Schlechtere Berufschancen wegen Plagiats-Vermerk?
Der Bruder einer Bekannten hat zur Zeit Probleme mit der Uni. Bei einer Gruppenarbeit hat seine Kommilitonin offensichtlich plagiiert und das kam natürlich raus. Im Zeugnis wird auch stehen, dass er wegen Plagiat durchgefallen ist, wobei er jetzt aber negative Konsequenzen befürchtet, wenn er sich irgendwo bewerben muss.
Wie ist das eigentlich später im Berufsleben? Hat man automatisch schlechtere Berufschancen, wenn auf dem Zeugnis im Vermerk "Plagiat" steht? Oder sind andere Dinge bei Bewerbungsverfahren deutlich wichtiger für die Personaler?
Ich könnte mir schon vorstellen, dass das eine Rolle spielt. Immerhin sagt das über einen selber aus, dass man nicht so ganz ehrlich ist. Nun ist das aber sicherlich nicht weiter hinderlich, wenn man entsprechende Berufserfahrungen gesammelt hat und sich entsprechend weiterentwickelt hat im Berufsleben, als Ersteindruck wird das aber sicherlich nicht so gut ankommen. Vielleicht kann man das ja aber mit einem guten Witz überspielen, immerhin haben das ja auch einige berühmtere Personen gemacht.
Ramones hat geschrieben:Vielleicht kann man das ja aber mit einem guten Witz überspielen, immerhin haben das ja auch einige berühmtere Personen gemacht.
Was ist denn dass für eine Argumentation? "Berühmte Personen" haben auch schon ganz andere Sachen verbrochen, und die dürfen das, weil sie immerhin berühmt sind? Plagiate sind nichts weiter als Betrug, weil man fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes ausgibt, und genauso "schlimm" oder entschuldbar wie Diebstahl oder Betrug im Allgemeinen. Wenn jemand deine Oma um ihr Erspartes betrügt, kann der das dann auch mit einem guten Witz überspielen und alles ist wieder in Ordnung?
Sprich, ich kann mir schon vorstellen, dass bei Bewerbungen die eine oder andere Augenbraue hochgeht, wenn jemand wegen Plagiatsversuchen Ärger bekommen hat. Wenn der Rest der Bewerbung nicht absolut brillant ist (und dafür spricht nicht viel, wenn diejenige welche keine poplige Gruppenarbeit hinbekommt, ohne zu bescheißen) spricht doch einiges dafür, jemanden einzustellen, der vom Lebenslauf her auch passt und bei dem nicht schon im Zeugnis "bescheißt und lässt sich dabei erwischen" steht.
Man kann natürlich auch Glück haben und an Leute geraten, die derlei Aktionen als jugendliche Dummheit abtun, aber auch hier stellt sich die Frage, wieso man zwangsläufig jemandem einen Berufseinstieg bieten muss, der schriftlich vorweisen kann, dass die Person nicht die Hellste und unehrlich noch dazu ist.
Täubchen hat geschrieben:Der Bruder einer Bekannten hat zur Zeit Probleme mit der Uni. Bei einer Gruppenarbeit hat seine Kommilitonin offensichtlich plagiiert und das kam natürlich raus. Im Zeugnis wird auch stehen, dass er wegen Plagiat durchgefallen ist, wobei er jetzt aber negative Konsequenzen befürchtet, wenn er sich irgendwo bewerben muss.
Ich würde erstmal da ansetzten und jeden möglichen Weg gehen, um den Plagiatsverdacht von mir abzuwenden, immerhin hat ja scheinbar nicht er plagiiert, sondern seine Kommilitonin und da würde ich gegen angehen, mit welchem Mittel auch immer und koste es was es wolle. Da wäre mir egal ob ich eine Rechtsschutz hätte oder nicht, Anwalt einschalten, der sich mit sowas auskennt und alles versuchen, das der Verdacht von mir abfällt und ich mein Studium fortführen könnte.
Dafür würde ich mich auch verschulden, denn ein abgebrochenes Studium mit dem Vermerk Plagiatsvorwurf wird einen ein Lebenlang verfolgen, denn selbst wenn man irgendwann das Zeugnis vielleicht nicht mehr beilegt muss man doch immer wieder erklären, warum man das Studium nicht beendet hat. Ehrlich gesagt wird ihm dieser Vermerk viele Berufswege schließen, denn ein Plagiatsvorwurf ist ein Betrugsvorwurf und wer will denn bitte einen Betrüger einstellen? Genau das wird ihm bei Bewerbungen viele Steine in den Weg legen.
Steht das wirklich auf dem Zeugnis? Du schreibst ja einerseits, er sei durchgefallen und andererseits, dass er dennoch ein Zeugnis bekommt. Erhält man auch bei Studienabbruch ein Zeugnis? Ich dachte, man bekommt da nur eine Notenübersicht bzw. hat dann nur die letzte Notenübersicht vor dem Studienabbruch. Ich finde es als Strafe auch zu krass, dass man das Studium deswegen abbrechen muss, kann er das nicht einfach nochmal wiederholen, was er da in der Gruppe hätte machen müssen?
Gerbera hat geschrieben:(und dafür spricht nicht viel, wenn diejenige welche keine poplige Gruppenarbeit hinbekommt, ohne zu bescheißen
Er hat ja nicht selbst plagiiert, sondern es war der Schilderung nach eine andere Studentin aus der Gruppe. Da würde ich mich erstmal fragen, wie Starchild das auch anmerkt, ob man nicht irgendwie um den Vermerk herumkommt, wenn es eine andere Studentin war, die an der Gruppenleistung mitgewirkt hat. Das erscheint mir nicht fair, die gesamte Gruppe für das Fehlverhalten einer einzigen Person zu bestrafen.
Wenn es absolut nicht möglich ist, dass der Vermerk entfernt wird, dann würde ich das Zeugnis (was ja offenbar kein richtiges Zeugnis ist, wenn er das Studium nicht beendet hat, sondern das kann nur eine Notenübersicht sein) nicht für Bewerbungen verwenden. Wenn er beispielsweise im Masterstudium war und das "Problem" erst im Master auftauchte, dann würde ich das bereits vorhandene Bachelorzeugnis für Bewerbungen nutzen und verschweigen, dass ein Masterstudium abgebrochen wurde. Oder ich würde mich in ein ähnliches Fach einschreiben und weiter studieren.
Ich persönlich würde niemanden ablehnen, weil er plagiiert hat. Weil ich finde das nicht so wahnsinnig schlimm. Es ist für mich nicht damit vergleichbar, dass jemand eine Oma um ihr Geld betrügt, sondern es ist einfach ein wissenschaftlicher Fehler, aber kein Weltuntergang. Es wird halt nur, nachdem einige prominente Beispiele bekannt wurden, sehr streng untersucht und eben auch geahndet. Für mich ist das vergleichbar mit dem Abschreiben in der Schule - darf man nicht, aber nur weil es jemand macht, ist er kein von Grund auf schlechter Mensch. Und in dem Beispiel war ja noch nicht mal er selbst der Verursacher, sondern auch noch eine andere Person. Meistens reicht es doch schon, wenn man das, was man übernimmt, einfach als indirektes Zitat kennzeichnet und schon ist es kein Plagiat mehr. Und nur, weil das jemand nicht gemacht hat, soll de berufliche Zukunft hinüber sein?
Also ich würde das nirgends erwähnen. Ich würde versuchen, das löschen zu lassen, ggf. mit Hilfe eines Anwalts und wenn das nicht geht, was anderes studieren und wenn das auch nicht geht, würde ich es unter den Tisch fallen lassen und mir irgendeine Ausrede überlegen, warum man das Studium abgebrochen hat. Denn es wird wahrscheinlich schon bei den meisten schlecht ankommen.
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