Retriever nie schwimmen lassen - grausam?
Retriever sind ja dafür bekannt, dass sie Gewässer sehr lieben und gerne schwimmen, bei der Jagd werden sie ja auch häufig in solchen Gebieten eingesetzt. Eine Onlinebekanntschaft berichtete letztens, dass sie zwar auf dem Land lebt und ihr Golden Retriever viel Auslauf in der Natur erhält, es aber in der Nähe keine Gewässer gibt. Nun überlegt sie, ob sie mit dem Hund öfters mal einen Ausflug per Auto machen soll, bis sie einen See erreichen.
In den Kommentaren meinte eine andere Freundin sofort, dass sie das auf jeden Fall tun müsse, es sei nicht artgerecht, Retrievern keinen Zugang zu Gewässern zu verschaffen. Andernfalls hätte sie sich das vor der Anschaffung überlegen müssen. Ist es ein Muss, dass Retriever regelmäßig schwimmen können oder können sie auch ohne Gewässer bei genügend Auslauf und Lebensraum glücklich sein?
Retriever sind nicht genormt, es sind Lebewesen mit individuellen Eigenschaften. Ein Hund ist doch kein Smartphone-Modell! Sprich, bedingt durch die Zuchtselektion haben viele Retriever eine hohe Affinität zu Wasser. Das bedeutet aber nicht, dass ausnahmslos jeder Retriever Wasser super findet. Manches Exemplar muss erst überzeugt werden, einige haben schlichtweg Angst vor dem nassen Element.
Außerdem ist der natürliche Lebensraum des domestizierten Haushundes im Dunstkreis seiner Menschen. Das gilt auch für Retriever. Das sind Hunde und keine verhinderten Enten, die lieber am Teich leben. Natürlich ist es toll und wichtig, etwas gemeinsam mit seinem Hund zu unternehmen, das seinen natürlichen Anlagen entspricht.
Aber Retriever finden zuchtbedingt nicht nur oft Wasser gut. Sie stöbern gern, apportieren oft gern und gut, arbeiten gern mit ihrem Menschen und sind oft sehr an anderen Hunden interessiert. Man kann sie also bestens auch ohne Wasser beschäftigen und glücklich machen.
Nach der Logik müssten Dackel und kleine Terrier immer mindestens in die Schliefenanlage oder in den echten Bau. Schnauzer und Pinscher müssten Ratten töten und im Stall leben und ein Schipperke ohne Boot geht nicht.
Pudel sind ja eigentlich auch sehr wasseraffine Jagdhunde. Das hat unserem aber nie jemand erzählt, denn der jagt höchstens Bällchen, und große Wasserflächen sind unglaublich gruselig. Müssen wir den armen Kerl jetzt regelmäßig in den Fluss werfen, damit er artgerecht gehalten wird?
Wenn deine Bekanntschaft einen See gut mit dem Auto erreichen kann, sie und Hund da Lust drauf haben und der Hund nicht zu viel Angst im Auto hat, dann wird sich der Retriever da sicher auch drüber freuen. Das heißt aber ja noch lange nicht, dass es ihm ansonsten schlecht gehen würde. Hat der Hund aber beispielsweise total Angst im Auto, dann wäre ihm mit der Fahrt zum See sicher nicht geholfen, selbst, wenn er gerne schwimmen geht.
Ich würde es schon mal versuchen. Für einen selber ist das ja vielleicht auch ganz angenehm mal zu einem schönen See zu fahren. Generell ist natürlich nicht jeder Hund gleich und was in der Rassebeschreibung steht muss ja nicht zum eigenen Hund passen. Generell ist es aber sicherlich mal ganz schön für den Hund auch mal etwas woanders zu erschnüffeln zu können und eventuell auch mal schwimmen zu gehen. Grausam ist es aber auch nicht, wenn der Hund "nur" Auslauf in der schönen Natur bekommt.
Es gibt doch durchaus auch Rassen, die dafür bekannt sind, dass sie Wasser mögen und bei denen manche Tiere nicht gerne ins Wasser gehen. Bekannte hatten einen Australian Shepard und dieser war so ganz anders, als die Rasse beschrieben wurde. Eine andere Bekannte hat einen Jack Russel Terrier, der alles andere als aufgedreht ist und beschäftigt werden möchte. Der Hund ist eher gemütlich beim spazieren gehen und möchte nicht ständig gefordert werden.
Es kann also sein, dass der Retriever dieser Frau vielleicht mit Wasser gar nichts anfangen kann. Als Quälerei würde ich es auch nicht bezeichnen. Natürlich versucht man seinem Hund auch den Gang ins Wasser zu ermöglichen, wenn dieser es gerne mag und Spaß daran hat. Aber es gibt ja noch ausreichend andere Möglichkeiten, um einen Hund zu fordern und zu fördern.
Meinem Labrador Retriever kann man sicher nicht vermitteln, dass er ein wasseraffiner Hund zu sein hat. Ich war vor Jahren mal mit ihm an der Nordsee. Er war zwar anfänglich durchaus interessiert an dem Wasser, sobald er aber drin stand, hat er einen schnellen Satz zurück an Land unternommen. Auch hier am Fluss oder am See bevorzugt er es, das Wasser zu meiden.
Er geht auch nicht gerne im Regen aus dem Haus und ist, gerade wenn es stark regnet, der erste, der wieder unter dem schützenden Vordach steht, sobald es wieder nach Hause geht. Um Pfützen macht er sogar extra einen Bogen, damit seine Füße nicht nass werden. Wie gesagt, mein Retriever ist wohl eher wasserscheu.
Ich denke nicht, dass man einem Retriever grundsätzlich immer ein Gewässer anbieten muss, in dem er schwimmen kann. Auf der anderen Seite sollte man auch nicht davon ausgehen, dass alle anderen Hunderassen sich nicht für das Wasser und das Schwimmen interessieren. Man sollte den einzelnen Hund betrachten und schauen, ob sich das jeweilige Individuum für Wasser interessiert oder nicht.
Grundsätzlich denke ich aber auch, dass ein Retriever (oder jeder andere Hund auch) auch ohne Wasser glücklich werden kann, selbst wenn er gerne schwimmt. Es gibt sicher ausreichend Wege, einem Hund ein zufriedenes Leben zu ermöglichen und wenn es nun gerade nicht möglich ist, dem Hund stets einen Ort zum schwimmen anzubieten, so wird es genügend Alternativen geben, die ihn genauso glücklich machen.
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