Schächten von Opfertieren mit Betäubung weniger schlimm?

vom 30.09.2016, 10:12 Uhr

Ich habe bei uns in der Zeitung gelesen, dass in der Region Schächten ohne vorherige Betäubung des Tieres, nicht erlaubt ist. So steht auch im Tierschutzgesetz. Eine Ausnahme wird in unserer Region bisher nicht erteilt und wird dies auch zukünftig nicht.

Bei der Betäubung soll es sich um eine Elektrobetäubung handeln, die das Tier jedoch nicht tötet. Da das Herz weiter schlägt, kann es auch ausgeblutet werden. Beim Schächten ohne Betäubung kann es zu viel Leid für die Tiere kommen, da diese natürlich Schmerzen, Atemnot und auch Todesangst bei den Tieren auslösen.

Ich muss sagen, dass ich komplett gegen Schächten bin und dafür bin, dass dies am besten ganz verboten wird. In dem Artikel wurde auch nicht gesagt, wie genau diese Elektrobetäubung funktioniert und ich frage mich, ob das nicht nur eine weitere Quälerei für die Tiere ist. Meint ihr, dass so eine Schächtung durch eine Elektrobetäubung weniger schlimm für die Tiere ist? Oder findet ihr generell, dass diese Art der Schlachtung komplett verboten werden sollte?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wo liegt denn deiner Meinung nach der Unterschied zwischen dem Tod eines betäubten Tieres beim Schächten und einer "humanen Schlachtung nach westeuropäischem Standard"? In beiden Fällen wird die Halsschlagader eröffnet und das Tier verblutet und stirbt dann eben.

Auch bei unseren Schlachttieren hier schlägt das Herz weiter bis es ziemlich ausgeblutet ist. Wenn die Tiere betäubt sind, gibt es nur einen einzigen Unterschied. Wir stechen gezielt in die Ader, beim Schächten gibt es einen großen Schnitt, der auch die Luftröhre durchtrennt.

Das macht beim betäubten Tier aber keinen wirklichen Unterschied. Wenn du das Schächten mit Betäubung verbieten möchtest, dann musst du auch die Schließung aller Schlachthöfe in Europa fordern. Denn dort bluten die betäubten Tiere ebenso aus. Was glaubst du denn, wie Tiere hier bei uns sterben?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kann es auch nicht so nachvollziehen, denn immerhin wird mit der Betäubung auch nichts anders gemacht als auf dem Schlachthof. Cooper hat es dir schon sehr bildlich beschrieben und einen wirklichen unterschied macht es auch nicht mehr, oder denkst du die Kuh wird hier ebenfalls vorher getötet und nicht nur betäubt bevor der Schnitt kommt?

So oder so ist eine Betäubung ethischer für das Tier, wie auch für einen Menschen. Denn ansonsten könnte man genauso Operationen komplett ohne alles am Menschen durchführen und dann würde aber auch ein Aufschrei kommen. Schlimm finde ich es nicht wenn sich an die Regeln gehalten wird, nur wenn auf die Betäubung verzichtet wird, dann sind wir halt in einem anderen Bereich. So stellt es für mich nichts weiteres dar, als eine normale Schlachtung wie sie auch auf dem Schlachthof durchgeführt wird, obwohl die Schnitte sich unterscheiden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich halte auch Schächten ohne Betäubung nicht für sonderlich schlimm. Das Tier wird doch einfach nur bewusstlos, wenn es zu viel Blut verliert und stirbt dann. Jedenfalls finde ich das angenehmer als das Massentöten in einer Fabrik.

Und mal ehrlich: Der Mensch tötet seit Millionen von Jahren Tiere auf diese Art. Ich habe es im Ausland selbst schon erlebt, dass Hühner so getötet wurden. Aus meiner Sicht war das kein großes Leid.

Außerdem töten sich viele Selbstmörder doch indem sie sich die Pulsadern aufschneiden. Die verbluten dann auch. Wäre das so grausam dann würden sie sich lieber erhängen oder erschießen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sternenbande, du verkennst da so einiges. Ein nicht betäubtes Tier erlebt den Schmerz des Schnitts und der ist heftig und hört nicht auf, bevor eine tiefe Bewusstlosigkeit eintritt. Nur bis die wirklich da ist, das dauert. Untersuchungen muslimischer Wissenschaftler zeigen, dass es bei Rindern im Idealfall rund vier Minuten dauert, bis das Tier empfindungslos ist. Häufig dauert es doppelt so lange, bis zu fünfzehn Minuten sind möglich. Dieser Todeskampf ist nichts, was man ansatzweise befürworten sollte.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


In dem Artikel wurde auch nicht gesagt, wie genau diese Elektrobetäubung funktioniert und ich frage mich, ob das nicht nur eine weitere Quälerei für die Tiere ist.

Damit ist, denke ich, einfach ein Bolzenschußgerät gemeint. Das Teil schießt mit Hochdruck einen Bolzen ins Gehirn, so dass das Tier nichts mehr spürt - wenn er denn richtig angesetzt wurde. Das wird auch in nicht-halal-Schlachthäusern so gemacht.

In dem Film "Earthlings'' wurde die Schächtung einer Kuh gezeigt. Ich meine mich zu erinnern, dass dies nach jüdischen Vorgaben geschah. Keine Ahnung, ob es nach muslimischen anders verläuft. Die Kuh musste zum Ausbluten in die Rückenlage. Man kennt das ja, dass Ziegen zum Ausbluten an einen Ast gehängt werden.

Nun mit einer so riesigen Kuh ist das wesentlich schwieriger. Der Schlachthof hatte dafür eine "Drehmaschine". Die Kuh hatte panische Angst! Ich würde es ihnen von Herzen gönnen, wenn sie wenigstens vorher betäubt würden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nein, eine Elektrobetäubung ist tatsächlich eine Betäubung mit Strom. Bei größeren Tieren wie Schweinen oder Schafen und Ziegen benutzt man eine Elektrozange. Kleinere Tiere wie Geflügel werden in die Haken eingehängt und fahren über ein Wasserbad, das unter Strom steht.

Da Nerven über elektrische Impulse Reize weiterleiten, setzt der Stromschlag das Hirn außer Funktion. Die Betäubung ist sicherer als beim Bolzenschuss, weil man nicht so genau treffen muss. Außerdem ist es stressfreier, weil man das Tier nicht fixieren muss.

Anders ist es bei großen Tieren wie Rind oder Pferd. Die muss man wegen der Gefahr für den Mitarbeiter fixieren. Außerdem ist der Knochen dicker und das Hirn größer. Da ist der korrekt gesetzte Bolzenschuss die bessere Wahl. Strom wäre da sehr schmerzhaft und würde länger dauern.

Wobei das alles nicht narrensicher ist. Etwa bei 200.000 Rindern ist ein zweiter Schuss nötig. Auch Schweine bluten nicht immer korrekt aus und erlangen zumindest teilweise das Bewusstsein wieder. Das erkennt man gut an einer gebrühten Lunge. Dann haben die armen Viecher im Brühbad eingeatmet.

Ganz moderne Schlachthöfe vermeiden so etwas mit entsprechender Kontrolle. Dort wird beispielsweise jedes Schwein vor dem Ausbluten und danach gewogen, um den nötigen Blutentzug für den sicheren Tod zu kontrollieren. Außerdem prüft ein nicht beim Unternehmen angestellter Mitarbeiter die Reflexe jedes Tieres und hält bei Bedarf die gesamte Produktion an.

Das passiert mehrmals pro Tag. Aber nur die größten und modernsten Schlachthöfe leisten das. Anderen fehlen die Mittel. Wobei die Qualität der Schlachtung nicht allein von der Größe der Betriebe abhängig ist. Wer gutes Personal beschäftigt, unbefristete Verträge und einen festen Stundenlohn anbietet statt Akkord, der liefert meist auch in kleinen und mittleren Betrieben sehr gute Arbeit ab.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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