Schlechte Beratung über schulische Wege nach Realschule
Meine Nichte hat letztes Jahr ihren Realschulabschluss gemacht. Sie hat dann zunächst eine Ausbildungsstelle gesucht, aber keine passende gefunden. Nun hat sie sich entschieden, sich für die Fachoberschule anzumelden. Heute war sie in ihrer alten Schule, weil sie dort noch etwas abholen musste und drei Lehrerinnen, darunter die Ko-Direktorin der Schule, haben behauptet, sie könne nicht auf die FOS gehen, weil sie ja ein Jahr Pause hatte.
Drei Lehrerinnen, die seit Jahren diesen Job ausüben, sind also der Meinung, man könne nur direkt von der Realschule auf die Fachoberschule wechseln. Die Voraussetzung zur FOS ist tatsächlich die Mittlere Reife, aber wann man die gemacht hat, ist doch vollkommen nebensächlich. Man kann erst eine Ausbildung beginnen, nach ein oder zwei Jahren abbrechen und dann trotzdem auf die FOS. Man kann auch Jahre später, mit 30 oder 40, auf die FOS gehen, wenn man das will.
Ich habe mich damals an den Beratungslehrer meiner Realschule gewandt, weil ich nach dem Abschluss gerne auf´s Gymnasium wechseln wollte. Der hatte auch absolut keine Ahnung. Als wäre ich die erste gewesen, die diese Idee hatte. Er meinte dann, ich müsste mich mit meinen Originalzeugnis bewerben und dürfte mich nirgendwo sonst bewerben. Hätte mich das Gymnasium nicht genommen, hätte ich keine Alternative gehabt.
Mein Mann hat auch erst Realschule gemacht und wollte auf´s Gymnasium. Die Direktorin seiner Schule hat gesagt, dass es diesen Weg nicht gäbe und er niemals Abitur machen könne. Er hat dann auf dem Arbeitsamt erfahren, dass es sehr wohl geht und hat sein Abitur auf einem landwirtschaftlichen Gymnasium gemacht.
Wie kann es sein, dass Lehrer in dem Bereich dermaßen fehl informiert sind? Warum beharren sie dann auch noch so auf ihren Fehlinformationen, anstatt an der richtigen Stelle mal nachzufragen? Habt ihr auch diese Erfahrung gemacht oder war die Beratung über weitere schulische Möglichkeiten an eurer Schule gut?
Meine Schulzeit ist ja schon ein paar Jährchen her, aber damals war bei uns in der Region allgemein bekannt, dass man mit einem Realschulabschluss mit Qualifikation auf das Gymnasium wechseln kann. Es hat allerdings kaum jemand versucht, weil fast jeder gescheitert ist.
Auf meinem Gymnasium hat kein einziger Realschüler sein Abitur geschafft. Damals war das gesamte Kollegium der Meinung, dass das nicht geht. Die Schüler wurden entsprechend kritisch beobachtet, eine Förderung gab es nicht.
Auf den anderen Gymnasien sah es nicht anders aus. Der Weg stand theoretisch offen, praktisch war er versperrt. Pro Jahr haben es höchstens 2 bis 4 Leute versucht. Die waren auch bestimmt nicht zu dumm, aber die Unterrichtsinhalte waren damals vollkommen anders und nicht angepasst.
Wer Abitur machen wollte, ging entweder auf ein Berufskolleg oder die Höhere Handelsschule und legte dort den schulischen Teil der Fachhochschulreife ab oder er machte eine Ausbildung und besuchte Abendkurse für die fehlenden Fächer.
So gab es zwar nur ein Fachabitur, aber das erreichte man wenigstens sehr sicher. Und unter bestimmten Voraussetzungen ist der Wechsel von der FH zur Uni möglich, wenn man das möchte. Der direkte Wechsel ist einfach verbaut gewesen.
Damals war das gesamte Kollegium der Meinung, dass das nicht geht. Die Schüler wurden entsprechend kritisch beobachtet, eine Förderung gab es nicht...Auf den anderen Gymnasien sah es nicht anders aus. Der Weg stand theoretisch offen, praktisch war er versperrt.
Das Gefühl hatte ich dabei auch immer. Dass das gar nicht gewollt war, dass man noch einen weiteren schulischen Abschluss erlangt. Ich war immerhin auf einem Gymnasium, das extra Klassen angeboten hat für Realschüler, aber von staatlicher Seite unterstützt war das auch nicht. Und besprochen wurde die Möglichkeit an der Realschule nie. Da ging es immer nur um Ausbildungen und das ist wohl auch genau das, wo Realschüler landen sollen.
Es gibt doch eigentlich im letzen Jahr beziehungsweise in der 9. Klasse Beratungen zu dem Thema, was man eben nach diesem Abschluss machen kann und da wird auch über die weitere Schulbildung geredet. Ich bin wirklich überrascht, dass das bei euch scheinbar nicht stattfindet. Selbst wenn man das aber nicht hat, kann man sich doch beim Arbeitsamt zu dem Thema beraten lassen, was eh Sinn macht, wenn man nichts findet.
Ramones hat geschrieben:Es gibt doch eigentlich im letzen Jahr beziehungsweise in der 9. Klasse Beratungen zu dem Thema, was man eben nach diesem Abschluss machen kann und da wird auch über die weitere Schulbildung geredet. Ich bin wirklich überrascht, dass das bei euch scheinbar nicht stattfindet.
Also auf meiner Realschule war der Schwerpunkt auch eher auf der Berufsberatung. Es wurden verschiedene Tests und Beratungen gemacht, mit dem einzigen Ziel und Zweck, dass man eine Ausbildung findet. Es war sogar einmal ein Berater vom Arbeitsamt da, um uns zu helfen unsere Stärken und Schwächen zu lokalisieren und sogar der riet ausschließlich zu Ausbildungsberufen und nicht für Weiterbildung in Form von Abitur oder Studium.
Ich bin eher überrascht, dass es bei dir scheinbar anders war, Ramones. Bei uns war es sogar so, dass nur beiläufig erwähnt wurde, dass man mit dem Q-Vermerk, den man nach der 10. Klasse bekommen kann, auch das Abitur machen kann. Es wurde aber beispielsweise nicht erwähnt, dass man das Abitur auch auf dem Berufskolleg oder der Gesamtschule machen kann. So zog es bei uns die allermeisten aufs Gymnasium, die keine Ausbildung machen wollten.
Wie das bei dem Konkurrenz-Gymnasium war weiß ich gar nicht. Aber bei unserem war das so, dass von der Realschule alle ein Jahr freiwillig wiederholt haben, weil es eben Probleme mit der Umstellung gab. Bei uns gab es aber auch Förderklassen, allerdings nur in der 11 und bei uns hießen sie "Angleichungskurse". Wir Realschüler hatten in Deutsch, Mathe und Englisch vier Stunden pro Woche Unterricht und die Gymnasiasten hatten nur 3 Stunden pro Fach. Aber so wirklich was gebracht hat diese eine Stunde mehr pro Woche auch nicht wie ich finde.
Auch ich fand die Beratung über die schulischen Wege nach der Realschule ziemlich schlecht, dort gab es auch schon einmal falsche Informationen. Bei einigen Gesprächen habe ich mich da auch quasi blamiert, weil ich gewisse Sachen nicht wusste und auch nicht in Anspruch genommen habe, was mich im Nachhinein richtig ärgert.
Mein Lebenslauf sieht nicht schlecht aus und ich habe gute Zeugnisse, aber ich wünsche mir irgendwie, dass ich noch mehr raus geholt hätte. Luft nach oben ist auch immer da und im Nachhinein betrachtet finde ich, dass die Lehrer genauso wenig Ahnung haben wie die Schüler.
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