Sagt unser Essverhalten etwas über die Persönlichkeit aus?

vom 11.08.2016, 17:03 Uhr

Laut der Essverhaltensforscherin Juliet Boghossian sagt schon alleine die Art und Weise, wie wir unser Essen auf dem Teller platzieren viel über uns aus. So könne man bei vielen Menschen beobachten, dass sie sich den Platz auf ihrem Teller immer genau einteilen. Jede Essengruppe bekommt ihren eigenen Platz auf dem Teller, sodass ungefähr alle gleich aufgeteilt sind. Daraus ließe sich interpretieren man sei diszipliniert und könne sich selbst gut einschätzen.

Derjenige, der auf seinem Teller alles miteinander vermischt, soll hingegen multi-tastingfähig sein und gerne neue Dinge ausprobieren wollen. Wer hingegen lieber aus Schüsseln, als vom Teller isst, soll eine offene Art haben sowie bei Entscheidungen bevorzugt auf sein Herz hören. Weiterhin soll derjenige, der gerne das Essen von anderen Tellern klaut, in Beziehungen besonders liebevoll sein und viel Wert auf enge Bindungen legen, weshalb es ihm oft schwer falle Grenzen zu akzeptieren. Im Bezug auf Freunde sei er sehr großzügig und erwarte dies im Gegenzug auch von ihnen.

Natürlich waren in dem betreffenden Artikel zu dem Thema noch weitere Beispiele genannt, jedoch möchte ich es hier bei den schon genannten belassen. Der Punkt ist der, glaubt ihr tatsächlich unser Essverhalten gibt uns einen Einblick in unsere Persönlichkeit? Dies würde ja bedeuten, der Spruch "du bist was du isst" läge gewissermaßen nicht völlig daneben,

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das kann ich nicht wirklich bestätigen. Ich kann mich eigentlich zu keiner Gruppe zählen, denn es kommt auf das Gericht drauf an. Eine Suppe esse ich auch lieber aus einer Schüssel als von einem Teller, bei Spaghetti Bolognese vermische ich alles miteinander und bei anderen Gerichten bleiben die Sachen getrennt. Bin ich nun also eine gespaltene Persönlichkeit weil es je nach dem Gericht variiert? Ich denke mal nicht und so wird es wohl auch vielen anderen gehen die für bestimmte Gerichte speziellere Vorlieben beim Geschirr und auch bei der Essweise haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wie kamen diese Aussagen überhaupt zustande? Für mich wäre das nur dann in Ansätzen nachvollziehbar wenn man seine Probanden immer alle das gleiche essen lässt und feststellt, dass sie sich trotz gleichem Essen unterschiedlich verhalten. Bei vielen Gerichten wüsste ich nicht, wie das technisch möglich sein sollte - wer würde schon die Spaghetti neben der Bolognesesauce und neben dem Parmesan auf seinem Teller platzieren? - aber man könnte sich ja theoretisch für Gerichte entscheiden, bei denen diese Möglichkeiten bestehen würden.

Des weiteren müssten man seine Probanden wahrscheinlich jeweils einzeln setzen, denn wenn man mit anderen zusammen isst tendiert man ja schon dazu es denn anderen gleich zu tun. Wenn ich mir für mein Wokgemüse mit Reis Schüsselchen und Stäbchen hole wird ein Mitesser auch eher dazu greifen und nicht zum Teller, Messer und Gabel. Wenn er alleine wäre würde er das aber vielleicht machen, aus reiner Gewohnheit und weil er selten asiatisch kocht und nicht an die Stäbchen in der Schublade denkt.

Gewohnheit und Erziehung sind wahrscheinlich eh am wichtigsten bei den Essgewohnheiten. Ich habe zum Beispiel mal jemanden gekannt, der Spaghetti durchgeschnitten hat. Warum? Weil man das bei ihm zu Hause halt auch so gemacht hat.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke, man hat die Leute einfach befragt, wie häufig sie dieses oder jenes Verhalten beim Essen aufweisen und dann im Fragebogen gibt es meistens Stufen von selten bis immer und dann kommt noch ein Persönlichkeitsfragebogen dazu und das wird dann korreliert. Die Leute zum Probeessen einzuladen wäre ja viel zu aufwändig.

Ich klaue gerne von anderen Tellern, auf mich trifft die Einschätzung auch zu, aber auch bei den anderen Einschätzungen finde ich mich durchaus wieder. Das kann man vielleicht nicht alles so klar unterscheiden. Ich esse auch gern aus Töpfen, aber eher aus Bequemlichkeit, weil ich dann denke, man muss doch keinen Teller einsauen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass man Menschen anhand ihres Essverhaltens so in Kategorien einteilen und von ihrer Persönlichkeitsstruktur her analysieren kann. Gerade bei meinem eigenen Essverhalten fällt mir beim Lesen deines Posts nämlich auf, dass ich je nach Situation eigentlich fast jede der beschriebenen Verhaltensweisen schon mehrmals an den Tag gelegt habe und mich im Prinzip in jeder Form darin wiedererkenne.

Wenn ich zuhause privat koche und das Essen auf einem Teller anrichte, dann hat alles seinen zugewiesenen Platz, da mir die Optik bei meinen Eigenkreationen schon relativ wichtig ist und ich gerne den Überblick habe, wie viel Hauptspeise, Beilage, Salat und Soße ich in welchem Verhältnis auf den Teller gebe. Esse ich von einem Buffet mit unterschiedlicher Salat-, Soßen- und Fleischauswahl, dann kommt es aber auch schon mal vor, dass ich die Komponenten untereinander mische und verpansche, um neue Geschmackseindrücke zu bekommen und zu testen, was womit am besten zusammenpasst. Im häuslichen Rahmen nasche ich oft aus angebrochenen Packungen, Gläsern und Schüsseln, ohne mir dafür extra einen Teller zu nehmen, wohingegen ich in der Öffentlichkeit natürlich immer ein Gedeck und Besteck benutze; und von meinem Partner und meinen Freunden mopse ich zwar gerne mal den ein oder anderen Happen, aber nur mit Erlaubnis und Ankündigung.

Was das jetzt über mich aussagt und wie viel Bedeutung man dem ganzen wirklich beimessen kann, weiß ich nicht. Ich sehe mich durchaus als diszipliniert an, aber ich habe manchmal auch eine offene Art an mir, wobei ich eher kopf- als herzgesteuert bin. Auch würde ich mich durchaus als liebevoll und großzügig bezeichnen, jedoch keineswegs als richtig multitasking-fähig. Insofern glaube ich, dass es mit dieser Essensanalyse wie mit allen anderen Persönlichkeits- und Charaktertests ist: wenn man an solche Dinge glaubt und sich darauf einlassen kann und will, dann findet man sicherlich immer eine Interpretation, die mehr oder weniger auf einen passt. Ich bin jedoch der Meinung, dass das eher eine Sache der Auslegung und Formulierung ist und dass diese bei solchen Angelegenheiten generell so frei und inkonkret gehalten sind, dass der Interpretationsspielraum absichtlich groß gehalten wird.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Das klingt ja mal wieder putzig und naiv, aber nicht gerade nach ernst zu nehmender Forschung. :lol: Beispielsweise werden die unterschiedlichen Essgewohnheiten in verschiedenen Kulturen ja gar nicht berücksichtigt, sondern anscheinend nur das Standard-Essen in der westlichen Welt, an einem Tisch, im Sitzen, mit Besteck, und es gibt Fleisch und Beilagen.

Engstirniger geht es wohl gar nicht mehr. Demnach müssten also beispielsweise die Japaner besonders offen und emotional sein, weil diese wie viele Asiaten viel aus Schüsseln essen. Diese Logik tut ja körperlich weh. Und wenn es jemand lustig findet, Essen von meinem Teller zu klauen, denke ich mir auch nicht, dass es sich hier um einen liebevollen und großzügigen Menschen handelt, sondern eher, dass die Gestalt ganz miese Tischmanieren hat und gleich eins auf die Pfoten bekommt. Man kann ja fragen, ob man probieren darf, aber Essen vom Teller klauen ist auf einmal ein Anzeichen, dass man total lieb und nett ist?

Ich könnte mir eher vorstellen, dass es zumindest in der westlichen Welt möglich ist, aus der Wahl der konsumierten Lebensmittel auf Charaktereigenschaften wie Selbstdisziplin, leichte Beeinflussbarkeit oder Ähnliches zu schließen, aber das heißt ja nicht, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung diese oder jene Persönlichkeit haben muss, weil sie froh sein muss, auch dieses Jahr nicht zu verhungern. :roll:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich könnte mir eher vorstellen, dass es zumindest in der westlichen Welt möglich ist, aus der Wahl der konsumierten Lebensmittel auf Charaktereigenschaften wie Selbstdisziplin, leichte Beeinflussbarkeit oder Ähnliches zu schließen, aber das heißt ja nicht, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung diese oder jene Persönlichkeit haben muss, weil sie froh sein muss, auch dieses Jahr nicht zu verhungern.

Es ist in der Forschung immer so, dass man nur einzelne Teilbereiche oder einzelne Bevölkerungsgruppen untersuchen kann. Bei meiner Forschung untersuche ich auch nur Deutsche. Natürlich können die Zusammenhänge dann in anderen Kulturen anders sein. Das weiß man nicht. Aber den Anspruch, international gültige Erkenntnisse zu liefern, hat man dann auch nicht.

Genauso wird es bei dieser Studie hier sein. Die wird nicht den Anspruch haben, auch für Asiaten oder Afrikaner zu gelten. Sie gilt nur für die untersuchte Kultur. Und wenn man das weiter treiben möchte, dann müsste es irgendwann in anderen Kulturkreisen ähnliche Untersuchungen geben und die werden dann in einer Metaanalyse verglichen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Kami hat geschrieben:Weiterhin soll derjenige, der gerne das Essen von anderen Tellern klaut, in Beziehungen besonders liebevoll sein und viel Wert auf enge Bindungen legen, weshalb es ihm oft schwer falle Grenzen zu akzeptieren.

Das ist der einzige Satz, wo ich mir auch nur ansatzweise vorstellen kann, dass da was dran ist. Mein Freund ist zum Beispiel so einer. Er klaut gerne ungefragt das Essen von anderen Tellern, er testet sehr gerne Grenzen aus und geht auch mal gerne zu weit. Ihm fällt es wirklich extrem schwer, Grenzen zu akzeptieren, was man in meinen Augen auch am Essverhalten sehen kann. Auch ist er sehr anhänglich und legt sehr viel Wert auf enge Bindungen. Wenn er nicht ganz genau wüsste, dass ich regelmäßig Freiraum brauche, weil ich sonst durchdrehe, würde er mir Tag und Nacht am Hintern kleben, von Nähe kriegt er wirklich nie genug. :lol:

Ansonsten halte ich die anderen Sachen, die du da aufgezählt hast, für ausgemachten Schwachsinn. Gerade bei Spaghetti mische ich auch alles auf meinem Teller. Suppen esse ich aus Schüsseln. Bin ich jetzt besonders weltoffen, nur weil ich Suppen aus Schüsseln esse? Es macht doch gar keinen Sinn, Suppen von Frühstücksbrettchen zu löffeln. :lol:

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich schaue mir bei Artikeln, die auf irgendwelche Studien verweisen, ja immer gerne die eigentlichen Studien an um etwas über die Methodik zu erfahren und über mögliche Auftraggeber. Diese Informationen werden in Artikeln oft unterschlagen, aber ich finde sie unerlässlich um mir selber eine Meinung bilden zu können.

In diesem Fall habe ich tatsächlich keine einzige Studie gefunden sondern nur eine Menge Artikel aus dem Genre "Küchenpsychologie", wird besonders gerne von Frauenmagazinen genommen wenn man noch irgendwo Platz für einen Artikel hat. Selbst auf der Webseite dieser "Expertin" gibt es keinen einzigen Link zu seriösen, wissenschaftlichen Publikationen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das liest sich doch sehr wie Hausfrauenpsychologie. Wenn man mit anderen teilt, ist man liebevoll, wenn man sich etwas mischt ist man multi tasking fähig. Das klingt für mich einfach danach, dass jemand einen Artikel schreiben wollte und damit möglichst viele Leser bekommen wollte, aber so richtig nachvollziehbar ist das nicht, weil man verschiedene Speisen einfach unterschiedlich isst und vor allem auch das Elternhaus und die Erziehung eine Rolle spielen.

Sicherlich trifft auch einiges auf mich zu, aber sind wir mal ehrlich, wer isst schon Suppe getrennt voneinander oder eine Suppe auf einem normalen nicht tiefen Teller oder einer Schüssel? Das sind alles so Sachen, die sich einfach auch ergeben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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