ziemlich daneben benommen. Wahrscheinlich habe ich es meinen Eltern nicht immer leicht mit meinem Verhalten gemacht.

Ich weiß, dass das bis zu einem gewissen Grad auch normal ist. Meine beste Freundin hat auch Schuldgefühle ihrer Mutter gegenüber, da sie in der Pubertät wirklich schlimm zu ihr war, wobei die beiden mittlerweile ein Herz und eine Seele sind. Auch sie hat ein schlechtes Gewissen, welches sie kaum beruhigen kann.

Mittlerweile sehe ich alles ein wenig lockerer, denn auch so etwas gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber irgendwie bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Wenn man an die Krankheit von meinem Vater und die starken Medikamente denkt, dann kann niemand etwas für seinen frühen Tod. Aber manchmal sucht man wohl nach irgendwelchen Begründungen.

Habt ihr euren Eltern gegenüber auch ein schlechtes Gewissen aufgrund von eurem Fehlverhalten in der Pubertät? Oder gehört das einfach dazu? Würdet ihr vielleicht behaupten, dass eure Eltern das verdient haben?

Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen und das solltest du auch nicht haben. In der Pubertät ist niemand nett, man ist nun mal voller Hormone und kann gar nicht kontrollieren, wie man so drauf ist. Der Körper stellt sich um. Eltern wissen das auch, selbst wenn sie absolut genervt sind und umher schreien, wissen sie, dass man das eigentlich nicht ändern kann.

Man ist nie perfekt, aber Eltern brauchen auch keine perfekten Kinder. Perfekte Kinder gibt es auch gar nicht und ich bin mir sicher, dass dein Vater, wenn man ihn fragen würde und er noch leben würde nicht die paar Zickereien erwähnen würde, sondern von dir mit netten Worten sprechen würde und einem Lächeln auf dem Gesicht. So sind Eltern. Schlechte Zeiten sind doch schnell vergessen, wenn man irgendwann wieder einen normalen Umgang hat. Elternliebe, die stark ist, ist auch bedingungslos und da sind böse Worte auch schnell vergessen.

Das ist doch kein Fehlverhalten. Kinder müssen sich von den Eltern lösen. Das ist ganz normal. Und wie Ramones schon sagte. Egal, wie genervt die Eltern davon sind, sie wissen das ganz genau. Sie wissen, dass man es nicht aus Bösartigkeit macht oder weil man sie nicht liebt.

Verdient in dem Sinne haben sie es nicht. Höchstens insofern, dass sie sich nun mal Kinder gewünscht haben und es schon vor der Zeugung klar ist, dass ein Kind in der Pubertät schwierig wird. Weil es nun mal einfach dazu gehört.

Du sagst, dass dein Vater schon lange krank war. Sollte das wirklich dein Verhalten ihm gegenüber ändern? Glaubst du, er hätte sich gewünscht, dass du dich deshalb anders erhälst? Dich in deiner Entwicklung zur Erwachsenen zurückhälst, um ihn zu schonen? Das hätte er doch sicherlich nicht gewollt.

Ich hatte in meiner Pubertät auch sehr viel Streit mit meiner Mutter. Einiges davon hat sie sich schon selber eingebrockt, weil sie natürlich ebensowenig wie ich perfekt war. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht. Und sie scheinbar auch nicht, weil sie sich an all ihre Fehler gar nicht mehr erinnern kann, wenn ich mal einen erwähne. Was in der Pubertät geschieht, bleibt in der Pubertät.

Ach, und mit 21 Jahren bist du noch nicht komplett erwachsen. Das zählt schon noch alles dazu. Mach dir keine Gedanken. Du hast ihn geliebt und er wusste das. Oder nicht?! Einzelne Taten zählen da nicht.