Schimon Peres ist tot und Menschen jubeln, ist das normal?
Ich habe es natürlich durch die mediale Gesundheitsmeldung von Schimon Peres nicht anders erwartet, aber jetzt ist er wohl gestorben. Natürlich tut mir das jetzt leid für Familie und Hinterblieben, weil wir alle wissen,wie scheiße es sein kann, einen Menschen zu verlieren. Dazu muss ich ihn natürlich nicht persönlich kennen.
Doch mein erster Blick ging nach NTV auf FB, wo auch dieser Artikel zu finden war und entsprechende Kommentare. Man muss sich zunächst einmal die beliebten Emojis ansehen, wo eine ganze Vielzahl an arabisch stämmige Namen ein lachenden Smiley gepostet haben. In der Zwischenzeit sind die Kommentare antisemitisch, beglückwünschend, dass er "endlich" ins Gras gebissen habe usw.
Ich frage mich nun erstens, ob das langsam zur Normalität wird, dass auch der Antisemitismus hier wieder gefrönt wird, aber dagegen offenbar weniger getan wird, wie im Kampf gegen "Rechts" und "Links". Derweil frage ich mich auch, wie man die Kommentare überhaupt schreiben kann, sich freuen kann, weil er Israeli war usw. Das ist schon wirklich harter Tobak, was da teilweise steht.
Was meint Ihr denn? Ist es langsam wirklich normal, dass hier der Antisemitismus sogar öffentlich in FB keine Grenzen mehr kennt? Ist den Leuten egal, dass Polizei unter Umständen dafür Rügen verteilt? Was meint ihr, wieso Leute das tun?
Über das, was der Einzelne so als "normal" betrachtet lässt sich natürlich trefflich streiten, aber außergewöhnlich ist es ja nun nicht, dass Menschen im Internet ihrem Hass freien Lauf lassen. Es wird doch schon seit Jahren gefordert, dass härter durchgegriffen werden soll und die Doppelmoral von Facebook und Co., die harmlose entblößte Brüste böse findet und sofort löscht, es aber duldet, dass der Einsatz von Flammenwerfern gegen Flüchtlingskinder gefordert wird, wird auch seit langem immer wieder angeprangert.
Und es ist auch nichts Neues, dass ein gewisser Prozentsatz offen jubelt wenn ein ungeliebter Politiker gestorben ist und sich nicht an den Glauben hält, dass man über Tote nichts böses sagen darf. Weißt du, was in England abgegangen ist als Thatcher gestorben ist? "Ding dong, the witch is dead" ist in die Charts eingestiegen. Und das war kein Fall von schrägem englischem Humor sondern wirklicher Hass auf diese Frau, auch nach all den Jahren noch.
Viele dieser Kommentare dürften wohl von unseren Mitbürgern aus dem arabischen Raum stammen, wo der Hass auf Israel von Kindesbeinen an gelehrt wird. Aber so etwas will hier eben niemand hören. Der Kampf gegen Israel ist nahezu für alle arabischen Staaten Pflicht und nur weil die Leute nach Deutschland kommen, ändern sie ihre Meinung in dieser Beziehung nicht.
Das ist und bleibt natürlich ein heikles Thema, wenn man als Deutscher eine objektive Meinung dazu abgeben will. Sagt man etwas gegen Israel, dann ist man sofort angeblich ein Antisemit und einem wird das Dritte Reich vorgehalten. Ich sage mal so: Mir ist es kaum verständlich, warum ich der israelischen Politik mehr Aufmerksamkeit widmen soll als der Türkischen oder Jordanischen. Für mich sind das Staaten aus Nordafrika und für mich sind sie erstmal gleich weit weg oder nahe, je nachdem wie man es betrachtet. Aber wenn in Israel etwas passiert, dann sind die Deutschen Nachrichten voll davon. Damit fängt das Ungleichgewicht schon an.
Dann muss man einfach zugeben, dass die Israelis das Land den Arabern weggenommen haben, auch wenn man natürlich anführen kann, dass dies ja eigentlich die Alliierten waren, die den Staat Israel gegründet haben. Und das Argument, dass die Juden ja bereits vor zweitausend Jahren dort lebten und von den Römern oder wer weiß wen vertreiben wurde, das finde ich irgendwie, nun ja seltsam. Stell dir vor, es kämen nun die Wikinger aus Norwegen und schmeißen alle Deutschen raus und sagen, dass dies ja eigentlich Germania wäre. Oder die Neandertaler kämen zurück und würden den Homo Sapiens aus Europa schmeißen.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung ob dieser Schimon Peres gut oder schlecht war. Ich weiß nur, dass es unheimlich schwierig ist, wenn man den Staat Israel irgendwie kritisiert, wenn man Deutscher ist. Ich habe weder etwas gegen Juden als Religion, Volk oder Nation. Im Gegenteil, denn ich weiß, dass es gerade Juden waren, die die Wissenschaft in Europa nach vorne gebracht haben und dass es Juden waren, die die Kunst in Europa maßgeblich beeinflussten. Man denke nur an Einstein oder Freud.
Aber Israel ist ein Staat, und meiner Meinung nach ein gar nicht so demokratischer und liberaler wie ein westeuropäischer Staat. Das hat aber nichts mit Judentum zu tun, es ist eben ein Staat, den zu kritisieren man sich doch wohl trauen dürfte, auch als Deutscher.
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