Schlechtes Gewissen, bei miesem Wetter Essen zu bestellen?
Ich habe kürzlich die Aussage einer Bekannten mitbekommen, die ich irgendwie merkwürdig finde. Sie meinte, dass sie immer voll das schlechte Gewissen bekäme, wenn sie Essen bestellen würde und der Lieferant dann im Prinzip bei schlechtem Wetter durch die Stadt tingeln müsste um ihr das Essen zu bringen. Besonders wenn er dann Regen abbekommen würde, würde sie ein schlechtes Gewissen bekommen, was sich dann besonders im Trinkgeld bemerkbar machen würde.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo das Problem liegt. Denn jeder sucht sich ja seinen Job selbst aus und niemand wird gezwungen. Sklaverei gibt es in Deutschland ja offiziell gar nicht. Also würde ich schon davon ausgehen, dass ein Lieferant sich den Job ausgesucht hat und wenn er keine Lust mehr darauf hat, kann er doch wechseln und sich etwas anderes suchen. Ich verstehe nicht, wie man Mitleid mit der Jobwahl eines Menschen haben kann, wenn die Entscheidungsfreiheit doch vorhanden ist bei jedem Einzelnen. Habt ihr auch ein schlechtes Gewissen, wenn ihr bei schlechtem Wetter Essen bestellt? Könnt ihr die Denkweise meiner Bekannten nachvollziehen und geht es euch da sogar ähnlich?
Ich glaube, dass die Lieferdienste vor allem für Tage mit schlechtem Wetter existieren, wenn ich ehrlich bin. Warum sollte man sich nur bei strahlendem Sonnenschein etwas zum Essen bestellen? Da kann man auch selbst in den Supermarkt laufen und ein wenig frische Luft mit Sonne tanken.
Außerdem sind einige Menschen nicht so wetterfühlig und machen sich nicht viel aus Regen oder Schnee. Viele Lieferdienste sind am Ende trotzdem meistens mit dem Auto unterwegs, so dass man auch nicht zu nass wird. Ein schlechtes Gewissen habe ich deswegen nicht.
Ich sehe das ähnlich wie soulofsorrow, denn auch ich bringe das Bestellen beim Lieferdienst gedanklich schon direkt irgendwie mit schlechtem Wetter in Verbindung. Wenn es draußen in Strömen regnet und ich keine Lust aufs Kochen oder auf die Speisen habe, die zuhause auf Lager sind, dann würde ich eher zum Telefonhörer greifen und eine Pizza bestellen, als wenn draußen bestes Wetter wäre und ich genauso gut in die Stadt gehen und mich dort in ein hübsches Lokal setzen könnte. Da siegt dann doch die Gemütlichkeit und die Pyjama-und-Couch-Mentalität. Ich denke, dass ich in dieser Hinsicht nicht die einzige bin, und deswegen werden auch die Mitarbeiter bei solchen Lieferdiensten entsprechend darauf vorbereitet sein, dass bei schlechtem Wetter vielleicht mehr Menschen anrufen als sonst.
Außerdem ist es ja nicht so, dass sich der Lieferant bei Sturm und Schnee im T-Shirt auf einem Fahrrad auf den Weg zu mir machen muss. Fast alle Lieferdienste verfügen über geschlossene Fahrzeuge mit Klimaanlage, und darin macht einem auch das mieseste Wetter nicht wirklich etwas aus. Die zwei Schritte von der Straße vor dem Haus bis zur Eingangstür, die noch zurückgelegt werden müssen, um dem Kunden seine Bestellung in die Hand zu drücken, sind wohl gerade noch zumutbar. Und schlussendlich ist es wie mit jedem anderen Job: es gibt unangenehme Seiten daran, aber man wird schließlich auch dafür bezahlt. Wem es nicht passt, bei Regenwetter vor die Tür zu müssen, der muss sich eben eine andere Arbeit suchen, die sich vom heimischen Schreibtisch aus erledigen lässt.
Wenn man nämlich mit diesem Argument anfängt, dann müsste man ja auch ein schlechtes Gewissen haben, eine Bestellung im Internet zu tätigen, weil es ja zum Zeitpunkt der Zustellung des Pakets regnen könnte, oder aber an einem verschneiten Abend den Rettungsdienst zu rufen, wenn man Brustschmerz bekommt. Ich bereite anderen Menschen nicht gerne Umstände, wenn es sich vermeiden lässt, aber manchmal gehört es zum Job einfach dazu, dass man solche Strapazen ertragen muss.
Ich wüsste nicht, warum nur Essen bestellt wird wenn das Wetter mies ist. Es gibt auch genug Bestellungen wenn das Wetter toll ist, WM oder EM läuft und man nicht die Lust hat zu kochen. Wird da Mitleid ausgesprochen weil derjenige dann nicht Fußball schauen kann oder sonstiges? Ich denke nicht und auch da ist es den Leuten einfach egal, auch wenn sie mal ein paar leere Worte von sich geben. Denn wenn es sie so sehr stören würde, dann würden sie auch nichts bestellen und den Lieferjungen nach draußen setzen, schlechtes Wetter, gutes Wetter hin oder her.
Ich habe damit kein Problem und auch kein schlechtes Gewissen. Ich wüsste auch nicht warum. Mit mir hat auch niemand Mitleid wenn ich nachts um 4 Uhr bei den Ohrenschmerzen stand die seit 3 Wochen waren oder zum 20. mal die Nacht die Oma wieder ins Bett tragen durfte. Das juckt auch niemanden und warum sollte ich dann Mitleid mit anderen haben? Wem es nicht passt und wer damit nicht leben kann, der sucht sich einen anderen Job oder nimmt es hin wie es so ist. Kein Job ist nur mit Zuckerschlecken versehen egal wie man es dreht und wendet.
Wenn es danach ginge, dürfte man auch im Supermarkt nicht einkaufen, da die Zulieferer auch in aller Hergottsfrühe bei Wind und Wetter die Kisten aufstapeln dürfen, ebenso die Briefträger (also auch keine Post?) und schon gar nicht beim Bäcker in der Früh um sieben Semmeln holen, da die Mitarbeiter dafür seit Mitternacht in der Backstube stehen mussten.
Ich selber habe auch schon als Briefträgerin gearbeitet, und mein Freund hat Pizza ausgefahren. Wir können also aus eigener Erfahrung beurteilen, dass der Job wie jeder Job Vor- und Nachteile hat. Aber mit dem Wetter muss man sich eben abfinden, wenn man keinen Bürojob hat. Als Straßenkehrer, Landwirtin oder ähnliches heißt es schließlich auch bei so gut wie jedem Wetter: Frische Luft hat noch niemanden umgebracht!
Ich habe mir noch nie Gedanken über das Wetter gemacht wenn ich etwas zu Essen bestellt habe. Bei uns haben die Lieferanten alle Autos, es ist also nicht so, dass ein Fahrradkurier dann völlig durchnässt mit meiner Pizza vor der Tür stehen würde. Wobei ich aber auch da sagen würde - Augen auf bei der Berufswahl. Er hat sich den Job selber ausgesucht und wusste, dass in Deutschland nicht immer strahlender Sonnenschein herrscht.
Wenn das Wetter allerdings wirklich extrem wäre würde ich von einer Bestellung schon absehen. In meiner Gegend wird eher sporadisch Schnee geräumt, das letzte Stück bis zum Haus überhaupt nicht. Es ist schon vorgekommen, dass ich ohne Schneeketten gar nicht weg gekommen wäre. Und der kürzeste Weg zu mir führt durch einen Wald, das ist bei Sturm nicht wirklich sicher. Einmal sind auch mehrere Bäume umgefallen, weil es lange geregnet hat und der Boden aufgeweicht war. Aber so etwas kommt ja zum Glück nur sehr selten vor.
Ich kann mir schon vorstellen, dass nicht unbedingt alle Fahrer von Lieferservices sich den Job ausgesucht haben, sondern dass es auch einige Menschen gibt, die in dem Moment vielleicht einfach keinen anderen Job gefunden haben. Aber trotzdem kann ich nun nicht unbedingt behaupten, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich bei schlechtem Wetter etwas zu essen bei einem Lieferdienst bestelle.
Ich mache mir bei einer Bestellung nicht unbedingt Gedanken um das Wetter, es ist also auch nicht so, dass ich hauptsächlich oder nur bei schlechtem Wetter etwas bestelle. Ich bestelle dann, wenn mir danach ist und beim Trinkgeld bleibe ich auch konstant und sicher gebe ich dann nicht mehr Trinkgeld, wenn es regnet. Die Fahrer sitzen doch im Auto im Trockenen und so wüsste ich auch nicht, warum ich ein schlechtes Gewissen haben sollte.
Bei mir ist es tatsächlich auch so, dass ich mir eher bei schlechtem Wetter Essen liefern lasse. Ich wohne in einer Stadt mit sehr vielen Essensmöglichkeiten, so dass ich eigentlich die freie Wahl habe, wenn ich raus gehe. In meiner Umgebung gibt es sehr viele verschiedene Restaurants. Wenn das Wetter gut ist, dann macht es mir rein gar nichts aus, schnell raus zu gehen und mir mein Essen vor Ort selbst abzuholen, wenn ich denn grundsätzlich Essen bestellen will. Oder ich esse direkt vor Ort.
Wenn es aber stürmt, regnet und extrem kalt ist, dann habe ich auch gar keine Lust, freiwillig raus zu gehen, wenn es denn nicht unbedingt sein muss. In solchen Fällen bestelle ich mir dann doch lieber etwas nach Hause. Offen gestanden habe ich dabei noch nie ein schlechtes Gewissen verspürt. Ich freue mich stattdessen, nicht selbst raus zu müssen.
Wer einen Job beim Lieferdienst annimmt, kann ja nicht damit rechnen, jeden Tag strahlenden Sonnenschein zu haben. Es ist ja so, dass die Lieferanten dann auch mal durch Regen oder Kälte raus müssen. Und gutes Wetter macht es ja auch nicht immer besser. Wenn sich die Leute bei über 30 Grad und praller Mittagssonne auf dem Fahrrad durch die Stadt strampeln müssen, ist das ja auch nicht angenehmer für sie. Aber da muss man nun einmal durch, wenn man einen solchen Job annimmt.
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