Schaut ihr euch gerne Trachtenumzüge an?

vom 18.09.2022, 06:49 Uhr

Ich bin an diesem Wochenende in München und schaue mir gleich den großen Trachtenumzug zum gerade stattfindenden Oktoberfest an. Ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen, finde ihn aber immer wieder faszinierend, weil dort echte Trachten getragen werden. Wir hatten damals, als ich in München studierte, eine Frau aus Niederbayern bei uns zu Besuch, die beim Trachtenumzug mitgelaufen ist und uns ihre Goldhaube gezeigt hat, die sie selber in monatelanger Arbeit hergestellt hatte. Das fand ich sehr faszinierend.

Schaut ihr euch auch gerne Trachtenumzüge an? Was fasziniert euch daran? Ich kann gar nicht so genau sagen, was ich daran interessant finde. Vielleicht versuche ich, Gefühle von damaligen Zeiten nachzuempfinden und Verknüpfungen zu heute zu finden. Vielleicht vergleiche ich die Trachten der unterschiedlichen Regionen und finde Gemeinsamkeiten, die etwas über die allgemeine menschliche Natur, wie Agatha Christie so schön sagt, herauszufinden. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die Ästhetik besonders der weiblichen Kleidung, die ich genieße.

Welche Trachtenumzüge habt ihr euch schon angeschaut? Besitzt und tragt ihr selber echte Trachten? Besitzt ihr trachtenähnliche Modekleidung, die ja auch sehr schön sein kann.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Trachten interessieren mich eigentlich nicht groß. Ich kann zwar nachvollziehen, dass man Freude daran hat, Traditionen am Leben zu halten, aber trotzdem ist nicht zu leugnen, dass die Zeiten an sich vorbei sind, wenn sie denn jemals in der Form stattgefunden haben. Man braucht ja nicht zu glauben, dass "früher" Hinz und Kunz in der Goldhaube den Garten umgegraben haben. Gerade "Sonntagstrachten" waren ein Privileg der Reichen, die damit zeigen konnten, wie viel Tagwerk und Stück Vieh ihren Wohlstand ermöglichten. Und "Werktagstracht" war einfach nur Arbeitskleidung, robust und schmucklos.

Mir fällt es daher schwer, romantische oder nostalgische Gefühle für die Kleidung zu entwickeln, mit der der Huberbauer irgendwann im Biedermeier angegeben hat oder in die seine Tochter gepresst wurde, damit jeder beim Kirchgang sehen konnte: Auweh, die is a ganz a guade Partie!

Und die überwältigende Mehrheit der "trachtenähnlichen Oberbekleidung", die man zu Wiesn-Zeiten an jeder Ecke sieht, sieht zwar oft recht fesch und adrett aus, aber ist auch nichts anderes als eine Faschingsverkleidung. "Tracht" ist das, was man rund ums Jahr "trägt", nicht was man für irgendwelche Besäufnisse zur Deko überwirft.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Obwohl ich gebürtiger Bayer bin und seit langem in München wohne, habe ich eigentlich kein Interesse an Trachten. Ich bin damit auch gar nicht aufgewachsen, weil diese Tradition in meiner Herkunftsregion in Niederbayern eigentlich nur von speziellen Trachtenvereinen gepflegt wurde, zu denen meine Familie eigentlich keinen Bezug hatte. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass zu meiner Kindheit irgendwer in Tracht herumgelaufen wäre (außer zu besonderen Anlässen vielleicht). Aus meiner Sicht ist das ein Hobby, das man haben kann, aber nicht automatisch allein aufgrund der Herkunft pflegt.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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