Rezept exakt nachkochen wollen und dann doch nicht?

Eine Bekannte von mir ist total unlogisch. Sie war mal bei mir zu Besuch mit ihrem Mann, wobei ich damals Kirsch-Käsekuchen serviert habe. Ihr Mann war total begeistert davon und meinte dann, sie soll sich das Rezept von mir holen, damit sie das identische Rezept zu Hause nachmachen kann. Sie meinte, wenn sie es nicht genauso macht wie ich, dann wäre ihr Mann bestimmt sauer.

Sie rief dann vor einigen Tagen an und hat sich dann bis ins kleinste Detail erklären lassen in welcher Reihenfolge ich vorgegangen bin (Rezept hatte sie schon und auch schon alles gekauft). Dann hat sich aber heraus gestellt, dass sie die Kirschen durch Mandarinen ersetzen würde. Das finde ich persönlich unlogisch. Wenn man exakt dasselbe Rezept nachmachen möchte (wie sie mehrfach betont hat) dann tauscht man doch nicht die Hauptzutat aus? Könnt ihr diese Logik nachvollziehen? Macht ihr das vielleicht selbst manchmal so?

Vielleicht mag sie selber ja keine Kirschen oder der Mann hat dann plötzlich gesagt, dass es mit Mandarinen auch ganz nett wäre. Man kann sicherlich Kleinigkeiten abändern, wenn es einem besser schmeckt und man bestimmte Zutaten aus dem Rezept nicht mag, wenn man allerdings alles genauso nachmachen möchte, dann ist der Wechsel der Zutaten schon etwas unlogisch. Ich kann mir das wirklich nur so erklären, dass ihr das wohl mit Mandarinen besser schmeckt.

Bei nicht all zu wichtigen Zutaten fällt es sicherlich nicht so stark auf, wenn man diese austauscht. Aber die Kirschen waren ja schon ein wesentlicher Bestandteil und da macht es geschmacklich natürlich schon einen Unterschied, wenn man diese durch Mandarinen ersetzt. Natürlich bleibt das Grundrezept für den Kuchen gleich, aber es ist eben nicht mehr exakt das Gleiche.

Nun weiß man ja die Hintergründe nicht und vielleicht hat ihr Mann gesagt, dass er den Kuchen lieber mit Mandarinen essen möchte oder sie hat ihn vorher gefragt, ob sie die Kirchen austauschen kann. Ich hätte da einfach gefragt, warum sie denn keine Kirschen verwendet.

Es gibt diverse Gründe, die dazu führen können, dass man ein vorgegebenes Rezept am Ende doch abwandelt - sowohl freiwillig als auch unfreiwillig. So ist es doch denkbar, dass der Kuchen zur Kaffeetafel am Sonntag gebacken werden sollte und der Bekannten just am Morgen erst aufgefallen ist, dass sie keine Kirschen, sondern nur noch Mandarinen hat.

Wenn nun weder Nachbarn aushelfen können noch die Bereitschaft da ist, die fehlenden Zutaten teuer an der Tankstelle nachzukaufen, ist man in solch einem Fall irgendwo dazu gezwungen, zu improvisieren. Auch möglich ist, dass einer der Gäste keine Kirschen mag und somit ein Kompromiss für das Obst her musste. Oder aber es handelt sich einfach um eine spontane Laune und Experimentierfreudigkeit, die erst nach einiger Bedenkzeit aufgetreten ist.

Ich würde da gar nicht zu viel hineininterpretieren. Letztendlich ist es auch nicht abwegig, dass die Bekannte einfach an dem Basisteig und dessen Konsistenz enormen Gefallen gefunden hat und ihn so exakt wie möglich kopieren wollte, die Zusätze wie Kirschen und Co aber als austauschbare Extras empfunden hat. Dann fände ich es immer noch nachvollziehbar, dass sie Schritt für Schritt in die Herstellung eingeweiht werden wollte, denn gerade Käsekuchen lebt von seiner Cremigkeit und gelingt nicht jedem perfekt.

Ich schaue oft im Internet bei chefkoch.de nach Rezepten und nehme mir vor, diese ganz genau so nachzukochen. Ich muss aber zugeben, dass ich sie meistens doch, und sei es nur leicht, ändere. Das kann beispielsweise die Zeit im Ofen sein, wenn ich der Meinung bin, dass es noch nicht reicht, die Art des Öls, wenn ich mir kein teures Spezialöl kaufen will, oder die Menge der Gewürze.

Kürzlich habe ich eine vietnamesische süßsauer Suppe gemacht und gewissenhaft alle exotischen Zutaten, auch Soßen, gekauft. Nur den teuren Sake, den es leider nicht in kleinen Flaschen gab, habe ich durch einen Weißwein ersetzt, den ich noch übrig hatte. Trotz dieser leichten Änderung ist die Suppe perfekt geworden, genau so gut wie beim Chinesen.

Ich finde es auch schwierig, hier eine Antwort zu finden, weil man die Hintergründe in der Geschichte so gar nicht kennt. Aber wenn man es so sehr betont, dass man unbedingt das exakte Rezept nachmachen möchte, um dann die Hauptzutat auszutauschen, dann finde ich das schon etwas komisch. Aber vielleicht mag einer der Beiden Kirschen doch nicht so gerne und das kam erst später raus. Ich denke auch, dass du einfach hättest fragen können, warum sie das macht.