Schlechteres Gesundheitswesen durch Bürgerversicherung?

vom 27.11.2017, 05:51 Uhr

In einem anderen Beitrag schrieb ich schon, dass die SPD-Spitzenpolitiker eine GroKo nur dann in Erwägung ziehen (wollen), wenn die Union zustimmt, die Bürgerversicherung einzuführen und damit die private Krankenversicherung abzuschaffen. Kritiker sind allerdings der Meinung, dass so eine Bürgerversicherung eine qualitative Verschlechterung des deutschen Gesundheitswesens zur Folge hätte. Wie seht ihr das? Stimmt ihr diesen Kritikern zu oder seht ihr das komplett anders? Warum ist das so?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei ARD gab es vor einiger Zeit mal die Doku ''Kassen- oder Privatpatient - Wer ist besser dran?''. Dort wurde berichtet, wie Krankenkassenpatienten systematisch benachteiligt werden und welche Vorteile viele Privatpatienten erfahren. Wenn man eine Bürgerversicherung hätte, dann würde das meiner Meinung nach nur zu einer positiven Veränderung führen. Soweit ich weiß ist Deutschland das einzige EU-Land welches dieses duale System noch hatte. Andere Länder hatten es auch, sind aber längst davon abgewichen. Ein Beispiel ist Holland, hier gibt es schon seit Jahren keine Privatkassen mehr und die Situation hat sich auf jeden Fall verbessert.

Generell würde das dazu führen, dass die Kassen den Ärzten auch mehr zahlen müssten. Das ist in Holland passiert, müsste hier in Deutschland natürlich auch erfolgen. Viele Ärzte verdienen an den Kassenpatienten einfach zu wenig und sind deswegen so scharf auf die Privatpatienten. Diese würden dann aber auch in die Bürgerversicherung einzahlen, so dass generell mehr Geld zur Verfügung stünde. Meines Erachtens kann das nur zu einer Verbesserung führen, wenn man es denn vernünftig durchführt. Ich sehe keinen Sinn darin, wohlhabendere Menschen gezielt durch eine Privatversicherung besserzustellen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin, es tut mir leid, aber du plapperst unreflektiert irgendwelchen Kram nach. Ja, in den Niederlanden ist die Krankenversicherung billiger geworden. Aber das liegt weniger daran, dass alle in den gleichen Topf bezahlen. Der Effekt kommt durch massive Kürzungen der Leistungen zustande.

Du hast keine freie Arztwahl. Einen Facharzt siehst du fast nie. Frauen sehen drüben in der Regel erst mit über 40 zum ersten Mal einen Gynäkologen. Du hast keine freie Wahl bei Apotheken. Hoffentlich hast du gesunde Zähne. Wer es sich irgendwie leisten kann, versichert sich privat. Und ansonsten geht man als Selbstzahler, um sich Spitzenmedizin zu sichern, wenn man denn die Kohle hat. Die Zweiklassenmedizin ist dort verbreiteter als hier und Einkommensschwache erhalten weniger Leistungen. Sehr erstrebenswert, wirklich.

Übrigens verkalkulierst du dich heftig. Privatpatienten zahlen eher weniger in der gesetzlichen Krankenversicherung und bekommen Leistungen. Mehr Geld ist davon nicht da. Dafür fehlt die Querfinanzierung, die bisher die Ausstattung von Praxen und Krankenhäusern sichert. Dazu macht der fehlende höhere Standard das Streichen von Leistungen einfacher. Die Bürgerversicherung wird teurer. Und wer es sich leisten kann, versichert sich privat. Das vergrößert die Schere bei der Zweiklassenmedizin, siehe die Niederlande.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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