Schadet die Rente mit 63 Jahren der Wirtschaft?

vom 22.05.2015, 10:25 Uhr

Viele Unternehmen haben über die angeblich so hohen Kosten der Rente mit 63 gewettert und auch den Wegfall von Arbeitskräften beklagt.

Dabei gehen bisher gerade mal 20 Prozent aller Arbeitnehmer mit einem Vollzeitjob direkt in die die Altersrente mit 65 und mit der Rente mit 67 dürfte ich das Problem noch verstärken. Ab dem 60ten Lebensjahr regeneriert sich der Körper nämlich nicht mehr und daran wird auch der medizinische Fortschritt nichts ändern können.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch wenn die Statistik ein anderes Bild zeichnet ist es doch eine Tatsache, dass wichtige Fachkräfte nun früher in Rente gehen und damit dem Unternehmen fehlen. Durch die kurzfristige Umstellung der Regelungen fallen nun häufig auch Leute weg, mit denen man eigentlich noch ein paar Jahre geplant hatte. Da ist es oft schwer, geeigneten Ersatz zu finden und den auch noch rechtzeitig einzulernen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@ weasel: Gibt es dafür auch Beweise oder plapperst du einfach nur irgendetwas nach, was du mal irgendwo gehört hast. Wenn diejenige Person durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall krank wird, was in dem Alter schon mal vorkommen soll, muss das Unternehmen auch ohne denjenigen Arbeitnehmer weiter planen. Und wer in diesem Alter nicht mehr mitkommt, wird auch anderswo keine Stellung finden. Da hält sich mein Mitleid mit den armen Arbeitgebern in Grenzen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann dir keine Beweise liefern, sondern nur das berichten, was ich selbst erlebt habe. Das sind natürlich nur Einzelfälle, aber ich habe ja auch nie behauptet, dass die große Masse der Arbeitnehmer gesuchte Fachkräfte sind.

Wenn eine wichtige Fachkraft durch Krankheit oder gar Tod weg fällt, ist das natürlich auch eine Belastung für das Unternehmen. Das lässt sich allerdings meistens leider nicht vermeiden. Wenn du gefragt hättest, ob die Neuregelung mehr schadet als ungeplante Krankheiten oder Tod, hätte ich vermutlich auch mit "nein" geantwortet.

Dass eine Menge angehender Rentner von dieser Regelung profitieren, steht auch außer Frage. Aber trotzdem entsteht der Wirtschaft auch einen Schaden. Das liegt gerade eben daran, dass unter den wenigen, die so lange durchhalten, ja viele gefragte Fachkräfte sind. Andere werden ja auch oft früher "aussortiert". Die körperliche Leistungsfähigkeit ist übrigens auch weniger ein Argument, weil Fachkräfte ja selten harte körperliche Arbeit leisten müssen.

Man muss auch kein Mitleid mit den Unternehmen haben, um festzustellen, dass ihnen ein Schaden entsteht. Man kann das auch rein sachlich betrachten.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Rein sachlich betrachtet habe ich immer noch keine Fakten gehört, sondern nur plumpe Stimmungsmache, die jeder ablassen kann. Gibt es etwa keine konkreten Zahlen für den Schaden? Hat sich den die Wirtschaft nur ausgedacht? Gibt es diesen Schaden überhaupt?

Mein persönlicher Eindruck ist, dass hier viel Geschrei um nichts gemacht wird, während die Wahrheit unterdrückt wird. Es gibt diesen Schaden nämlich überhaupt nicht. In Wahrheit ist es sogar umgekehrt, dass viele ältere Arbeitnehmer durch Hartz IV noch zwangsenteignet werden.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also du möchtest bestreiten, dass es eine Tatsache ist, dass es dringend benötigte Fachkräfte gibt, die über 60 sind? Auf welcher Basis beruht diese Ansicht? Du möchtest bestreiten, dass einem Unternehmen ein Schaden entstehen kann, wenn eine Fachkraft weg fällt? Ich dachte eigentlich, dass es als allgemein anerkannt gilt, dass man Fachkräfte intensiv einlernen muss, was einem Betrieb natürlich auch Geld kostet. Zumindest kurzfristig kann so erst einmal ein Schaden entstehen.

Ob man den Schaden überhaupt beziffern kann und ob er wirklich hoch ausfällt, ist eine andere Frage. Allerdings war die Ausgangsfrage ob es einen Schaden gibt und nicht wie hoch der ausfällt.

Natürlich gibt es auch den anderen Weg, dass Geld gespart wird, weil man teure untaugliche Leute durch motivierte, gut ausgebildete, junge Kräfte ersetzt. Wenn man das dagegen rechnet, könnte es natürlich schon theoretisch sein, dass die Nettobilanz für die Unternehmen positiv ausfällt. Aber ich möchte jetzt nicht pauschal älteren Leuten Unfähigkeit oder geringer Produktivität vorwerfen, sondern bin erst einmal vom umgekehrten Fall ausgegangen. Außerdem war auch erst einmal gefragt, ob ein Schaden entsteht und nicht ob der durch andere Effekte wieder ausgeglichen wird.

Einen großen Aufschrei habe ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht wahrgenommen. Vielleicht gibt es hin und wieder Stimmen von Leuten, die wirklich einen direkten Schaden haben. Diejenigen, die davon profitieren würden, melden sich natürlich eher weniger zu Wort. Von daher verstehe ich auch deine ganze Aufregung über das Thema nicht.

Und was das ganze Thema wieder mit Hartz-IV und dessen Regelungen zu tun hat, verstehe ich nun gar nicht. Von einer Enteignung von Hartz-IV-Empfängern profitieren erst einmal alle anderen, die sonst die Kosten für die Sozialleistungen übernehmen müssten. Aber da geht es wohl wieder um dein persönliches Problem, das du in fast jedem Beitrag durchscheinen lässt, aber nie wirklich direkt ansprichst.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zahlen muss man immer hinterfragen. Was nutzt es einem zu wissen, dass nur 20 Prozent der Erwerbstätigen tatsächlich Vollzeit bis zum 65 oder gar 67. Lebensjahr arbeiten um deine Frage zu beantworten? Dazu müsste man ja erstmal wissen, was für eine Gruppe Erwerbstätiger diese 20 Prozent repräsentieren.

Wenn man davon ausgeht, dass wie du es selber schon gesagt hast, man körperlich mit über 60 Jahren nicht mehr so fit ist wie in jungen Jahren, dann wird sich das ja in erster Linie auch auf solche Jobs auswirken, die vor allem körperliche Leistungsfähigkeit verlangen. Mit 60 sind also überwiegend nicht die Fachkräfte am Ende ihrer Leistungsfähigkeit, sondern die einfachen Arbeiter, also Handwerker, Fabrikarbeiter, Maurer usw. Dass diese Menschen eher selten Vollzeit bis zum 65.Lebensjahr arbeiten ist da relativ logisch.

Auf der anderen Seite glaube ich aber auch, dass die Rente mit 63 eher weniger direkten Schaden anrichtet. Das Problem liegt ja eher bei den Fachkräften und hier kann man zum Beispiel die ganzen Studierten schon mal weglassen. Diese schaffen es ja überwiegend sowieso nicht durch ihren späten Arbeitseinstieg die Voraussetzungen für die abzugsfreie Rente mit 63 Jahren. Also werden diese wohl eher sowieso früher in Rente gehen, wenn sie es wollen, da sie Abschläge eh hinnehmen müssen.

So ganz grundsätzlich halte ich von der ganzen Rente mit 63 eh nicht viel, aber das steht ja auf einem anderen Blatt. Das Problem denke ich liegt eh eher darin, dass viele Arbeitnehmer aus welchen Gründen auch immer, früher in Rente gehen, als sie es eigentlich sollten und dadurch brechen Fachkräfte weg. Aber ich denke, dass dieser Schaden so oder so entsteht und man sich da lieber darum kümmern sollte, dass der Großteil der Erwerbstätigen, Fachkräfte hin oder her, es schaffen sollte auch wirklich bis zum richtigen Renteneintrittsalter arbeiten sollte.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



@Weasel Wie kommst du darauf, dass Fachkräfte keine schwere körperliche Arbeit leisten? Die Fachkraft fängt dort an, wo ein Arbeitnehmer nach dem Schulabschluss noch einen weiteren, berufsqualifizierenden Berufsabschluss abgelegt hat. Per Definition sind auch Maurer, Elektriker, Dreher, Dachdecker, Verkäuferinnen und so weiter Fachkräfte.

Und die Rente mit 63 betrifft doch genau solche Fachkräfte. Denn die 45 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung, die für die Rente mit 63 benötigt werden, erreichen Menschen mit einem Studium eher nicht. Es fallen also in erster Linie Menschen mit typischen Ausbildungsberufen früher weg.

Aber wie viele Altenpfleger schaffen den Job mit 63 noch? Wie viele Bauklempner oder Installateure sind mit 63 körperlich noch voll einsatzfähig? Auch Dreher und CNC-Fräsern ist die Gesundheit und die Belastbarkeit meist nicht mehr so hoch. Akademiker haben doch viel seltener Zugang zur Rente mit 63, weil sie eben nicht auf die nötigen Beitragsjahre kommen. Und bei den aktuellen Mangelberufen finden sich nur sehr wenige Jobs, die Menschen, die seit 45 Jahren hart körperlich schuften, noch mal eben ausüben können.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@cooper75: Ich habe hier meine Definition einer Fachkraft im Zusammenhang dieses Themas beschrieben. Das ist wohl nicht deutlich genug herüber gekommen. Eine allgemeingültige Definition einer Fachkraft gibt es meistens nicht. In manchen Definitionen werden darunter eher Akademiker gesehen, in anderen werden auch Facharbeiter und Handwerker einbezogen. Das hängt immer sehr stark vom Zusammenhang ab.

Ich meinte bei meinen Aussagen eher die erste Definition. Ein guter Arbeiter ist sicherlich sehr wertvoll, aber es ist doch eher selten, dass er Spezialkenntnisse besitzt, die niemand anderer besitzt. Bei akademischen Berufen kommt es da schon mal eher vor, dass jemand Kenntnisse besitzt, mit denen er einer Firma teilweise Millionensummen sparen (oder erwirtschaften) kann. Das gilt auch für Vertriebsmitarbeiter, mit dessen persönlichen Kontakten auch mal ein Millionenauftrag entschieden wird. Bei Altenpflegern, Klempnern und Installateuren wird man selten über solche Summen reden.

Auf der einen Seite gibt es Berufe, die körperlich sehr anspruchsvoll sind, auf der anderen Seite ist ein Job, der psychisch anstrengend ist, genauso schlimm. Das Problem wird aber wohl in beiden Fällen kaum dadurch gelöst, dass man die Leute zwei Jahre früher in Rente schickt. Der Schaden ist schließlich über Jahrzehnte entstanden, er zeigt sich nur erst in den letzten Jahren.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Und noch einmal die Frage: Wie soll das, was du als Fachkraft definierst, überhaupt die Voraussetzungen für die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren erfüllen? Die Menschen, die du meinst, erfüllen doch die Voraussetzungen gar nicht, weil die Zeiten der Ausbildung zu lang sind.

Und wenn du dich nach der Definition des Arbeitsministeriums richtest, dann betrifft die Rente mit 63 in erster Linie Menschen, die sowieso ziemlich am Ende sind. Denn die haben die notwendigen Beitragszeiten gesammelt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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